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Charles Bukowski: Ein Sixpack zum Frühstück

Über das Trinken

Der Herausgeber Abel Debritto gilt als "Sherlock Holmes der Bukowski-Forschung" und hat für den Maro-Verlag in vorliegendem Kompendium nicht nur Gedichte und Prosa, sondern auch Interviews, Briefe und Manuskripte Charles Bukowskis zum Thema Trinken zusammengestellt. Die Auswahl reicht dabei von seinen Anfängen als nebenberuflicher Dichter bis hin zu seinem späteren ausschließlichen Schriftstellerdasein.

Magendurchbruch mit 35, Schriftstellerdurchbruch mit 50

Bukowski-Conaisseure werden wissen, dass es eine zehnjährige Schaffenspause im Œuvre des amerikanischen Outlaw-Schriftstellers gab, in der er nichts schrieb. In diesen – ca. zehn Jahren – hat er wohl hauptsächlich getrunken. Aber wie der "Dirty Old Man" es selbst sagt, ist das Trinken ja eigentlich nur eine Vorbereitung auf das Schreiben. Und umgekehrt. "Besoffen vor dieser Schreibmaschine zu/sitzen, ist besser als jede Frau,/die ich jemals gesehen oder/gekannt habe", schreibt er in dem Gedicht "Dies", womit auch das dritte wichtige Thema Bukowskis erwähnt wäre. Trinken, Frauen, Schreiben und dann noch die Pferderennen natürlich. Mit 50 Jahren hatte es Charles Bukowski dann endlich geschafft. Er konnte aus der Tretmühle der McJobs aussteigen und endlich von seiner Schreiberei (und Trinkerei) leben. "Die bezahlen mich dafür, dass ich trinke. Das ist doch nett", meint er in einem Interview. Aber er ist sich natürlich auch der Gefahren bewusst: "Das Trinken ist eine Form von Selbstmord, die einem erlaubt, ins Leben zurückzukehren und am nächsten Tag neu anzufangen. Als würde man sich umbringen und dann wiedergeboren werden." Charles Bukowski wurde als Kind von seinem Vater verprügelt und dadurch schon früh zum Alkoholiker. Aber dennoch schaffte er es, ein Schriftsteller zu werden. Mit 50.

Charles Bukowski wird 100+

In einer der Stories in vorliegendem Band ist Buk Trauzeuge bei einer Zen-Hochzeit und landet am Ende besoffen im Knast. Aber eigentlich ist es ihm stets am liebsten gewesen, alleine zu trinken: "(Das)…ist die einzige Art zu trinken – allein trinken/allein sein/die Dinge spüren/und zusammenfügen.". Wenn er alleine trank, landete er auch nicht im Knast, sondern in seinem eigenen Gehirn, was wohl noch viel aufregender war. "Die meisten Amerikaner erlangen ihre spirituelle Inspiration, indem sie sich vergiften, und ich bin einer von diesen Amerikanern", zitiert Buk Norman Mailer und auf ihn selbst passt es wohl noch besser. Zum 101. Geburtstag von Charles Bukowski am 16. August 2021 hätte in Bamberg eine große Fete der deutschen Bukowski-Gesellschaft stattfinden sollen. Diese wurde auf 2022 verschoben. Gut so. So kann man seinen 100. gleich dreimal feiern. Andere Themen-Bände hat Abel Debritto auch zu den Themen On writing, On Cats, On Love, Essential Bukowski: Poetry bei HarperCollins veröffentlicht. Der vorliegende Band des Maro-Verlages enthält viele (einige erstmalig auf Deutsch erscheinende) Texte über das Trinken und Schreiben sowie Fotos und Zeichnungen und einigen Faksimiles seiner Originaltexte. Ein guter Einstieg in sein Werk, das die ganze Bandbreite seines Schaffens in einer Ausgabe vereint.


von Juergen Weber - 05. August 2021
Ein Sixpack zum Frühstück
Abel Debritto (Hrsg.)
Charles Bukowski
Ein Sixpack zum Frühstück

Über das Trinken
Maro 2021
256 Seiten, broschiert
EAN 978-3875124958