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Fatma Akerson: Düğmeler ve Başka Şeyler

Verknüpfte Geschichten

In ihrem zweiten Roman, Düğmeler ve Başka Şeyler (Knöpfe und andere Dinge), greift Fatma Akerson ein Thema wieder auf, das sie seit Anbeginn ihrer literarischen Tätigkeit umtreibt: sich zu erinnern, sein eigenes Leben zu rekonstruieren, scheinbar schicksalshaft Vorgezeichnetem zu entgehen und durch das tiefere Verständnis für die eigene Geschichte sich entweder von dem vorgezeichneten Weg zu lösen oder ihn als den eigenen zu akzeptieren.

Eylül (September) schreibt einen Roman und tut sich schwer damit. Gülşen und Koray teilen eine seltene Leidenschaft, die Leidenschaft für Knöpfe. "Möchtest du meine Knopfsammlung sehen?", fragt Koray seinen Schwarm. Gülşen möchte natürlich und betrachtet staunend, wie ordentlich er in einem speziell dafür angefertigten Schränkchen seine Knopfsammlung geordnet hat. Bald schon heiraten die beiden und eröffnen gemeinsam eine kleine Knopfmanufaktur.

Diese simple Handlung ihres Romans befriedigt Eylül keineswegs. Wenn sie beim Schreiben aus dem Fenster schaut, sieht sie auf einem Steg am Meeresufer eine Frau in einer purpurnen Pelerine stehen. Schließlich geht sie hin, die beiden unterhalten sich. Die Frau mit der Pelerine ist weit interessanter als die Romanfiguren Koray und Gülşen, und Eylül möchte sie in ihrem Roman auftreten lassen, was ihr nach langem Mühen auch gelingt.

Die Pelerinenfrau ist auf der Suche nach ihrer eigenen Geschichte. Als junges Mädchen verliebte sie sich einst in einen Märchenerzähler, der nach der ersten Liebesnacht spurlos verschwand. Einziges Andenken an ihn ist eine Halskette mit in Gold gefassten, blauen Steinen. Seit sie die Kette trägt, muss die Pelerinenfrau Geschichten erzählen, in einem ewigen Kreislauf musste sie den Platz des Geliebten einnehmen. Um zu sich selbst zu finden, entledigt sie sich nach langen Jahren des Erzählens endlich des Halsbands, indem sie es einem Händler verkauft.

Das ist Eylüs Chance: Koray kauft nichtsahnend das Halsband, um es Gülşen zu schenken. Doch der Schmuck bringt den beiden kein Glück. Gülşen taugt nicht zur Märchenerzählerin, die Kette landet im hintersten Winkel einer Schublade, das anfangs unzertrennliche Paar lässt sich scheiden.

Die Pelerinenfrau erkennt bald, dass der Verkauf des Halsbands ein schwerer Fehler war. Sie findet auch ohne das schicksalhafte Schmuckstück nicht zu sich selbst und möchte es zurückhaben. Aber wie? Der Käufer Koray besitzt es nicht mehr, Gülşen ist ahnungslos. Nun ist es Aufgabe der Erzählerin Eylül, die Pelerinenfrau mit Gülşen zusammenzubringen. Nach einiger Mühe gelingt ihr das, die beiden begegnen sich bei einer Vernissage, und Gülşen trägt auf Drängen ihres zweiten Ehemannes die Halskette. Die Pelerinenfrau kennt Gülşen zwar nicht, erkennt aber ihre Kette und spricht die Unbekannte an, die ihr nach kurzem Wortwechsel das ohnehin ungeliebte Halsband schenkt.

Aber wer wird nun der nächste Märchenerzähler? Diese Rolle muss nämlich ewig ausgefüllt sein. Koray versucht es, hat aber nicht wirklich das Zeug dazu, er möchte Schriftsteller sein, muss sich aber mit der Rolle eines mediokren Märchenerzählers begnügen. Da taucht Ayça auf, die Tochter Gülşens aus zweiter Ehe. Sie könnte auch Korays Tochter sein - was Eylül allerdings ausschließt -, denn charakterlich ähnelt sie ihm mehr als ihrem richtigen Vater. Nun ist es Eylüls Aufgabe, die Pelerinenfrau mit Ayça zusammenzubringen, denn Ayça entpuppt sich als für die Rolle der Märchenerzählerin geeignete Person. Eylül schafft auch das, die Pelerinenfrau schenkt Ayça die blaue Halskette, womit sich der Kreis schließt.

Neben der Erzählerin Eylül tritt in dem Roman eine weitere Erzählerin auf, eine Ich-Erzählerin, die sich zunehmend in die Geschichte einmischt, was zu einem Konflikt zwischen den beiden Erzählerinnen führt, aber auch einen gewissen Verfremdungseffekt mit sich bringt und die Komplexität des Romans erhöht.

Das scheinbar unentrinnbare Schicksal verändert sich, wenn man es akzeptiert. Das Thema der Suche nach sich selbst hatte Akerson auch in ihrem zweiten Roman, Nisan (April), behandelt. Der dritte Roman soll bald folgen, und man darf vermuten, dass die Autorin mit ihm bei der Suche ein Stück vorangekommen sein wird.


von Eva Lacour - 20. Februar 2018
Düğmeler ve Başka Şeyler
Fatma Akerson
Düğmeler ve Başka Şeyler

Yapı Kredi 2016
104 Seiten, broschiert
EAN 978-9750836084