Eine Liebeserklärung an die deutsche Sprache
Thomas Steinfeld, leitender Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung, nimmt den Leser mit auf einen historischen Streifzug durch die Werke der Klassiker, anhand derer er die Geschichte und die Möglichkeiten der deutschen Sprache auslotet. Anregende Lektüre!
Der SprachverführerNur wer gut informiert ist, kann entspannen
Auch wenn der Weg zum Reichtum doch nicht ganz so entspannt ausfällt, sondern mit einer zeitintensiven und konsequenten Portfoliobewertung verbunden ist, kann man dieses Buch insbesondere allen, die sich als Finanzlaien und Kleinanleger an der Börse engagieren wollen, bestens empfehlen.
Der entspannte Weg zum ReichtumVom Ende eines Supertalents
Philip Roth legt wieder einen schmalen, aber großen Roman vor. Sein Fehlen im Nobelpreis-Reigen ist inzwischen eher peinlich für die Jury in Oslo, als für den amerikanischen Autor.
Die DemütigungBolaños Welt
"2666" lautet der kryptische Titel des grandiosen Romans des 2003 verstorbenen chilenischen Autors Roberto Bolaño. Diese knapp 1.100 Seiten sind das Vermächtnis eines meisterhaften Erzählers, der es mit den Granden der Weltliteratur hätte aufnehmen können.
2666Liebesleid
Wohl noch kein anderer Schriftsteller hat das "Liebesleid", oder was gemeinhin auch als Liebeskummer bezeichnet wird, so gut beschrieben wie Orhan Pamuk in seinem Roman "Museum der Unschuld".
Das Museum der Unschuld"Von hehren Ideen der Liebe und des Lebens"
Der Architekt des New Yorker Guggenheim-Museums ist eine der amerikanischen Lichtgestalten des 20. Jahrhunderts. Frank Lloyd Wright, Stararchitekt, Frauenheld und Egomane. T.C. Boyle lässt in seinem neuen Roman "Die Frauen" Wright’s Leben erzählen - aus der Perspektive seiner Ehefrauen und Geliebten.
Die FrauenAuf dem Weg zu Unfreiheit und Zerstörung
In seinem neuen Roman "Empörung" hält Philip Roth den modernen Gesellschaften unserer Zeit einen Spiegel vor. Deren Sicherheits- und Ordnungsdenken bereitet nur den Weg, um zu Unfreiheit und Zerstörung zu gelangen.
EmpörungEchos aus dem Jenseits
Ein stiller Ort in der Einsamkeit der mexikanischen Steppe. Der Wind treibt den Sand durch die Straßen, die in der Mittagshitze flimmern. In diesem Ort wohnt das Grauen und es hat einen Namen: "Pedro Páramo".
Pedro PáramoDer sinnlose Kampf der "Nicht-Mehrs"
In "Exit Ghost" trägt Philip Roth sein Alter Ego, Nathan Zuckermann, eine der bedeutendsten Figuren der modernen Literatur, in schonungsloser Deutlichkeit zu Grabe.
Exit GhostDie islamische Revolution im Iran und ihre Opfer
Eindringlich erzählt die Autorin die Geschichte einer Familie mit jüdischer Abstammung nach der islamischen Revolution im Iran.
Die September von SchirasVerhaftet, verurteilt, lebenslang
Der Autor erzählt die wahre Geschichte von Karl Hau, der 1906 wegen Mordverdachts festgenommen und zum Tode verurteilt wurde. Bis heute bestehen Zweifel an seiner Schuld.
HauFiktive Biographie oder biographische Fiktion über Henry James
Ein biografischer Roman, der - trotz seiner Beschränkung auf einen kurzen Zeitabschnitt - ein gutes Bild des amerikanischen Schriftstellers Henry James zeichnet.
Porträt des Meisters in mittleren JahrenWas vor Kaliningrad war
"Ich habe darunter gelitten, dass ich als Kind und Jugendlicher Königsberg nicht kennen gelernt habe, aber jetzt, dank Jürgen Manthey, bin ich sicher, dort heimisch zu werden." (Günter Grass)
KönigsbergPeter von Matts Reden zur Literatur
Peter von Matt weiß mit der Sprache umzugehen und driftet nur ganz selten in Germanistenslang ab.
