Sam Walker: The Seed

Abgedrehte Horrorkomödie

In der Luxusvilla von Heathers Vater in der Mojave-Wüste wollen sich drei Freundinnen einen Meteoritenschauer anschauen und sich eine Auszeit vom Leben und den Männern nehmen. Doch dann plumpst etwas in ihren Pool, das gar nicht gut aussieht und noch dazu ziemlich stinkt. Ein Mann? Oder ein Meteorit? 

Swimming Pool mit Alien

Deirdre (Lucy Martin), Charlotte (Chelsea Edge) und Heather (Sophie Vavasseur) sind drei Versionen einer jungen weiblichen Generation. Die eine ist die Aufmüpfige, der Outcast, die andere die Tussy und die dritte irgendwas dazwischen, angepasst und opportun, bereit sich dem Stärkeren zu unterwerfen, so etwas wie eine Mitläuferin. Letzterer gehört auch das Haus - oder besser ihrem Vater - und natürlich ist sie in erster Linie besorgt, dass es auch sauber und aufgeräumt bleibt. Aber durch den unfreundlichen Besucher aus dem All wird nicht nur die Luxusvilla ihres Vaters auf den Kopf gestellt, sondern auch die Libido des ausgehungerten Trios. Beim Kiffen in der Sonnenliege am Pool überlegen sie sich noch, wie sie über dieses Wochenende ohne Männer und Sex kommen sollen oder es viellicht nicht sogar gut so ist, wie es ist. Ohne Männer. Ohne Sex. Über den ersten Schock des Meteoriten im Pool kommen sie dann ziemlich gut hinweg, aber als die Kreatur es schafft, Deirdres und Heathers Gehirne anzuzapfen, um ihnen so einen Orgasmus zu bescheren, ändert sich die Situation. Ihre zuvor bestehende Empörung wechselt zu Gleichgültigkeit und Anteilslosigkeit und Charlotte steht bald allein da. Auch bei ihr hat es die seltsame Kreatur versucht, aber Charlotte konnte sich aus dem Zugriff befreien. Ob sie es schaffen wird, die beiden anderen Freundinnen aufzurütteln und zu befreien? Doch dann sind die beiden plötzlich schwanger - von der Kreatur!

Aufstand oder Anpassung?

"The Seed" hat einen wirklich guten Start und erinnert in den ersten Momenten etwas an andere am Pool gedrehte Sommerfilme mit ebenfalls schlüpfriger Erotik*. Es gelingt dem Film auch, die an und für sich lächerliche Figur des Aliens ernsthaft in die zweite Hälfte des Films zu retten und den Aufstand von Charlotte gegen die feindliche Übernahme glaubwürdig zu inszenieren. Selbstverständlich ist der Alien nichts anderes als eine Parabel auf die konsumorientierte, sexbesessene Selbstinszenierung von Influencerinnen im patriarchal geprägten Konsumkapitalismus. Oversexed and underfucked sozusagen. Auch die Schlusspointe haut ordentlich rein und lässt einen erstaunt zurück. Ist der Aufstand gegen die Aliens, gegen die Maschinen, gegen den Konsumkapitalismus, gegen "The Man" an sich wirklich zum Scheitern verurteilt? Soll man sich so wie Deirdre und Heather verhalten und tatenlos zusehen wie unser Planet übernommen wird? Oder den Aufstand von Charlotte wagen, gleich ob er sinnlos ist oder nicht. Schließlich geht es um das eigene Lebensgefühl. Jeder tut eben, was er kann. Sich passiv ergeben und besamen lassen oder sich dagegen wehren. Eine Frage des Stils.

Sam Walker überzeugt insgesamt durch sein phänomenales Design, beeindruckt mit einem coolen Sound und Effekten und gewinnt sogar Body Horror - mit hohem Ekelfaktor - eine neue Facette ab. Ein Streifen in überzeugender Old-School-Manier, mit viel Charme einer abgedrehten Sci-Fi-Twen-Horrorkomödie. Im dritten Akt kommen auch abgebrühte Gore-Fans auf ihre Kosten. Kurzum: in jedem Fall sehenswert.

* In diesem Zusammenhang ebenfalls - diesen Sommer - empfehlens- und sehenswert: La Piscine (1969) mit Alain Delon und Romy Schneider und Swimming Pool (2003) mit Charlotte Rampling und Ludivine Sagnier.

The Seed
Sam Walker (Regie)
The Seed
Laufzeit: ca. 91 Minuten
Plaion 2023
EAN 4020628626068

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