Leon de Winter: Stadt der Hunde

Ein Mann, der nach Vergebung sucht, muss einen weiten Weg gehen

Sein letzter Roman "Geronimo" (2016, ebenfalls bei Diogenes) ist schon einige Zeit her. Nun legt der niederländische Schriftsteller und Filmemacher sein neuestes Werk vor, das gleichzeitig in die Welt der Gehirnchirurgie und des Weltfriedens entführt. 2023 im Original erschienen, jetzt bei Diogenes auch auf Deutsch.

Noora, Hoffnung für die Welt auf Frieden

Eine interessante Mischung aus Metaphysik, Mystik und Medizin kann man "Stadt der Hunde" gewiss attestieren. Denn die siebzehnjährige Tochter eines saudischen Prinzen, Noora, soll von dem niederländischen Gehirnchirurgen Jaap Hollander an einem Tumor operiert werden. Noora soll in der Zukunft eine wichtige Rolle in der Geschichte des Wüstenlandes und auch im Nahostkonflikt spielen. So will es ihr Vater und wohl auch eine Prophezeiung, die besagt, dass ihre Herrschaft zur Gleichberechtigung von Mann und Frau führen werde. Viel Verantwortung also für die zarten Hände des inzwischen schon 67 Jahre alten Chirurgen im Ruhestand. Obwohl er finanziell schon längst ausgesorgt hat, nimmt er den Auftrag des Wüstenprinzen an. Er hat vor zehn Jahren selbst seine Tochter Lea unter ungeklärten Umständen verloren und reist jedes Jahr als eine Art Buße in die krisengeschüttelte Region. Seit seine Tochter in Israel verschwunden ist, kehrt er jedes Jahr nach Tel Aviv und in die Wüste Negev zurück. Mit dem Geld aus der Operation will er eine Expedition finanzieren, die die Umstände des Verschwindens seiner Tochter aufklären soll. 

Spannender Thriller an der Schnittstelle von Metaphysik, Mystik und Medizin

Leon de Winter seziert mit Genuss das Leben des pensionierten Arztes und lässt ihn voller Mißbilligung für sein Alphatier-Verhalten sogar in Hundescheisse treten, worauf er selbst zum Patienten wird. Als bei ihm ein Menigeom an der Stirn operiert wird, geht er auf einen mystischen Trip durch den ägyptischen Hades, wo er mit einer Hundegöttin (wohl einer Verwandten von Anubis) spricht und sich Hoffnung macht, seine Tochter Lea noch einmal zu sehen. Jaap Hollander, der stets nur auf sich geschaut hat, seine Frau verlassen hat, nachdem er sie zigmal betrogen hat, wird durch den Verlust seiner Tochter geläutert und wandelt sich vom Saulus zum Paulus. Zudem leidet der Arzt unter Prosopagnosie, hat also Schwierigkeiten, andere Menschen anhand ihrer Gesichter zu erkennen. Welche Rolle die Stadt der Hunde, Tel Aviv, spielt, wird hier natürlich nicht verraten. Aber es wäre kein Leon de Winter, wenn die Spannung nicht bis zur letzten Seite aufrechterhalten bliebe. Letztendlich waren es auch die Frauen, die einen heiratsfähigen Arzt suchten und nicht nur seine eigene Geilheit, die ihn die vielen Fehler begehen ließen, die er machte, denkt er sich in den weniger mutigen Minuten.  

Ein Mann, der nach Vergebung sucht, muss einen weiten Weg gehen und viel Geduld mitbringen. Leon de Winter hat diesen Weg anhand seines Protagonisten nachgezeichnet. Dass das ganze vor dem 7. Oktober (2023) endet, ist ein dezenter Hinweis darauf, wie explosiv das Pulverfass im Nahen Osten immer noch ist.

Stadt der Hunde
Stefanie Schäfer (Übersetzung)
Stadt der Hunde
272 Seiten, gebunden
Schutzumschlag
Originalsprache: Niederländisch
Diogenes 2025
EAN 978-3257072815

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