Gestalttherapie für Anfänger und Fortgeschrittene
Zwei Bücher, die sich mit der Gestalttherapie befassen: Eine aktuelle "Einführung für Neugierige" von Frank-M. Staemmler und ein wissenschaftlicher Sammelband, übersetzt aus dem Englischen.
Auch für Laien zugänglich und verständlich erklärt ist Staemmlers dünner Band zur Einführung in die Gestalttherapie. Er bietet interessantes aus dem Entstehungskontext der Gestalttherapie, wie sie in der Praxis aussehen kann und was sie grundsätzlich ausmacht, d. h. von anderen Arten der Psychotherapie unterscheidet. So versuchen Gestalttherapeuten beispielsweise weniger, menschliches Verhalten in eine festgelegte gesellschaftliche Norm zu bringen, sondern unterstützen eher persönliche Veränderung aufgrund von aktiven, neuen Erfahrungen (S. 11). Positiv fällt außerdem die durchgehend farbige Gestaltung des Buches auf: Sowohl wichtige Begriffe und Konzepte sind farblich markiert als auch nützliche Literaturempfehlungen und Zitate, die in Verbindung mit erklärenden Text stehen.
Auf wissenschaftlichem Niveau dagegen ist der Wälzer "Gestalttherapie in der klinischen Praxis". Hier sind nicht nur eine ganze Reihe von Aufsätzen internationaler Autoren zur Gestalttherapie versammelt, sondern auch jeweils ein zusätzlicher Kommentar - ganz nach dem dialogischen Prinzip der Gestalttherapie, das auf Martin Buber zurückgeht. Dargestellt sind hier nicht nur die klinische Praxis in ausführlichen Aufsätzen, sondern auch der historische Kontext und die Grundlagen dieser Psychotherapieform. Aus der Geschichte leitet sich auch ab, warum die Gestalttherapie lange nicht für schwerere psychische Krankheiten angewandt wurde. Spezifische Kontexte und Lebenssituationen wie z.B. Scham und Entwicklungstheorien sowie Suizidrisiko und Psychopathologie im Alter erhalten einen eigenen Beitrag. Bleibt zu hoffen, dass dank dieses imposanten Bands die Gestalttherapie in Theorie und Praxis weitere Verbreitung findet.
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