Heinz von Foerster, Bernhard Pörksen: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners

Die erfundene Wahrheit

Gibt es eine Wirklichkeit? Oder eine unabhängige, allgemeingültige Wahrheit? Vielleicht. Wir können es nicht genau sagen, da wir nur unsere Wahrnehmung haben, mit der wir uns eine Vorstellung von der Welt machen - so jedenfalls argumentiert Heinz von Foerster in diesem Buch. Es besteht aus mehreren Interviews, die Bernhard Pörksen mit ihm geführt hat. Es sind jedoch keine journalistischen Interviews, sondern lockere Dialoge, in denen Foerster und Pörksen sich humorvoll streiten und Foerster dabei im Sinne seiner Weltsicht argumentiert und diese erklärend darlegt.

Das Buch beginnt mit einem Gespräch über die menschliche Wahrnehmung und ihre Begrenztheit: Es seien Sinnesreizungen, die wir wahrnähmen und die ihren Ursprung nicht in einer realen Außenwelt haben müssten, denn die Empfindungen entstünden erst im Kopf. Statt einer absoluten Wirklichkeit und Wahrheit konstruierten wir uns ein Bezugssystem, das wir uns mit unserem Sinnesapparat erschlössen. Niemand sei also im Besitz der einen, reinen Wahrheit. Dies voraussetzend geht es um viele Themen, die solch konstruktivistisches Denken (obwohl Foerster sich dieses Etikett nicht aufkleben will) nach sich zieht. Kriege um die Frage, wer in seinem Glauben im Recht ist und wer die göttliche Wahrheit nicht erkannt hat, wären so nicht geführt worden, meinen die Autoren. Ebenso wendet Foerster sich gegen den Vorwurf des Solipsismus, der Auffassung, das Ich sei das einzig Existente, und plädiert stattdessen für eine "Ethik der Verantwortung".

Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners
Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners
Gespräche für Skeptiker
167 Seiten, broschiert
Carl Auer 2013
EAN 978-3896706461

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