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Langenscheidt: Intensivkurs Spanisch

Unausgereifte Spanisch-Software

Der Intensivkurs Spanisch umfasst die auch getrennt auf CD-ROM erhältlichen, aus je zehn Lektionen bestehenden Kurse Spanisch 1, mit dem man etwa Niveau A1 nach dem Europäischen Referenzrahmen erreicht, und Spanisch 2, der etwas oberhalb von Niveau A2 endet, d.h. auch wer nur für den Urlaubsbedarf Spanisch lernen möchte, tut gut daran, auch den zweiten Kurs mindestens zur Hälfte durchzuarbeiten. Die Angaben des Verlages bezüglich der zu erreichenden Niveaus sind unrealistisch. Nach Abschluss von Kurs 1 beispielsweise verfügt der Lernende lediglich über das Präsens und hier kennt er noch nicht einmal die wichtigsten unregelmäßigen Verben. Das Perfekt kommt erst in Lektion 12, d.h. im zweiten Kurs an die Reihe. Das Plusquamperfekt wurde offenbar vergessen. Trotzdem wird in Kurs 2 teilweise an Grammatik nachgeholt, was in Kurs 1 versäumt wurde.

In dem Paket weiter enthalten sind ein Grammatik- und ein Vokabeltrainer.
Die Kurse sind nett gemacht, so dass beim Lernenden keine Langeweile aufkommt. Die Dialoge sind teilweise witzig und so macht das Lernen wirklich Spaß.
Besonders freut man sich immer auf die alltagsnahen Simulationen am Ende jeder zweiten bis dritten Lektionen. Allerdings muss man sagen, dass diese für Anfänger ohne Vorkenntnisse von Anfang an sehr schwer sind und hinsichtlich Grammatik und Wortschatz erhebliche Vorgriffe enthalten. Notfalls hilft nur, diese zunächst auszulassen und erst gegen Mitte des zweiten Kurses in Angriff zu nehmen. Unverständlich ist, dass man bei den Aufgaben, die in den Simulationen zu bewältigen sind, z.B. eine E-Mail schreiben, jeweils alles komplett richtig haben muss, damit die E-Mail vom virtuellen Partner "verstanden" wird. Ist ein Fehler enthalten, gibt das Programm noch nicht einmal einen Hinweis auf die angeblich "unverständliche" Stelle. Das ist unrealistisch, denn tatsächlich würde der Partner selbstverständlich nachfragen und angeben, welchen Satz er nicht verstehen konnte.

Ausgesprochen ärgerlich ist in dieser Hinsicht die zweite Simulation am Ende von Lektion 4 von Kurs 1, wo der Lernende zur Erstellung einer E-Mail an ein Restaurant Wörter frei in Lücken schreiben muss, ohne aber einen Hinweis auf die geforderten Inhalte zu erhalten, so dass es kaum möglich ist, die vorgesehene Lösung zu finden; da man obendrein die richtigen Lösungen nicht abfragen und nicht zum nächsten Schritt der Simulation wechseln kann, d.h. die Aufgabe lässt sich nicht überspringen, ist man nach einigen erfolglosen Versuchen zum Aufgeben und Abbruch der Simulation gezwungen ist, wodurch sich natürlich Frustration einstellt.

Abgesehen davon ist die Idee, Restaurants zu recherchieren und diese wegen eines Abendessens anzuschreiben oder anzurufen, sehr realistisch und motivierend. Allerdings würde man nach der dritten Simulation dieser Art, nachdem man auch noch ein Silvester- und im zweiten Kurs dann ein Geburtstagsessen organisiert hat, doch gerne auch mal etwas anderes tun.

Die dritte Simulation in Kurs 1, wo man einen Räuber überführen muss, indem man seine Alibis überprüft und dazu mit vielen Personen sprechen muss, ist besonders lustig. Allerdings ist es auch hier wieder so, dass es für Anfänger knapp unterhalb von Niveau A1 (nach Lektion 6 von Kurs 1) praktisch unmöglich ist, den Redeschwall der virtuellen Gesprächspartner zu verstehen. Sicher ist das auch nicht notwendig, denn man muss in der Fremdsprache ohnehin lernen, sich zu orientieren und die wesentlichen Informationen herauszuhören, ohne alles zu verstehen. In der Realität wird man tatsächlich niemals alles verstehen können. Schade ist aber doch, dass man die Texte nirgendwo nachlesen kann.

