Im Gangstermilieu der 70er-Jahre
Ein Kindergeburtstag vor einem Auftragsmord. Der Auftakt zu "Tony Arzenta", ein klassischer 70er-Actionthriller mit Alain Delon in der Hauptrolle, kommt so lakonisch daher wie das verschmitzte Gesicht des Protagonisten. Tony Arzenta arbeitete als Profi-Killer für ein Syndikat und will nun seinen Job an den Nagel hängen. Er hat Familie. Aber seine Auftraggeber wollen ihm diese letzte Bitte natürlich nicht gewähren. Denn Tony weiß zu viel.
Rachefeldzug durch Europas Städte
Als sein Auto, das er seiner Frau und seinem Sohn ausborgt, vor seinen Augen explodiert, kennt Tony Arzenta die Antwort seines Syndikats. Sie werden ihn niemals mehr freigeben und er sie nicht. Bis zum letzten Mann wird er sie in ganz Europa - Paris, Kopenhagen, Mailand, Palermo - aufstöbern und Rache nehmen. Denn sie haben ihm alles genommen, was für ihn in seinem Leben noch wichtig war: seine Familie. Natürlich findet ein Mann wie Tony Arzenta noch dazu mit dem Gesicht von Alain Delon schnell Trost bei anderen Frauen. Eine davon lässt sich sogar für ihn von drei Spießgesellen des Syndikats foltern. Aber sie verrät nichts. Dafür wird sie später seinen Eltern in Palermo vorgestellt werden. Auch dem besten Freund von Tony ergeht es dreckig, denn die drei Spießgesellen des Syndikats sind nicht zimperlich. Auf einem Autofriedhof zeigen sie ihr ganzes verabscheuungswürdiges Repertoire an Gemeinheiten. Nichts für schwache Nerven. Denn die Gewalt ist bei Duccio Tessari ein sinnstiftendes Stilmittel, das den dünnen Handlungsstrang seiner Familie als Schmiermittel dient. Dazwischen spielen auch Autoverfolgungsjagden eine große Rolle, etwa wenn ein gelbes Citroen-Taxi dem Fiat Arzentas durch die Pariser Gassen nachjettet. Die Zerbrechlichkeit der Automobile widerspiegelt das Seelenleben der Artgenossen Arzentas, denn für solche Geschwindigkeiten sind diese Kleinwagen einfach nicht gebaut. Ohne seine Freunde, die Arzenta in ganz Europa hat, hätte er niemals überleben können und auch einer im Syndikat selbst schützt ihn. Aber wird Tony Arzenta bei seinem Rachefeldzug gegen das Syndikat noch unterscheiden können, wer für ihn und wer gegen ihn ist?
Les Grands Fusils
"Tony Arzenta" - Tödlicher Hass, aber auch als Big Guns oder Les Grands Fusils bekannt - entführen den Zuschauer in das Gangstermilieu der 70er-Jahre und erinnert in seinen Gewaltszenen an Kubricks Clockwork Orange (1971). Etwa wenn die rothaarige Freundin Arzentas zu den Klängen von Mozarts Kleiner Nachtmusik verdroschen und gefoltert wird und das Geschehen dann von oben aus der Totalperspektive die Anordnung der Figuren des grausamen Stills zeigt. Auch viel Filmblut kommt zum Einsatz, was auch damit zusammenhängt, dass Duccio Tessari der Regisseur der Ringo-Westernreihe war. Tony Arzenta ist im Grunde genommen auch als Western zu betrachten, nur dass der einsame Held statt eines Cowboyhuts einen Trenchcoat und Krawatte trägt. Ein lohnenswerter Einblick in das italienische Filmschaffen der Siebziger ist Tony Arzenta allemal, denn die triste, graue Atmosphäre, in die er die Städte Europas taucht, sagt viel über das gesellschaftliche Klima der damaligen Zeit aus, in der der Traum einer friedlichen Welt vorerst ausgeträumt schien. Zu dieser Ausgabe des Koch Mediabooks gehören zwei Blurays mit der internationalen (ca. 112 min) und der deutschen Kinofassung (ca. 97 Minuten), ein umfangreiches Booklet mit seltenem Bildmaterial und einem Text von Steffen Wulf sowie als Extras der Original Kinotrailer und eine Bildergalerie mit Werbematerial. Audiokommentar von Leonhard Elias Lemke (Paradies Film Festival). Bei der internationalen Fassung (sie ist um 15min länger als die geschnittene deutsche Version) wurden übrigens nicht alle Stellen synchronisiert, was zudem für authentisches Feeling sorgt und dieser Version zusätzliches Lokalkolorit verleiht.
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