Kaltblütig recherchiert
Wer Truman Streckfus Persons heißt, sollte lieber nicht Schriftsteller werden. Oder sich einen anderen Namen verpassen. Letzteres tat der 1914 in New Orleans geborene Autor und nannte sich fortan Truman Capote. Ein erster Achtungserfolg gelang ihm mit dem Roman Frühstück bei Tiffany, der anschließend noch gewinnbringender mit Audrey Hepburn in der Hauptrolle verfilmt wurde.
Den richtig großen Wurf landete Capote mit seinem Tatsachenbericht Kaltblütig. Darin beschreibt er den brutalen Mord an der vierköpfigen Familie Clutter, deren Leichen am Morgen des 15. November 1959 auf einer entlegenen Farm bei Holcomb im US-Bundesstaat Kansas gefunden wurden. Die Täter konnten erst nach einer aufwendigen Fahndung ausfindig gemacht. An deren Ende vermochte sich niemand zu erklären, warum Dick Hickock und Perry Smith, deren Beute bei dem Überfall lächerlich gering war, die Morde an Herbert und Bonnie Clutter, ihrem Sohn Kenyon und ihrer Tochter Nancy begangen hatten. Bis auf Capote, der einfach nicht locker ließ.
Wieder und wieder besuchte er die Delinquenten in der Haft, befragte sie nach ihrem Motiv, ließ sie von sich erzählen, recherchierte ihre Vorgeschichte. Er fand heraus, dass Zellengenossen in dem Gefängnis, in dem die beiden frühere Straftaten verbüßt und sich dort schließlich auch kennengelernt hatten, von einem beträchtlichen Barvermögen fabulierten, welches die Clutters in einem Safe deponiert hätten. Sie wüssten davon, weil sie als Gelegenheitsarbeiter eine Zeitlang auf der Farm beschäftigt waren. Tatsächlich gab es keinen solchen Geldschrank im Hause Clutter.
Hickock und Smith wurden zum Tode verurteilt und nach zahlreichen Gnadenappellen am 14. April 1965 durch den Strang hingerichtet. Capote war zugegen. In der langen Haftzeit hatte er sich mit Smith angefreundet, einem Schulversager mit großem Interesse an Kunst, Musik und Literatur. Er las viel, auch Capotes Bücher, und malte im Gefängnis. Trotz der Freundschaft setzte sich Capote, ein erklärter Gegner der Todesstrafe, zu keinem Zeitpunkt für ein milderes Strafmaß Perrys ein. Nicht selten wurde ihm dies von Kollegen der schreibenden Zunft vorgeworfen. Capote, ganz Profi, beschränkte sich auf den Hinweis, als Journalist habe er über Tatsachen zu berichten, diese aber nicht zu bewerten oder gar zu beschönigen.
Einer grundsätzlichen Diskussion über die Todesstrafe zeigte sich Capote ohnehin nicht abgeneigt. Hickock und Smith waren nicht die einzigen, die Anfang der 1960er Jahre in Kansas auf ihre Hinrichtung warteten. Der Bundesstaat hatte die Todesstrafe 1907 abgeschafft und 1935 wieder eingeführt, nach einer Reihe Aufsehen erregender Kapitalverbrechen. Capote nutzt seine Privilegien als Journalist, um sich Zugang zur Death Row zu verschaffen und eingehend über Hickocks und Smiths Mitinsassen zu berichten.
Mit diesem scheinbar simplen Kniff widerlegte Capote seine Kritiker. Wer Kaltblütig aufmerksam liest, wird dem Autor nicht nur bei der Infragestellung der Zurechnungsfähigkeit der Delinquenten für ihre Verbrechen folgen, wobei Capote sowohl für Hickock als auch für Smith eine Ausnahme macht. Was das maximale Strafmaß angeht, dürften dem Leser am Ende des Buchs ebenfalls Zweifel kommen. Stark ist der Schluss von Capotes Tatsachenbericht. Er gehört der besten Freundin von Nancy Clutter, Susan Kidwell, die auch Jahre nach den Morden immer noch trauert. So weist Capote auch einen anderen Vorwurf von sich, der ihm nach der Veröffentlichung gemacht wurde: Der Autor habe die Täter zu stark in den Mittelpunkt gestellt.

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