Millenium-Fortsetzung aus neuer Feder
Wer wie ich die Stieg Larsson-Trilogie verschlungen hat, hat die Ankündigung, David Lagercrantz sei von Stieg Larssons Familie auserkoren worden, einen vierten Millenium-Band zu schreiben, mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis zur Kenntnis genommen. Und ganz besonders, wenn man mit Eva Gabrielssons, der Lebensgefährtin des im Alter von 50 Jahren verstorbenen Larsson, Version des Streites um das Erbe vertraut ist und Sympathien für sie hat.
Einmal dahingestellt, ob ein vierter Millenium-Band nun ein Verrat an Larsson sei und sein Erbe befleckt oder ob die Familie aus purer Geldgier eine Millenium-Fortsetzung in Auftrag gegeben hat, David Lagercrantz "Verschwörung" ist ein höchst gelungener Roman, ich habe ihn genauso atemlos verschlungen wie die Larsson-Trilogie.
Michael Blomkvist befindet sich in einer beruflichen Krise, einige seiner Journalisten-Kollegen wollen ihn aus dem Weg haben und selber mehr zur Geltung kommen. Dieses sattsam bekannte Eitelkeitsgerangel in der Medienwelt schildert Lagercrantz kompetent und realitätsnah.
Als Blomkvist einen Telefonanruf von Frans Balder, einem weltweit führenden Experten für künstliche Intelligenz erhält ... doch nein, ich will hier nicht die Geschichte dieses Krimis erzählen, denn ich selber habe vorgängig ein paar Kritiken gelesen, und es wäre mir lieber gewesen, ich hätte das nicht getan, denn es ist der Spannung abträglich.
"Verschwörung" handelt von ganz Vielem und ganz Unterschiedlichem, wie es eben gute Krimis so an sich haben. Zur Sprache kommen etwa die Datenüberwachung der NSA, der internationale Datenklau, ein Killer, der auch Vater ist, ein Schauspieler, der auch ein gewalttätiger Säufer ist, Polizisten, die Angst haben und Polizisten, die anständig und kompetent sind. Und die Welt der Savants.
"Heute wissen wir, dass das Savant-Syndrom teilweise erblich ist, und hier haben wir einen Vater, der durch seine hoch entwickelten Algorithmen zur Legende geworden ist. Andererseits treten eine mathematische und eine künstlerische Begabung bei diesen Kindern normalerweise nie zusammen."
"Ist das Schöne am Leben nicht, dass es uns hin und wieder in Staunen versetzt?"
Und da ist natürlich auch Lisbeth Salander, die begnadete Hackerin und Rächerin, die nach ihren eigenen Regeln spielt und mein ganzes Wohlwollen hat. "Lisbeth vergass kein Unrecht und keine Kränkung. Sie übte Vergeltung und sorgte für Gerechtigkeit."
In einer Überwachungsgesellschaft weiss niemand mehr, wem denn nun eigentlich zu trauen ist und wem nicht, denn undichte Stellen gibt es immer. Keiner (Frauen wie Männer) kann sich mehr mit seinen Geheimnissen in Sicherheit wiegen, kaum jemand ist nur, was er zu sein scheint. David Lagercrantz benutzt dieses brüchige Vertrauenssystem überaus gekonnt; meisterhaft, wie er es schafft, den Leser immer wieder zu überraschen.
Neben der manchmal fast unerträglichen Spannung, liefert "Verschwörung" auch Aufklärung: "Was vor einigen Jahren noch als gesetzeswidrig oder umoralisch galt, ist inzwischen Usus. Mithilfe von Anwälten werden Spionage und Datenklau legalisiert, und wir von der NASA waren auch nicht viel besser ...".
David Lagercrantz hat einen differenzierten, cleveren und aufregenden Roman über eine kranke Welt geschrieben, "in der wir alle überwacht werden, ob gross oder klein, und in der jede Gelegenheit, etwas zu Geld zu machen, auch genutzt wird.". Und er hat der Kriegerin Lisbeth Salander ein weiteres Denkmal geschaffen. "Verschwörung" ist uneingeschränkt zu empfehlen!
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Risse