Talent und Einsamkeit
Wer eine solche Geschichte schreibt, muss ein hoch sensibler Mensch sein. Feine, differenzierte Antennen, die Fähigkeit zur Empathie und zur vielschichtigen Reflexion besitzen.
Zoë Jenny schildert die Geschichte der jungen, begabten Malerin Helen, die von einem reichen Sammler mit viel Geld geködert wird. Sie soll drei Monate in seinem Haus verbringen und dort sein Porträt malen. Eine entbehrungsreiche Jugend als Waisenkind und die Aussicht auf ein sorgenfreies Leben machen der jungen Frau die Entscheidung leicht: Sie setzt sich ins Flugzeug und wagt den Schritt ins Ungewisse. "Die nächsten Monate würde sie hier eingesperrt bleiben. Durch diesen Gedanken aufgeschreckt, griff sie panisch nach ihrem Mobiltelefon, ihrem einzigen Kontakt zur Aussenwelt." Die Künstlerin fühlt sich auf dem protzigen Anwesen einsam, trotz oder gerade wegen des zunehmend Besitz ergreifenden Gastgebers, der sie permanent zu beobachten scheint. "Die Tage verliefen gleichförmig, und die Abende verbrachte Helen immer allein." Langsam erwacht in der jungen Frau die Sehnsucht nach Leben, nach Gesprächen und nach ihren Freunden; Fluchtgedanken machen sich breit.
Zoë Jenny kann wunderbar erzählen. Sie bedient sich einer reduzierten, klaren Sprache, beschreibend, die Geschichte leise und sorgfältig entwickelnd; bisweilen an Peter Stamm erinnernd, aber ohne dessen pseudo-psychologischen Unterton. "Der Zoo war voller Überraschungen. Sie blieb so lange bei einem Tier, bis sie mit ihrer Zeichnung zufrieden war, und ging erst dann zum nächsten." Zoë Jenny ist keine laute, extrovertierte Person und schon gar kein Star im volkstümlichen Stil. Und sie ist weiblich. In einem Land, das vor allem männliche Stars kennt, fördert und verehrt, Topmanager, Bundesräte, Parteipräsidenten, Künstler, Sportler, hat sie es doppelt schwer, die verdiente Anerkennung zu erhalten. Pipilotti Rist lässt grüssen. Nicht von ungefähr wird Zoë Jenny in London leben und für ein deutsches Verlagshaus schreiben. Trotzdem ist sie vielleicht die beste Erzählerin, die die Schweiz zurzeit hat. Und sie steht erst am Anfang.

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