PC-Kurs für Türkisch
Die beiden Türkisch-Selbstlernkurse von Strokes Language Research gliedern sich in jeweils 100 Lektionen. Die Themen orientieren sich an der alltäglichen Kommunikation: Menschen begrüßen, sich und andere vorstellen, ein Aufenthalt im Hotel, ein Restaurantbesuch, eine Fahrt mit dem Zug, sehr viel aus der Berufswelt und anderes mehr.
Vorgesehen ist, dass der Lernende eine Lektion pro Tag durcharbeitet, so dass man einen Kurs in gut drei Monaten bewältigen kann. Die Einheiten sind nicht zu umfangreich; das vorgesehene Pensum ist in einer halben bis einer Stunde zu bewältigen, je nachdem, wie intensiv man sich mit der Materie auseinandersetzen und wie viele der angebotenen Vokabeln man lernen möchte. Dadurch, dass jede Tagesetappe aus genau identischen Schritten besteht, wird das Programm allerdings nach kurzer Zeit monoton.
Gut gemacht ist die "Einführung" auf beiden CD-ROMs; hier erhält man Hinweise zu den türkischen Sonderzeichen und zur Aussprache. Für jeden einzelnen Laut sind mehrere ganze Wörter als Beispiele aufrufbar, wobei man die Aussprache nicht nur hören kann, sondern auch eine Videoaufnahme vom Mund einer Sprecherin sieht.
Der Benutzer soll in diesem Programm - anfangs durch wiederholtes Hören, später durch eigenes Schreiben - alltagsnahe Dialoge auswendig zu lernen, braucht sich dabei jedoch nicht im Detail mit Grammatik zu befassen. Doch Lernende, die genau verstehen möchten, was sie da lernen, können zusätzlich Grammatikerklärungen aufrufen. Leider muss man sich die Antwort für das aktuelle Problem aber in längeren Textdateien selbst zusammensuchen. Außerdem findet sich hier nicht immer wirklich eine Antwort auf die Frage des Lernenden. Um nur ein Beispiel zu nennen - zahlreiche andere ließen sich finden: In dem Satz "Alle Hotels sind ausgebucht." (Kurs 100, Lektion 12) steht im Türkischen das Nomen im Genitiv; das wirft sicher für Lerner mit europäischen Ausgangssprachen die Frage auf, warum bzw. wann das so ist - in germanischen oder romanischen Sprachen steht das Subjekt schließlich niemals im Genitiv. Doch wird hier lediglich auf eine Deklinationstabelle verwiesen, die eigentliche Frage also bleibt unbeantwortet. Diese Dinge könnten bei späteren Auflagen durch zielgerichtete Erklärungen etwas benutzerfreundlicher gestaltet werden.
Als Erweiterung des zu lernenden Dialoges existiert eine so genannte "Videokommunikation", die allerdings keine echte Kommunikation ist; ein Satz des vorgestellten Dialoges wird von einem anderen Sprecher nochmals gesprochen, wobei man den Sprecher (in Bewegung) sehen kann. Ein zweiter Sprecher schlägt neue Antwortoptionen vor, die man zusätzlich nachsprechen und lernen kann. Allerdings werden hierzu keine Übungen angeboten. Leider kann man sich nicht - wie das im Hauptdialog der Fall ist - einzelne Wörter als Übersetzung anzeigen lassen. Auch zur Grammatik erhält man hier gar keine Hinweise. Insgesamt ist das Sprechtempo in allen Dialogen etwas langsam, also nicht sehr realistisch.
Schade ist, dass bei Übungen, in denen man selbst ganze Wörter schreiben soll, auf Wunsch nur akustische Hinweise, nicht aber eine schriftliche Korrektur erhältlich ist. Man muss also bei Fehlern im Ausgangsdialog nachsehen, wie das falsche Wort korrekt geschrieben wird.
Das so genannten "Textgrammatiktraining" ist kein echtes Grammatik-Training, sondern der Lerner muss lediglich die korrekte, z.B. finite Form eines Verbs mit dem Mauspfeil in eine Lücke ziehen. Wirklich schwierig wird es aber erst, wenn man verschiedene, leicht verwechselbare Formen auseinander halten muss. Das kann man in diesem Kurs leider kaum üben.
Hilfreich ist dagegen das zweisprachige Glossar. Es ermöglicht sowohl ein Nachschlagen von Türkisch nach Deutsch als auch umgekehrt. Hier kann man sich jedes einzelne türkische Wort nochmals vorsprechen lassen. Außerdem enthält es für die Verben Konjugationsstabellen. Leider ist die Negation, die im Türkischen nur selten mit "nicht" erfolgt, sondern meist als Endung an den Verbstamm gehängt wird, in den Tabellen zwar vorgesehen, aber nicht vorhanden.
Zu Beginn des Jahres 2006 ist eine neue Version der Software geplant. Für diese oder spätere Neuauflagen würde man sich hinsichtlich der Grammatik zusätzliche Optionen wünschen, z.B. intensive Übungen für die vielen Verb-Endungen des Türkischen. Ein Erklären der Grammatik allein reicht nicht aus, damit die Lernenden in der Fremdsprache einigermaßen korrekt sprechen können; man benötigt darüber hinaus viele Trainingseinheiten, vielleicht in Form von Lücken- oder Ergänzungsübungen. Solange Strokes solche Übungsformen nicht anbietet, wird man das Übungsbuch eines traditionellen Lehrwerkes hinzuziehen müssen. Auch einen Vokabeltrainer vermisst man auf der CD-ROM, besonders angesichts des hohen Preises. Weiter gehören echte Hörverstehensübungen in jeden modernen Sprachkurs. Natürlich ist es gut, bekannte Sätze häufiger zu hören, doch benötigt der Lerner zusätzlich eine Vorbereitung auf reale Sprechsituationen, in denen man aus einem nur teilweise verstandenen Redeschwall die nötige Information heraushören muss.
Trotz aller Einschränkungen ist die Software von Strokes für seltener gelernte Sprachen, bei denen die Auswahl an qualifizierten Kursen nicht groß ist, empfehlenswert; man kann damit recht gut lernen.
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