Es lebe der Nonsens!
Die Idee zum taktischen Wahnsinn kam René Schweizer 1972 in Cadaqués an der Costa Brava. Er wollte unbedingt den "Meistersurrealisten" Salvador Dalí treffen. Schweizer schickte Dalí eine Postkarte mit folgendem Inhalt: "Mon cher Dalí, j'ai l'honneur de vous informer de mon arrivée. René Schweizer." Das Ergebnis: Dalí lädt das Ehepaar Schweizer zu sich nach Hause ein. Dazu der Autor im Vorwort: "Für mich war das Erlebnis trotz falschem Ergebnis [Schweizer bat Dalí um Unterstützung für die Idee von ASS, seine Organisation zur Verblüffung des Erdballs] eine Quelle der Inspiration. Ein unverschämter Einfall, dachte ich, und einer der berühmtesten Künstler der Gegenwart macht sich auf die Socken." Bereits 1977 kam Schweizers groteske Korrespondenz erstmals in Buchform heraus. Bis 1993 erschienen drei weitere Bände. Der vorliegende Band versammelt nun die besten Briefwechsel der letzten 30 Jahre. Das erstaunliche ist, Schweizers absurde, bisweilen freche Anfragen an Bundesräte, Theaterdirektoren, Staatsanwälte, Firmenbosse, Pfarrer oder einfache Beamte landen nicht in den Papierkörben der Büros, sondern werden meist beantwortet. Schweizers Frage an das Theologische Seminar St. Chrischona, "Am Anfang war das Wort, heisst es. Was ist dann ein Vor-Wort?", wird ebenso (übrigens recht interessant) beantwortet, wie der Brief an den Basler Regierungsrat Arnold Schneider, in dem Schweizer schreibt: "ich habe in Künstlerkreisen gehört, Sie seien ein Idiot. Ist das wahr?". Schneiders Antwort ist recht "unkonventionell", wie Schweizer dann in seinem nächsten Brief bemerkt. Schweizers Briefe scheinen für einige ein willkommener Anlass zu sein, aus dem biederen Büro-Alltag auszubrechen. Die Antworten fallen oft ausführlich und nicht minder witzig aus und es sind ab und zu rege Briefwechsel entstanden, die sich über einige Wochen hinziehen. Schweizers Bücher waren stets schnell vergriffen und Nachahmer gibt es viele. Das spricht für die Idee, etwas Nonsens zu verbreiten.
Ein Schweizerbuch