Interaktive Hörbücher zum Sprachen lernen
Ohne zu büffeln, ganz nebenbei, eine Sprache zu lernen, davon träumt manch einer. Mit den interaktiven Hörbüchern von digital publishing kommt man diesem Traum recht nahe. Die Hörbücher mit gut ausgewählten Texten sind so konzipiert, dass man auf ganz unterschiedliche Art und Weise an einen Text herangehen kann. Man kann ihn sich einfach anhören, wie ein ganz normales Hörbuch. Wer mitlesen möchte, nimmt das Beiheft zur Hand, in dem die Texte vollständig abgedruckt und nicht so geläufige Wörter gleich übersetzt sind. Oder man legt die CD-ROM ein und liest den Text mit automatischer Textmarkierung auf dem Bildschirm und kriegt ihn gleichzeitig vorgelesen, wobei die Geschwindigkeit stufenlos eingestellt werden kann. Schwierige Wörter werden übersetzt, man kann Lesezeichen einfügen und Notizen anbringen. Ein ausgereiftes System, das einem das Lernen wirklich vereinfacht. Gerade wenn man eine Sprache schon einigermassen beherrscht, kann mit solchen Hören-Lesen-Tools sehr viel erreicht werden, ohne dass man büffeln muss.
Das Schöne an diesen Hörbüchern ist, dass sie nicht irgendwelche langweiligen, von Sprachpädagogen verfassten Texte mit möglichst vielen Vokabeln enthalten, sondern richtige Literatur von bekannten Schriftstellern. Drei Hörbücher auf Englisch vom Niveau B1 seien hier kurz vorgestellt:
"Everything’s Eventual" von Stephen King, dem grossen Horrorautor, enthält zwei schräge Kurzgeschichten. In der einen mit dem Titel "All That You Love Will Be Carried Away" ist ein einsamer Handelsreisender in seinem Motelzimmer kurz vor dem Selbstmord. Er weiss bloss noch nicht, was er mit seinem Notizbuch machen soll, das Wandschmierereien enthält, die ihm auf seinen Reisen begegnet sind. Vielleicht macht er anstelle von Selbstmord doch lieber ein Buch. Die zweite Kurzgeschichte mit dem Titel "That Feeling, You Can Only Say What It Is in French" handelt von einer Frau, die gerade mit ihrem Mann im Auto unterwegs ist und dauernd Déjà-vu-Erlebnisse hat. Was sie sieht, ist allerdings alles andere als erfreulich.
Steve Humes, der Sprecher, liest prägnant, sehr gut verständlich und trotzdem natürlich.
"The Lemon Table" von Julian Barnes, dem mit zahlreichen Auszeichnungen geehrten englischen Schriftsteller, enthält zwei amüsante Kurzgeschichten. In "Vigilance" gerät ein Konzerbesucher bis zur Handgreiflichkeit an den Rande der Verzweiflung angesichts seiner banausigen Mithörer, die total unsensibel und egoistisch dauernd irgendwelche Geräusche von sich geben. In der Kurzgeschichte "Bark", die im Frankreich des 19. Jahrhunderts spielt, beteiligt sich ein ehemaliger Spieler, heute Gourmant und später Abstinenzler, an der innovativen Finanzierung für das örtliche Bad.
Der Sprecher, David Ingram, liest diese mit feiner Ironie gespickten Geschichten vorzüglich in britischem Englisch.
"The Failure - Stories from The Corrections" von Jonathan Franzen enthält zwei Kurzgeschichten, die die Grundlage für Franzens Roman "The Corrections" bilden. Franzen erzählt von Alfred, dem pensionierten Ingenieur, der an Parkinson erkrankt ist, dessen Frau Enid, die an einem Ordnungs- und Sparwahn leidet, sowie deren Sohn, der sich in New York als Drehbuchautor versucht. Ein komplexes Geflecht, das kaum Gutes erahnen lässt.
Leider überzeugt in diesem dritten Beispiel der Sprecher, John Julian, weniger. Die etwas dumpfe, eintönige Stimme, die nur stellenweise gar übertriebene Betonungen einbaut, wirkt einschläfernd.
Die interaktiven Hörbücher, erhältlich für Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch auf verschiedenen Stufen, von A1 bis B2, überzeugen durchgehend. Ein Hörbuch kostet gegen 20 Euro respektive 35 Franken. Dafür kriegt man aber etwas geboten.
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