Venedig: Löwe der Lagune
Die einzigartige und einmalige Stadt Venedig wurde schon sehr oft gemalt und die Verherrlichung der Stadt fand schon seit ihrer Begründung in immer neuen Variationen statt. Venedig sei bald zu einem "Paradigma für das Miteinander von Orient und Okzident" geworden, die "Durchlauchtigste" (La Serenissima) ist auch deswegen seit jeher ein Sehnsuchtsort oberster Kategorie, wie auch Andreas Hoffmann, Programmleiter der ZEIT-Stiftung, im Grußwort zur vorliegenden Publikation richtig anmerkt. Das besondere Licht und die einzigartige Atmosphäre der Stadt bilden das Zentrum der Ausstellung im Bucerius Kunst Forum, aus der der vorliegende Ausstellungskatalog entstanden ist, der neben einem Katalog der ausgestellten Werke auch Essays von Laura de Rossi, Tiziana Bottecchia, Inés Richter-Musso, Barbara Dayer Gallati und Daria Dittmeyer-Hössl zu verschiedenen (Re-)Präsentationen der Lagunenstadt enthält.
Der Löwe der Lagune
Carpaccio, Canaletto, Tiepolo aber auch Turner, Ruskin, Corot, Monet und Kandinsky zeigen ein Venedigbild, das nicht nur in seinen Kirche, Klöstern und Palästen am Canal Grande erstrahlt, sondern auch in den vielen Farben und Spiegelungen der Kanäle, des Himmels und der Dächer Venedigs. Den Tiefpunkt hätte Venedig in der Zeit der habsburgischen Herrschaft erreicht, schreibt Franz Wilhelm Kaiser, Direktor des Bucerius Kunst Forums, aber auch danach sei es der Stadt gelungen, sich neu zu erfinden. Die Ausstellung präsentiert Künstler von der Renaissance bis in die Gegenwart in ihrer Auseinandersetzung mit dem Mythos Venedig, aber selbst davon gibt es nicht nur einen, wie etwa Bottecchia in ihrem Beitrag eindrucksvoll beweist. So ist etwa der religiöse Mythos Venedigs wesentlich mit der Legende der Knochen des Heiligen Markus verbunden, ohne den der Aufstieg der Stadt vielleicht gar nicht möglich gewesen wäre. Der Gründungsmythos von 828 besagt nämlich, dass venezianische Kaufleute die sterblichen Überreste des Heiligen unter Schweinefleisch versteckt nach Europa schmuggelten, damit die muslimischen Kontrolleure die Reliquien nicht entdeckten. Das Symbol von Markus, der Löwe, wurde alsbald zum Inbegriff der Stadt und sorgte für großes religiöses Prestige im damals sich christlich bekehrenden Abendland. Aber auch der politische Mythos wirkt heute noch nach: Papst Alexander III. hatte inkognito Zuflucht vor Kaiser Barbarossa gesucht und wo ließe es sich besser verstecken als in Venedig?
Stadt der Feste
Viele der Feste der Lagunenstadt leiten sich von religiösen oder politischen Ereignisse ihrer Geschichte ab. So geht etwa die Festa dello Sposalizio del Mare (Vermählung mit dem Meer) auf obige Begebenheit zurück. Aber auch die Festa del Redentore hat einen religiösen Ursprung. Beide Feste finden auch heute, mehr als 500 Jahre nach den tatsächlichen Begebenheiten, noch statt und tackten den Rhythmus der Stadt, deren Name allein schon Musik in manchen Herzen erklingen lässt. "Venedigs Ruf als Stadt der Feste und Vergnügungen" wurde aber erst recht im 18. Jahrhundert geprägt, schreibt Richter-Musso, Augenzeugenberichte von Malern wie Joseph Heintz oder Pietro Longhi beweisen die Vielfalt, wenn etwa Prozessionen, Regatten oder Stierjagden abgebildet werden. Stierjagden? Ja, tatsächlich fanden am Campo San Polo solche statt und auch ein Rhinozeros und ein Elefant sollen einmal ihren Weg nach Venedig gefunden haben. Ein wunderschöner Katalog zum Blättern in Erinnerungen oder zukünftigen Entdeckungen.
01. Oktober 2016 - 15. Januar 2017
Informationen & Bilder beim Bucerius Kunst Forum

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