Constantin Göttfert: Steiners Geschichte

Eine Geschichte, gut erzählt, trotzdem nervig

Steiners Geschichte des Wiener Autors Constantin Göttfert ist im Marchfeld im österreichisch-slowakischen Grenzgebiet und in dem Dorf Limbach unweit von Bratislava angesiedelt. Von dort stammt der Titelheld des Romans, Abkömmling einer alteingesessenen so genannten karpatendeutschen Familie, die nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wurde und auf der österreichischen Seite der March eine neue Heimat finden muss.

Dies glückt nicht einmal der Enkelin, in die sich der Ich-Erzähler, westlich der March aufgewachsen und dort als Lehrer tätig, verliebt. Doch die Schatten der Vergangenheit legen sich über die Beziehung. Sie droht zu zerbrechen, weshalb sich Martin auf eine Reise ins Gestern begibt, nach Limbach. Er will seine Ina zurückgewinnen, die dorthin geflohen ist, um etwas aufzuarbeiten, das mit ihrem Großvater Steiner zu tun hat.

Am besten ist Göttferts durchaus spannender Roman in den stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen. Es gelingt ihm, die düster-melancholische Atmosphäre des Marchfelds herüberzubringen, mit verfallenden Industriebrachen am Ufer und davor dümpelnden Wracks von Kähnen, alles in einen gnädig zudeckenden Nebel gehüllt, der ebenso wenig entwirrbar ist wie die Charaktere der Akteure im Roman. Steiners Hof in Limbach steht noch. Martin trifft sogar Menschen, die sich an ihn erinnern. Unterwegs ist er mit einem Freund, der ihn aus zeitweiliger Depression herausgeholt hat, aber jetzt nur noch experimentierfreudige slowakische Nutten im Kopf hat. Auch das gehört zum Grenzgebiet östlich des ehemaligen Eisernen Vorhangs, wie vielleicht bald auch das Seminar-Hotel, in dem Martin strandet, mit seiner Wellness- und Esoterik-Schiene.

Wäre in Göttferts Roman nur nicht die Liebesgeschichte! Sie ist schwer nachvollziehbar, mit einer zickigen Ina, die irrational handelt und den harmoniesüchtigen, durch Antidepressiva sedierten und daher allzu geduldigen Martin immer wieder vor den Kopf stößt. Noch schlimmer ist das nonverbale Verhalten, oder, besser gesagt, dessen Schilderung. "Sie lachte", scheint Göttferts Lieblingssatz zu sein. Er schreibt auch: "Sie äffte mich nach. Ich muss zugeben: Es war auch lustig, wie sie das tat." Solche Zeilen nerven noch mehr als das Verhalten der Protagonistin.

Steiners Geschichte
Steiners Geschichte
479 Seiten, gebunden
C.H.Beck 2014
EAN 978-3406667572

Eine Reise in die Vergangenheit, die im geografischen Nichts endet

Peter Handke ist 1961 erstmals in das Land seiner slowenischen Vorfahren gereist. Damals hieß es noch Jugoslawien. Literarisch aufgearbeitet hat der Autor diese Annäherung in seinem Roman "Die Wiederholung".

Die Wiederholung

Der doppelte Cleveland und der doppelte Trump

Insgesamt 47 Präsidenten haben bislang die Vereinigten Staaten regiert. Ein bei C. H. Beck neu erschienener Band stellt sie einzeln vor.

Die Präsidenten der USA

Glamourös leben

Ein anregendes Buch für alle, die sich nicht nach einem konsequenten Amoralismus sehnen, sondern von einer Welt träumen, in der Glamour möglich und wirklich ist – und in der zugleich der Mensch spielerisch und ungeniert sich seines endlichen Lebens endlich wieder erfreuen kann.

Glamour

A Good Girl in Berlin

"Good Girl", das Debüt der bisherigen Dichterin, bricht alle Vorstellungen des herkömmlichen Bildungsromans: eine kleine Revolution.

Good Girl

Über Imperien in Syrien-Palästina

Diese ebenso reichhaltige wie umfangreiche Studie ist die erste Monographie, die sich schwerpunktmäßig mit der ptolemäischen Herrschaftszeit in Syrien-Palästina befasst. Ein in jeder Weise herausragendes Buch.

Imperialer Wandel und ptolemäischer Imperialismus in Syrien

Träume von einem fernen Land

Das „ferne Land“ der Phantasie und Poesie, zuweilen auch der Erinnerung, besingt der gefühlvolle Poet Giovanni Pascoli wider alle Schwermut, mit der seine Gedichte bezeichnet sind.

Nester