Öffentliche Verehrung der LuftgeisterGewinnerlos
Die Autorin wird einigen bekannt sein, denn "Der Flusskönig" ist immerhin der vierzehnte Roman der 1952 geborenen Amerikanerin. Es ist kein lautes Buch, keines das nach einer Fortsetzung oder Verfilmung ruft! Der Roman lebt von seinen Bildern, er ist überaus stimmungsvoll und poetisch erzählt. Es ist ein leises Buch, welches keinerlei großer Aktionen bedarf um die Atmosphäre des kleinen fiktionalen Ortes Haddan am gleichnamigen Fluss in Massachussetts zu beschreiben. In diesem Haddan gibt es eine Internatsschule von Tradition und nun wäre es einfach zu sagen, "Der Flusskönig" steht in der Folge von Donna Tartts "Die Geheime Geschichte". Es erinnert lediglich an Tartt, und ist doch ein ganz anderes Buch. Es gibt nicht ein Thema des Buches, es sind viele zwischenmenschliche Inhalte, die angerissen und angesprochen werden: Freundschaft/Familie, es geht um Tote und Überlebende, um Schuld und Reue, aber auch Schuld und Sühne, Ignoranz/Arroganz, Mut und Feigheit, Hass und Liebe und - nicht zu vergessen, - die Trauer, die das ganze Buch wie ein roter Faden durchzieht: die Trauer der Toten und die Trauer der Überlebenden. Die Haddan School besteht seit mehr als hundert Jahren und doch ist sie ein Fremdkörper für die Einheimischen geblieben. Einwohner und Lehrpersonal haben nichts miteinander zu schaffen. Die letzte Gelegenheit, dies zu ändern, ging mit der unglücklichen Ehe zwischen der Dorfschönheit Annie Jordan und dem Schuldirektor Dr. Howe gründlich daneben und endete mit Annies Selbstmord. Schulangehörige und Einheimische leben nebeneinander her, es gibt keine offenen Feindseligkeiten, aber auch keine Freundschaften. Daran würde normalerweise auch der Tod eines Schülers, Augustus Pierce, nichts geändert haben, wäre da nicht der Polizist Abel Grey, der spürt, hinter Gus' Tod steckt mehr als ein Unfall. Und Abel läßt sich von nichts und niemandem abhalten, eine Erklärung zu finden, denn "(...) Abe wusste, wie es sich anfühlte, wenn die Toten sprachen und den Lebenden die Schuld zuwiesen an allem, was sie getan oder unterlassen hatten." Er läßt sich auch nicht ablenken, als er ganz überraschend feststellt, dass er, obwohl er sich für immun gehalten hatte, die Liebe zu einer Frau gefunden hat. Im Verlauf des Romans muss Abel erkennen, dass ihm die vertraute Welt fremd wird, das was er zu kennen glaubte, entpuppt sich als etwas anderes. Die Menschen und die Umgebungen verändern sich, verlieren den gewohnten Anblick. Oftmals sind es die kleinen Dinge, die das Buch so liebenswert machen, wie die Erwähnung der Mäuse und ihrem Treiben, wie überhaupt die Natur mit Tieren und Pflanzen eine eigene Rolle im Personal des Romans haben dürfen: "Im Oktober, wenn die Ulmen ihre Blätter abwarfen und die Eichen von einem Tag auf den anderen gelb wurden, kamen die Mäuse aus dem hohen Gras am Flussufer und machten sich auf die Suche nach einem Unterschlupf. Die Mädchen in St. Anne's fanden sie oft in den Schubladen ihrer Kommode oder eingekringelt in ihren Schuhen neben dem Bett." An diesem Beispiel zeigt sich auch, dass es der Autorin nicht um Tempo geht, sie ist mehr daran interessiert, zu beobachten und daran zu erinnern, was zu Beginn des Herbstes geschieht. Ein weiteres Beispiel zeigt eine sensible Autorin, der es gelingt mit kleinen Sätzen große Wirkung zu erzielen: "So ist das Leid: Es verfolgt den, der vor ihm flieht, und hinterlässt eine endlose Spur der Trauer." Wer Alice Hoffman als Autorin noch nicht kennt, dem sei dieses 352 Seiten starke Buch empfohlen, wer sie kennt, wird es ohnehin lesen.
Das OrangenmädchenGrossvater mit vier Enkeln in Bergnot!
