TV-Epos über die Wikinger
Den Auftakt dieser kanadisch-irischen Fernsehserie bilden die Raben, die Odin in seinem Stammsitz Walhalla täglich von den Ereignissen in Midgard berichten. Der blinde Seher, die tiefblauen Augen Ragnars, die See, das Ertrinken, die Farbe des Blutes, Walhalla, eine zerfetzte Fahne, der Baum Yggdrasil, die Musik von "If I had a heart" von Fever Ray in der man die Worte "Gimme more, gimme more, gimme more" zu hören glaubt. Schon die Signation zu Vikings ist so geheimnisvoll und mystisch, schamanisch und hypnotisierend, dass es sehr leicht fällt, in die 19 Episoden der drei Staffeln von Vikings Hals über Kopf reinzukippen. Die erste Staffel ist jetzt auf BluRay und DVD bei MGM/Twentieth Century Fox erschienen und macht neugierig auf die Geschichte und das Leben, vor allem aber auch auf die Mythologie und das "Gender"gebaren der Wikinger. Und auch Ragnar Lothbrok, der von Travis Fimmel spöttelnd sympathisch impersonifiziert wird, auch den hat es tatsächlich gegeben! Endlich die Wahrheit also, über die so oft verleugneten Räuber aus dem Norden?
Geduld oder der günstigste Zeitpunkt
Ragnar Lothbroks Frau Lagertha (Kathryn Winnick) erschlägt in einer Szene der 1. Folge zwei Vergewaltiger, die in ihr Haus eingedrungen sind, mit einem Schürhaken, aber nicht ohne vorher ihre Tochter zu den Ziegen geschickt zu haben. Später wird sie bei einem Raubzug unter der Führung ihres Mannes Ragnar, Knut, die rechte Hand des Earls Jarl Haraldson, erschlagen, weil er eine Angelsächsin vergewaltigt und es auch gleich bei ihr versuchen will. Der Earl wird nicht nur das zum Anlass nehmen, die Beute Ragnars, die er sich im Westen geholt hat, kurzerhand zu beschlagnahmen und sie ganz für sich zu beanspruchen. Ragnar selbst gebührt seinem Gesetz nach nur noch ein Schatz und dieser überrascht alle, als er den Mönch Athelstan, der beide Sprachen spricht, als seine Beute auswählt. Sein Weitblick wird sich noch als sehr fruchtbar erweisen, denn der Mönch wird ihn zu weit wertvolleren Schätzen führen, als dieser erste Raubzug aus dem Westen dem Earl eingebracht hat. Und beim Kirchengeläute am Sonntag ist es dann so weit. Ragnar und seine Normannen überfallen unbewaffnete Christen, Floki, der verrückte Schiffbauer tötet den obersten Priester und Rollo, der Bruder Ragnars hat seine Lektion in Geduld wieder einmal gelernt. Auch er wird in Zukunft wissen, dass ein Überfall dann am wirkungsvollsten ist, wenn sich das Gegenüber in Sicherheit wiegt.
Heilö Ragnar!
Der Ruhm Ragnars wird so groß, dass sich die Rivalität zwischen dem Earl und ihm schließlich zu einem klassischen Duell auswächst, bei dem natürlich nur einer siegen kann. Aber Ehre gebührt bei den Wikingern auch dem Verlierer, denn auch dieser hat mit Tapferkeit gekämpft und war ein großer Mann. Ein Earl ist zwar kein König, aber doch herrschte er über mehrere Stämme. "Er hat recht mit den Ländern im Westen, ich habe es immer schon geahnt", flüstert der Earl seiner Frau vor dem großen Duell vertraulich zu, denn er weiß jetzt schon, daß die Zukunft Ragnar gehört. Dieser kämpft - obwohl er verwundet ist - weil er wie alle Wikinger an sein Schicksal glaubt. Das Schwert bricht ihm im Zweikampf mit dem Earl zwar ab, ein Schild zerbricht und er humpelt. Aber der Rabe zwinkert ihm zu und schließlich ist er es, der dem Earl ein Schwert in die Hand drückt, um den Göttern heldenhaft entgegenzutreten zu können. "Heilö Ragnar" erschallt bald der Ruf über das blutgetränkte Feld, "Heilö Ragnar" und dieser verspricht: "Morgen geht es mit mehr Schiffen in den Westen. Dort liegt unsere Zukunft."
