Thomas Wolfe: Von Zeit und Fluss

Wortführer des amerikanischen Geistes

Jedes Jahr am 10. Dezember werden die Nobelpreise vergeben. Eklats auf der 2014er Feier sind nicht zu befürchten, etwa wenn der Franzose Patrick Modiano die Auszeichnung in der Sparte Literatur entgegennimmt. Er wird schon nicht aus den Werken eines anderen lesen und behaupten, jener habe die Ehrung verdient, nicht er.

So geschah es tatsächlich anno 1930, als Sinclair Lewis, der erste US-Literaturnobelpreisträger überhaupt, aus "Schau heimwärts, Engel" vortrug. Der Roman stammt von einem damals - und heute leider auch wieder - recht wenig bekannten Autor. Thomas Wolfe starb bereits mit 37 Jahren an Tuberkulose. Vorher schrieb er vier großartige Bücher. Dem oben erwähnten folgten "Von Zeit und Fluss" sowie, posthum aus den Manuskripten veröffentlicht, "Geweb und Fels" und "Es führt kein Weg zurück". Das letzte zu Lebzeiten Wolfes erschienene Werk liegt nun in einer neuen deutschen Übersetzung vor.

Das Verdienst gebührt dem in Zürich ansässigen Verlag Manesse. Dass überhaupt ein Werk von Wolfe erschienen ist, ist dessen Lektor Maxwell Perkins zu verdanken. Ursprünglich hatte der Autor ein kaum strukturiertes Manuskript von 4000 Druckseiten (!) abgeliefert. Daraus machte Perkins die ersten beiden Romane. Und Wolfe? "In einem Brief", diese Information verdanken wir einem ungewöhnlich kenntnisreichen und erhellenden Nachwort von Michael Köhlmeier in der Manesse-Ausgabe, "machte ihm der Autor heftige Vorwürfe, weil er so selbstherrlich und rücksichtslos sein Werk zusammengekürzt habe." Der Umstand, dass diese Mitteilung 28 eng beschriebene Seite umfasste, verrät einiges über Wolfes Detailversessenheit. Letztere wiederum kommt seinen Romanen zugute.

"Von Zeit und Fluss" ist nicht einfach zu lesen. Dass der Leser sich ganz auf die Lektüre konzentrieren und diese nach einer Zeit der Gewöhnung an Wolfes Rhythmus und Wortgewalt zum Vergnügen wird, ist auch 40 Seiten hilfreicher Kommentare geschuldet. Irma Wehrli sei Dank hierfür. Von Zeit und Fluss beginnt mit einer 700 Meilen und über 100 Seiten langen Eisenbahnfahrt, die den Protagonisten - Wolfes bereits aus "Schau heimwärts, Engel" bekanntes alter ego Eugene Gant - von Altamont in North Carolina nach New York reisen und den Leser tief in das Amerika der 1920er Jahre eintauchen lässt.

Als "Wortführer des amerikanischen Geistes" hatte Sinclair Lewis Wolfe in seiner Stockholmer Rede bezeichnet und den Autor allen Anwesenden wärmstens ans Herz gelegt, "als Unterpfand für Amerikas eigentliches Wesen und für Amerikas Zukunft." Um beides besser zu verstehen, lohnt der bisweilen etwas beschwerliche Umweg via Wolfes zweitem Roman.

Von Zeit und Fluss
Irma Wehrli (Übersetzung)
Von Zeit und Fluss
1200 Seiten, gebunden
Manesse 2014
EAN 978-3717523260

Spannungsvolle Geschichte einer Zeitung und Region

Eine umfassende und spannende Monografie über die politisch und geschichtlich für Basel bedeutsame "Basellandschaftliche Zeitung".

Das Blatt der Patrioten

Kritik der Gender-Theorie

Abigail Favale setzt sich autobiographisch, substanziell kritisch und energisch mit den Prämissen, Meinungen und Dogmen der Befürworter der Gender-Theorie auseinander.

Die geleugnete Natur

Ein außergewöhnlicher Comic mit einer komplizierten Liebesgeschichte

Ein Denkmal für die Liebe in futuristisch-fantastischen Zeichnungen.

Asphalt Blues

Orientierungslos

Eine Schriftstellerin im Exil strandet auf einer Reise in einer fremden Stadt und nimmt diese Situation zum Anlass, ihr ganzes Leben über den Haufen zu werfen und den Schritt ins Unbekannte zu wagen.

Der Absprung

Künstler, Chamäleon, Karrierist

Klaus Manns Schlüsselroman über einen ganz gewöhnlichen Schauspieler.

Mephisto

Das Gewissen der Tauben

Bestsellerautor Bilgeri legt sein neuestes Werk vor: poetisch und politisch wie schon die Vorgänger.

Das Gewissen der Tauben