Dass Per Olov Enquist auch Psychologe ist, und zwar ein guter, weiß man seit "Kapitän Nemos Bibliothek". Seine Historischen Romane sind unter anderem deshalb so überzeugend. Auch dieses Buch hat Wolfgang Butt wieder hervorragend und sensibel übersetzt. Wie nah sich der Autor in Kinder einfühlen kann, zeigt er nochmals in "Großvater und die Wölfe". Das Buch, vom Carl Hanser Verlag für Kinder ab acht Jahren empfohlen, kann man nur allen Eltern wärmstens ans Herz legen, für sich selbst und ihre Kinder. Erstere sollten die beiden ersten Kapitel lesen. Enquist hält ihnen da einen (ganz verständnisvollen) Spiegel vor. Letztere allerdings werden wohl diese 26 Seiten nicht so spannend finden. Dann allerdings beginnt eine geradezu atemberaubend packende und auch wieder ganz anrührende Geschichte. Großvater Enquist möchte einen Berg besteigen und nimmt seine vier Enkel, die jüngste gerade vier Jahre alt, auf die dreitägige "Expedition" mit. Denn: "Wenn man Angst hat, dass die Krokodile wieder angreifen" - und zwar das Krokodil von Papas Pullover, das nachts abhaut und groß wird - "dann muss man etwas Großes tun. Sodass ein Angriff eines Krokodils einem wie ein ganz kleiner Scheiß vorkommt." Großvaters Frau Gunilla bleibt unten und hat währenddessen Zeit, sich Sorgen zu machen. Und tatsächlich: Die Enkelin Ia und die alte Hündin Mischa müssen schließlich den in Bergnot geratenen Trupp retten. Die Geschichte scheint nicht einmal erfunden - vielleicht etwas ausgeschmückt - zu sein! Großvater jedenfalls braucht die Enkelkinder genauso wie sie ihn. Alle wachsen an dem Abenteuer. Viel Interesse wird Enquist in jüngerer Zeit gerade auch in Deutschland entgegengebracht. "Mit seinen 69 Jahren ist er immer noch neugierig und wirkt überhaupt nicht abgeklärt. Ein humorvoller, freundlicher, auskunftsbereiter, weißhaariger Herr, der gern erzählt." So charakterisierte ihn Heide Soltau im NDR. Doch was heißt "immer noch neugierig": Enquist lebt eben. Wer leben und kreativ sein will, muss offen sein für Neues, Phantasien ernst nehmen und Abenteuer wagen. Und wenn Großvater Enquist sich allein nicht traut, nimmt er eben ein paar Kinder mit. Vernünftig zu sein, lernen die von ihren Eltern. Aber was kann man mit Vernunft gegen ein wild gewordenes Lacoste-Krokodil ausrichten?
Grossvater und die WölfeRache rächen
Nina erlebte als Kind etwas Furchtbares: Ihr Vater und kleiner Bruder wurden erschossen und das Haus, wo sie mit ihrer Familie wohnte, wurde niedergebrannt. Nina überlebte in einem Kellerloch, wo ihr Vater sie versteckt hatte. Denn er wusste, was passieren würde. Er sollte für seine Untaten büssen, die er als Arzt während des Krieges begangen hatte. Geschieht es ihm recht? Aus Sicht seiner Opfer, ja. Aus Sicht der Tochter, die ihren Vater liebte, nein. Der jüngste der vier Rächer entdeckte Nina in ihrem Versteck, wo sie bewegungslos und ordentlich ausharrte. Die beiden guckten sich in die Augen. Tito liess sie dort unten liegen und sagte den anderen nichts. Manuel Roca, der Vater, war tot, er hat gebüsst, die Angelegenheit schien erledigt, doch sie war es nicht. Viele Jahre später wird offensichtlich die Rache gerächt. Die Beteiligten sterben einer nach dem anderen. Tito, der jüngste, sieht sein Ende nahen. Er ist bereits ein alter Mann, verkauft Lose und rechnet jederzeit damit, von seiner Vergangenheit eingeholt zu werden, bis eines Tages Nina vor ihm steht. Sie gehen etwas trinken und reden. Tito will sich seinem Schicksal ergeben. Alessandro Baricco begibt sich mit seiner kurzen Erzählung tief in die Niederungen der Menschen und legt verschiedene Blickwinkel offen, für die Verständnis aufzubringen, nicht schwer fällt, die jedoch unvereinbar sind. Eines ergibt das andere und am Ende ist man wieder am Anfang.
Ohne Blut