"Mit dem Beginn der Zwanzigerjahre dieses 21. Jahrhunderts stehen wir nicht nur angesichts der Coronakrise vor nie dagewesenen Herausforderungen: Es gilt, den Klimawandel zu meistern, die Gesellschaft in allen Lebensbereichen fit für das digitale Zeitalter zu machen und dabei die soziale Gerechtigkeit zu wahren. Für das Wohnen bedeutet das, die Gebäude noch klimaschonender zu machen, die Mieter mit bezahlbaren digitalen Lösungen beim Energiesparen zu unterstützen, neue Formen der Mobilität wie E-Fahrzeuge in den Wohnvierteln zu etablieren – und dabei allen Menschen, egal mit welchem finanziellen Hintergrund oder Wohnort, die gleichen Chancen und Möglichkeiten zu bieten."
Des Weiteren unterstreicht Axel Gedaschko, Präsident des "GdW Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen", in seinem Geleitwort zum vorliegenden Buch, dass Wohnen zu der sozialen Frage unserer Zeit geworden ist und die Wohnungswirtschaft vor enormen Herausforderungen steht. "Die Anforderungen an das Wohnen sind enorm gewachsen, doch die ökonomische Machbarkeit wird an vielen Stellen aus den Augen verloren."
Nach wie vor mangelt es insbesondere in unseren Großstädten vor allem an bezahlbarem Wohnraum. Die neue Bundesregierung hat dieses Problem offensichtlich erkannt, erstmals seit 23 Jahren wieder ein eigenständiges Bauministerium installiert und will im Rahmen des "Bündnis bezahlbarer Wohnraum" künftig die Zahl der erbauten Wohnungen von 300'000 auf 400'000 pro Jahr steigern. Während die Bundesbank die Immobilienpreise schon jetzt in manchen Lagen für deutlich überbewertet hält und auch die Finanzwächter des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ESRB) davor warnten, dass sich der Immobilienpreisschub sowohl auf urbane als auch auf ländliche Gebiete ausgeweitet habe, können die meisten Immobilienexperten und Finanzinstitute noch keine Blase erkennen. Sie sehen vielmehr die beobachtbaren Steigerungen der Mieten und Immobilienpreise eher als Ausdruck eines Neubaudefizits angesichts einer Nettozuwanderung von jährlich durchschnittlich rund 454'000 Personen (Zugänge bzw. Flüchtlinge aufgrund des Kriegs in der Ukraine sind dabei noch gar nicht berücksichtigt).
Vor dem Hintergrund solcher Entwicklungen kommt dem vorgelegten Werk in Zeiten, in denen nicht selten scheinbar einfache Problemlösungen gefordert werden, etwa bundesweite Mietendeckel und -stopps oder gar Enteignungen, eine wichtige Rolle zu. Faktenbasiert werden die zentralen Themen der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft – entlang des Lebenszyklus und der Wertschöpfungskette sowie auf die operative Aktivitätsebene heruntergebrochen – behandelt.
Das Lehrbuch gliedert sich in 17 Kapitel und beginnt mit einer Einführung in die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft. Dabei wird u. a. die Immobilie als Wirtschafts- und Sozialgut charakterisiert, das zugleich weitere Besonderheiten wie eine lange Produktionsdauer und Amortisationszeit sowie eine geringe Elastizität von Angebot und Nachfrage aufweist. Hinzu kommen ein hochgradig regulierter Markt, intensive politische Aufmerksamkeit, ein hoher Anteil von kommunalen, staatlichen, gemeinnützigen und genossenschaftlichen Marktteilnehmern sowie besondere historische Traditionen.
Alcay Kamis, Herausgeber und Autor dieses Lehrbuchs, ist seit ca. 20 Jahren in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft tätig. Er ist Chartered Surveyor und professionelles Mitglied der Royal Institution of Chartered Surveyors (MRICS), London, und verfügt über ein breites Expertenwissen insbesondere im Management der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft. Zusammen mit seinen Co-Autoren behandelt er die zentralen Inhalte der immobilienwirtschaftlichen Ausbildung. Was das Werk jedoch besonders auszeichnet, ist die fundierte und zugleich komprimierte Auseinandersetzung mit den wesentlichen sektorspezifischen Problemstellungen und Lösungsansätzen sowie der gelungene Mix von Theoriewissen und praktischer Anwendung. Damit kann das Werk vor allem Studierenden immobilienwirtschaftlicher Studiengänge, aber auch Praktikern, etwa Managern der Immobilienwirtschaft, Architekten und Bauunternehmern, zur Lektüre gut empfohlen werden.