Die dritte Simulation am Ende von Lektion 8 endet leider wieder mit Frustration. Man bekommt u.a. die Aufgabe, einen kurzen Text zu korrigieren. Hier hätte sichergestellt werden müssen, dass die Objektpronomen nur für Verben zu korrigieren sind, die in den Lektionen tatsächlich durchgenommen wurden, und nicht z.B. für interesar. Das Problem bei dieser Art von Aufgaben in den Simulationen ist, wie gesagt, dass man auch bei nur einer einzigen falschen Teillösung aufgefordert wird, es erneut zu versuchen, ohne einen Hinweis auf die falsche Stelle zu bekommen. So bleibt man letztlich auch hier gezwungen, die Simulation nach erfolglosem Probieren abzubrechen. Die korrekte Lösung zu finden, ist deshalb praktisch unmöglich, weil bei der vorletzten zu korrigierenden Stelle vergessen wurde, ein "de" in die Markierung des korrekturbedürftigen Bereichs einzubeziehen, wodurch die Lernenden in die Irre geführt werden. Weiter hat sich bei einer der Aufgaben ein Tippfehler eingeschlichen, der ebenfalls zu Unsicherheit führt. Die Menge an Text, die in Simulation 3 gelesen werden muss, ist für Anfänger insgesamt auch zu groß.

Bei der vierten Simulation am Ende der letzten Lektion von Kurs 1 müssen in einer Aufgabe die korrekten Formen des Verbs ir im Pretérito Indefinido eingesetzt werden, obwohl diese Zeit im Kurs gar nicht durchgenommen wurde.

Insgesamt macht sich bei den Simulationen der Eindruck breit, als seien diese nachträglich und ohne Rücksicht auf die Grammatik-Progression in den Kurs eingefügt und noch nie getestet worden. Bleibt zu hoffen, dass die geschilderten Probleme bereits für die neue Programmversion 6.0 behoben wurden.

Der wohl peinlichste Tippfehler von Kurs 1 steckt aber in Übung 9 des Abschlusstests, wo "paracen" als korrekte Lösung gefordert wird!

Leider wurde zu Beginn von Kurs 2 teilweise auf Grammatikerklärungen in der Lektion verzichtet. Statt dessen wird man auf die Grammatikübersicht des Kurses verwiesen. Nun schließt das Programm aber das Fenster der Lektion, wenn man die Grammatikübersicht aufruft, was etwas lästig ist.

Übung 4 des ersten Zwischentests von Kurs 2 enthält einen unverständlichen Fehler. Aus den vorgegebenen Satzteilen "ver (yo) - a Luisa - el reportaje", aus denen sich so kein sinnvoller Satz bilden lässt, soll man zur Lösung "He visto a Luisa en el autobús." kommen.

Für einen Selbstlernkurs, der auch ohne Lehrer funktionieren muss, sind die Grammatikerklärungen leider allzu sparsam geraten und sollten bei einer neuen Programmversion besonders für schwierige Themen wie der Unterscheidung von direktem und indirektem Objekt noch ergänzt und erweitert werden.

Für eine spätere Version wäre weiter wünschenswert, das spanische Sonderzeichen ñ als Schaltfläche zu bekommen, damit man es nicht immer über den Ascii-Code eintippen muss, sondern es einfach anklicken könnte.

Schade ist auch, dass man die vielen gesprochenen Texte und Dialoge aus den Simulationen nicht zu Übungszwecken weiter verfügbar gemacht hat, so dass man sie auch einzeln hören und lesen könnte, ohne die ganze Simulation von vorne machen zu müssen. Mit dem Material könnte man auch zusätzliche Diktatübungen durchführen.

Wirklich nützlich an dem Kurs ist der Vokabeltrainer, der nicht nur den Wortschatz der Lektionen, sondern auch einen Grund- und Aufbauwortschatz enthält. Der Trainer stellt vor allem dadurch eine große Erleichterung dar, dass man mit ihm auch das Konjugieren von Verben üben kann, und zwar für sämtliche Tempora und Modi. Dadurch wird das lästige Auswendiglernen der zahlreichen unregelmäßigen Verben sehr erleichtert. Schön wäre es gewesen, wenn der Trainer wirklich alle unregelmäßigen Verben enthielte. Hier bietet die Software auf jeden Fall Möglichkeiten, die ein Buch mit Audio-CD nicht zur Verfügung stellen kann.


von Eva Lacour - 06. Januar 2011
Intensivkurs Spanisch
Langenscheidt
Intensivkurs Spanisch

Langenscheidt 2009
Multimedia-Sprachpaket auf DVD, Version 5.0.
EAN 978-3468910593