Der Thing und andere Bräuche
Die Charakterisierung der Wikinger, die zwar einen Anführer wählten, aber (u.a. im Thing) doch demokratisch handelten, wird an dieser Stelle zum Beispiel so erzählt: "Im Sommer werden wir ihn mitnehmen. Sind alle dafür?", ruft Ragnar über den alten Kämpfer, der endlich sterben will und alle jubeln. Die Götter meinen es nicht gut mit ihm, sagt er, weil sie ihn so alt werden lassen. Als alle Krieger schließlich ihren Schwur auf Ragnar ablegen, brauchen die Freunde Ragnars nicht zu schwören, so will es ein Brauch. Sein Bruder Rollo (Clive Standen) natürlich auch nicht, aber er erwidert: "Wie könnten wir je gleich sein, mein Bruder?" Auch die Erziehung von Ragnars Sohn durch den christlichen Mönch wird gezeigt, aber natürlich auch nordische Rituale wie der Armreif, der den Jungen zum Mann macht, werden als Initiationsritus mit Lagerfeuerromantik gezeigt. Andere Konventionen der Wikinger wie das Begräbnisritual des Earls werden in all ihrer Schärfe ausgelebt: eine Sklavin, die sich opfert und auf des Earls Totenschiff mit will, wird vorher von allen Mitgliedern des Stammes sexuell ausgebeutet, um dem Earl auf diese Weise schöne Grüße auszurichten. Als dann auch ihre Stunde schlägt, zittert sie, volltrunken und bald ihres Halses entledigt. Aber sie macht es freiwillig, denn auch sie will nach Walhall, ganz so wie der alte Krieger.
Northumbria und der neue Gott
"Das ist nur der Tod", sagt Ragnars Sohn zum Mönch. "Du bleibst, sonst wird es mein Vater erfahren". Das Menschenopfer der jungen Frau, die von der Priesterin immerhin vor der Überfahrt auf dem Schiff des Earls getötet wird - und so nicht verbrennen muss - kann der Priester nicht mitansehen. Aber hinter dem Zeremoniell spielen sich zwischen Rollo und der Frau des Earls ganz andere Szenen ab: "Du warst die Frau des Earls. Wärst du nicht gern mit noch einem verheiratet?" "Was meinst du damit?" Auf einem neuen Raubzug nach Northumbria werden die Brüder vom englischen König eingeladen, die einen musizieren, die anderen zerschlagen das Geschirr. Einer der Wikinger soll sich taufen lassen, Rollo macht es zum Scherz und erhält den christlichen Namen Rolf. Ist das der Anfang des Untergangs? In der Zwischenzeit erleidet Ragnars Frau zuhause eine Fehlgeburt. "Auch du kannst mein Schicksal nicht verändern", sagte der Sohn Ragnars zu seinem Vater, als dieser ihn nicht auf den Raubzug mitnehmen wollte.
Ooops wie …Uppsala!
Eine ganz besonders delikate Episode der ersten Staffel weiht auch in die Mythologie der Wikinger ein. Sie besuchen den goldenen Tempel von Uppsala, der über einem Wasserfall thront. Warum die Götter gegen ihn sind, will nicht nur Ragnar herausfinden. Nicht nur der Priester begibt sich auf Psylos und legt sich zur Tochter des Earls... eine einzige Orgie ist dieses Uppsala, bei dessen Fest aber auch Menschenopfer und neun jeder Art den Göttern dargebracht werden. "Eines Tages werde ich ein großer Mann sein und es wird dir leid tun, mich verlassen zu haben, nur weil ich mit anderen Frauen geschlafen habe", herrscht Rollo die Frau des Earls an. Sprechen so nicht alle kleinen Männer? "Es scheint als hätte dein Gott doch etwas für dich getan", spöttelt Ragnar zu Athelstan. Er wurde als Opfer für die Gemeinschaft ausgewählt, aber sich dann doch nicht als würdig erweist. Aber wer von den Wikingern tut es an seiner Stelle nicht gerne, für das Wohlergehen der Familie, der Gefährten und des Stammes, ein Opfer zu bringen?
Priester auf Psylos, Ragnar verliebt
"Ihre Schönheit interessiert mich weniger als ihr Witz", so Ragnar am Ende der ersten Staffel über Aslaug (Alyssa Sutherland). "Sag ihr, sie ist eingeladen, aber sie soll nicht nackt, nicht satt nicht ohne Begleitung kommen." Sie erscheint dann vor ihm wie Aphrodite, mit Apfel und Hund in einem dünngewebten Seilkleid und verzaubert ihn, der sich durch die Fehlgeburt seiner Frau von den Göttern bestraft fühlt. Sie sei Brunhildes Tochter und bald muss Ragnar seinem Sohn schwören, nicht mehr mit ihr zu schlafen, und als sie in der Nacht ein zweites Mal kommt, bleibt Ragnar tatsächlich ein Mann und schickt sie weg. Doch wenig später erfährt er, dass sie schwanger von ihm ist. Währenddessen kämpft seine Frau zuhause gegen eine Krankheit, begräbt viele Untertanen und auch ihre gemeinsame Tochter. Die Fragen, die am Ende der ersten Staffel bleiben: welche Allianzen werden sich bilden? Rebelliert Ragnar gegen seinen König? Verrät Rollo seinen Bruder und seinen König? Das Gift der Zwietracht wirkt, denn Rollo will nicht immer nur der zweite sein. Ragnar hat seine Frau bereits verraten, er bekommt ein Kind von einer anderen. Und was wird aus Lagertha und dem Mönch Athlestan?
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