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Stella Eva Henrich: stellysee

stellysee

Als sich Odysseus vor nahezu dreitausend Jahren auf die Reise in ferne Länder machte, brachte er am Ende seiner zehnjährigen Odyssee viele Geschichten und Abenteuer mit nach Hause. So entstand die Ilias von Homer. Auch die Autorin, Stella Eva Henrich, sagt, sie habe sich vor einiger Zeit mit der Kraft des Ertragens und großer Neugierde auf manche Irrfahrten begeben. Sie sei dabei Menschen begegnet, habe Gefühle durchlebt, an der Verwirrung der Sinne gelitten, Symbole als Aufforderung gedeutet, neue Wege einzuschlagen, betrüge und lasse sich betrügen, spiele die Klaviatur des Theaters und lerne die Macht des Unbewussten kennen. So entsteht die stellysee, sagt Stella Eva Henrich.

Im Vordergrund ihrer Kurzgeschichten und Gedichte steht stets der erotische Augenblick, die Faszination an großen Gefühlen, die bis zum Terror ausarten können. In den insgesamt 13 Kurzgeschichten und Gedichten geht es aber auch durchaus amüsant zu.

Das Buch spiegelt das Leben einer Frau des 21. Jahrhundert, die sich ihre sexuellen Phantasien und Wünsche schon lange nicht mehr verbieten lässt.

Besonders gelungen sind die Kurzgeschichten "Liebesspiele mit kleinen Brotmessern", in der sich das Geschlechterkräfteverhältnis mit neu gewonnenem Selbstbewusstsein der Protagonistin umkehrt. Aber auch deutlich macht, dass nicht nur Frauen in Sachen Liebesspiele und Körperwahrnehmung mit sich zu kämpfen haben.

"Amazonas in der großen Stadt" ist eine ausgesprochen humorvolle kurzweilige Lektüre und wirft einen Blick auf das Leben in Städten des 21. Jahrhunderts. Geschlechterkampf, das Ringen um Respekt und Anerkennung stehen im Mittelpunkt. Nicht verbissen geht die Autorin dieses Thema an, sondern mit einer großen Portion Humor und sprachlichem Witz.

Es stimmt absolut, wenn die Autorin über ihr Buch behauptet, es handele sich bei der stellysee weniger um eine surreale Abenteuerfahrt als vielmehr um einen Tanz zwischen Raum, Zeit und Wirklichkeit, verschiedene Perspektiven des Wahrnehmens, des Ankommens und des Abschieds und um die Erfahrung von Glück und Unglück. Also um den ganz normalen Wahnsinn des Lebens. Und immer gespickt mit einem Funken Erotik.

Erotische Aktmalerei rundet die Lektüre ab.


von Sabine Klee - 15. Februar 2004
stellysee
Stella Eva Henrich
stellysee

Eigenverlag 2004
90 Seiten, broschiert
EAN 978-3935798723