Sympathisch-witzige Gesellschaftssatire
"Gut aussehen und gut laufen". Mehr braucht es nicht zum Model und zum Leben. Carl (Harris Dickinson) und Yaya (Charlbi Dean) arbeiten in dieser Berufsgruppe und als Influencer. Als B-Prominenz werden sie zu einer Luxuskreuzfahrt eingeladen, die sie mit Waffenschiebern und anderen Millionären zusammenbringt, doch dann wird das Schiff von Piraten überfallen. Mehr als 100 Jahre nach dem Untergang der Titanic geht auch hier eine Gesellschaftsordnung baden. Eine bitterironische Satire auf den Spätkapitalismus.
Domestizierung der Kapitalisten
Eine Handvoll Überlebender schwemmt es auf einer einsamen Insel an. Darunter Carl und Yaya, aber auch die Ober-Stewardess Paula (Vicki Berlin), den russischen Multimillionär Dimitry (Zlatko Burić) und die Toilette-Managerin des Schiffes, Abigail (Dolly de Leon). Die Gesellschaftsordnung, die auf dem Schiff herrschte, dreht sich unter den neuen Verhältnissen radikal um, denn Abigail ist die einzige, die Nahrung besorgen kann. In einer stilbildenden Szene richtet sie ihre neuen "Äffchen" mit Hilfe eines Stückchens Oktopusfleisch ab. Sie bekommt jetzt auch noch den gut aussehenden Carl als Sexsklaven dazu und lebt "wie Gott in Frankreich", wie man so schön sagt. Doch auch das Paradies hat einmal ein Ende, denn Yaya entdeckt am anderen Ende der Insel eine Überraschung, die vielleicht die Machtverhältnisse wieder umdrehen könnte. Aber vorläufig ordnen sich noch alle dressierten "Äffchen" dem strengen Regiment von Abigail unter. Schließlich ist sie diejenige, die eine natürliche Autorität besitzt, denn sie ist die einzige, die wirklich etwas "kann". Die Umdrehung der bisherigen Machtverhältnisse bedeutet eben nicht unbedingt Gerechtigkeit. Das zeigten schon andere Experimente in der realen Welt. Einer der vielen Höhepunkte des Films ist sicherlich das Captain's Dinner bei dem sich Dimitry als russischer Kapitalist (sic!) und Thomas als amerikanischer Marxist (sic!) gegenseitig mit Zitaten von z. B. Reagan oder Lenin bekriegen. Oder mit Mark Twain: "Never argue with an idiot, they’ll only bring you down to their level and beat you with experience."
Gesellschaftssatire mit alternativem Ende
"Triangle of Sadness" ist eine sympathisch-witzige Gesellschaftssatire vor ernstem Hintergrund. Das Leben an der Wende des 20./21. Jahrhunderts (die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer) ist keinesfalls eine Wunschutopie. Die ersten beiden Teile des Filmes spielen auf der Kreuzfahrt und zeigen Woody Harrelson als Marx zitierenden Kapitän Thomas Smith, der für die feindliche Übernahme seines Schiffes durch Piraten direkt verantwortlich gemacht werden kann. Denn er hat nicht nur die Moral untergraben, indem er sich sinnlos besäuft, sondern auch defätistisch die Übernahme durch die unteren Chargen, die Crew oder die Piraten, heraufbeschworen. Sunnyi Melles als Millionärin Vera wünscht sich, dass die Crew eine Auszeit bekommt und schwimmen gehen kann. Von da an geht es aber nur mehr abwärts: über die Wasserrutsche. Selbst die überaus bemühte Paula, die größte Stütze der bestehenden Gesellschaftsordung, kann die Situation nicht mehr retten. Sie versucht im dritten Teil, dem Aufenthalt auf der Insel, die alte Hierarchie mühsam aufrecht zu erhalten, die beflissene Dienerin ihrer Herren, die Lakain. Aber längst hat Abigail das Regiment übernommen und aalt sich mit Carl in Crackers und Meeresfrüchten.
"Triangle of Sadness" ist ein überaus amüsanter Spielfilm, eine Tragikomödie, die nicht nur unterhaltsam, sondern durchaus gesellschaftskritisch einen Schwanengesang auf den Zustand unserer Gesellschaft anstimmt und dabei voll bitterer Ironie die Protagonisten aufs Korn nimmt. Der Soundtrack des Films ist ebenfalls sehr gut ausgewählt und auch die Pointen haben jene bittersüße Note, die diesen Film zu einem perfekten cineastischen Vergnügen machen. Regisseur Ruben Östlund gewann 2022 mit "Triangle of Sadness" - fünf Jahre nach dem Erfolg von "The Square" - erneut die Goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes. "Triangle of Sadness" ist auch in drei Kategorien für einen Oscar nominiert (bester Film, beste Regie, bestes Original-Drehbuch).

Mehr als die Summe seiner Teile
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