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Die Nikopol-Trilogie

Nikopol und die Geschäfte der Unsterblichen

"Die Unsterblichkeit ist eine Form der Diktatur des Lebens über den Tod. Sowohl in der Diktatur als auch im Leben bleibt mir nichts anderes übrig als unsterblich zu werden. Und das werde ich, wenn ich sterbe.", so H.F. Weißkohl in seinen Gesammelten Schriften aus dem Jahre 2023. Der Diktator eines futuristischen Paris, Weißkohl, will seine Herrschaft über die französische Hauptstadt in die Ewigkeit ausdehnen. Hans-Ferdinand Weißkohl will mit Hilfe der Unsterblichen, die in einer Pyramide über den Dächern des Regierungspalastes schwebt, Unsterblichkeit erlangen. Er bietet ihnen dafür Treibstoff. Doch einer der ägyptischen Götter, Horus, hat andere Pläne.

Paris 2023

Porte de Clignancourt, U-Bahn Linie 4: Horus und Nikopol begegnen sich das erste Mal. Letzterer ist gerade aufgetaut, er war 20 Jahre lang im Kosmos verbannt, aber erst 30 Jahre später kehrt er zurück...in die U-Bahn Linie beim großen Pariser Flohmarkt. Horus Hierakonopolis schlüpft kurzerhand in seinen Körper und benutzt ihn als Tarnung für seine eigenen Pläne. Ein fantastisches Abenteuer beginnt, das durch Detailverliebtheit und futuristische Science Fiction Atmosphäre alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Die Comic Art von Bilal ist herkömmlichen Publikationen dieses Genres hochhaus überlegen und ist so fantastisch, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt. Da gibt es ein Eishockeymatch zwischen F.N. Paris und B.R. Bratislava in bunten Farben und darüber kreisen ägyptische Götter in vornehmen Grautönen. Zwischendurch sorgen Zeitungsartikel für Authentizität und sogar Baudelaire wird zitiert.

Lang lebe Nikopol!

Die Nikopol-Trilogie ist ein ästhetischer Hochgenuss, der seinesgleichen sucht. Das ewige Spiel von Macht und Herrschaft wird ebenso gekonnt persifliert, wie herkömmliche Liebesgeschichten. Denn natürlich spielt auch eine Frau eine wichtige Rolle in dieser Trilogie, aber erst im zweiten Teil, die "Frau in blau", Jill Bioskop. Aber auch die Geschichte des Rebellen Horus wird erzählt: "Immerhin so viel kann ich sagen: grundlegende Meinungsverschiedenheiten, eine tiefe Abneigung gegen meine Artgenossen und mein eigener Wille zur Macht haben mich dazu bewogen, mit meiner Vergangenheit zu brechen. Ich stelle mich sozusagen als Einzelkämpfer gegen die Weltordnung und die heilige Ewigkeit."" Der Faschismus ist tot – Es lebe Nikopol!

Diese neue und definitive Ausgabe ist mit grafischen und schriftlichen Elementen aus Bleu Sang (Christian Desbois éditions 1994) ausgeschmückt.


von Juergen Weber - 12. Dezember 2018
Die Nikopol-Trilogie
Enki Bilal (Illustration)
Die Nikopol-Trilogie

Carlsen 2018
184 Seiten, gebunden
EAN 978-3551738783
Format 24,00 x 32,00 cm