Lukas Clemens, Sigrid Schmitt: Zur Sozial- und Kulturgeschichte der mittelalterlichen Burg

Neue Aspekte der Burgenforschung

Ausweislich der Einführung ist es das Ziel des vorliegenden Bandes, den interdisziplinären Dialog über sozial- und kulturgeschichtliche Fragestellungen der Burgenforschung zu intensivieren. In diesem Sinne werden hier die Beiträge einer Tagung, welche 2005 in Schloss Dhaun stattgefunden hat, vorgelegt.

Den Beginn des Buches stellt ein Beitrag von Wolf-Rüdiger Teegen und Michael Schultz dar, der die Ergebnisse der anthropologischen Untersuchungen der Bewohner der slawischen Burg Starigard / Oldenburg vorstellt (S. 13-24). "Materielle Kultur und soziale Differenz. Beobachtungen am archäologischen Fundstoff aus mittelalterlichen Burgen" - Norbert Gossler mahnt in seinem derart betitelten Aufsatz zu Recht eine kritische Behandlung der Frage an, ob und inwieweit die Gleichsetzung von sozialer Stellung und materieller Kultur zulässig ist (S. 25-47). Beschlossen wird der archäologische Teil des Bandes durch die Ausführungen von Reinhard Friedrich, der sich mit den siedlungsgeschichtlichen Aspekten der Burgen im Mittelrheingebiet auseinandersetzt (S. 49-58).

"Symbole der Macht? Beobachtungen zum Burgenbau von Ministerialen im Hochmittelalter" - Sigrid Schmitt bietet in ihrem Beitrag eine differenzierte und gut nachvollziehbare Untersuchung der immer wieder kritiklos rezipierten Frage nach der Machtsymbolik der Burgen. Gerade die Tatsache, dass die Untersuchung auf der Ebene der Ministerialen erfolgt, bietet fruchtbare Ansätze, die auf weitere Arbeiten in diesem Bereich hoffen lassen (S. 59-70).

Das hochmittelalterliche Erscheinungsbild des vornehmlich als Römerstadt bekannten Trier führt Lukas Clemens in seiner Abhandlung über die dortigen Turmhäuser in beeindruckender Weise vor Augen. Archäologische, bauhistorische und archivalische Quellen und Befunde ergeben ein buntes und lebendiges Bild der Stadt, deren mittelalterliche Bauten durch das Zitat der glorreichen antiken Vergangenheit eine eigene und charakteristische Prägung aufweisen (S. 71-87). Kurt Andermann untersucht in seinem Beitrag die Architektur zwischen Nicht-Adel und Adel, und bietet somit ein materialreiches Bild von Wohntürmen und Kleinburgen auch außerhalb des (groß-)städtischen Rahmens (S. 89-107).

Die folgenden zwei Beiträge widmen sich den Bewohnern der Burg und deren sozialer Stellung im weitesten Sinne: Volker Rödel stellt mit seiner Arbeit zu Burgmannen und Ganerben die "Burg als Gemeinschaft" dar, problematisiert also die Frage der Regelung des Zusammenlebens auf der Burg (S. 109-139). Ergänzend legt er zu diesem Zweck als Anhang eine ausführliche Sammlung an Burgfriedensverträgen vor. Cordula Nolte untersucht Burgen als Aufenthaltsorte von Frauen im Spätmittelalter (S. 141-165), deren Rolle sie im Titel knapp mit den Stichworten "Arbeiten, Wohnen, Repräsentieren" umschreibt.

Der letzte Abschnitt ist regionalen Untersuchungen des Mittelrhein-Mosel-Raumes gewidmet: Während Friedhelm Burgard die soziale Herkunft der Amtleute in Kurtrier unter Erzbischof Balduin von Luxemburg betrachtet (S. 167-185), gibt Regina Schäfer eine Bestandsaufnahme von Burgen in Dörfern Rheinhessens (S. 187-206). Beschlossen wird der Band durch einen Beitrag von Michel Margue, der Burgfrieden im Luxemburger Raum untersucht, und dadurch einer im deutschen Sprachraum oftmals nur wenig wahrgenommene Burgenlandschaft Konturen zu verleihen mag (S. 207-228).

Es soll an dieser Stelle positiv hervorgehoben werden, dass das vorliegende Buch sich in starkem Maße mit "kleinen" Burgen, mit Anlagen von Niederadeligen u.ä. befasst, und damit ausdrücklich ein Thema ins Zentrum rückt, welches in der Burgenforschung allzu häufig nur stiefmütterlich behandelt wird, und dem von großen "Ritterburgen" beeindruckten Laien oftmals gar nicht bewusst ist.

Somit verbleibt abschließend nur, den Herausgebern zu diesem Band gratulieren, der nicht nur sein Ziel erreicht hat, sondern dessen Lektüre dem an der Burgenforschung Interessierten nur wärmstens empfohlen werden kann. Auf weitere Bände der hier begründeten Reihe darf man freudig gespannt sein.

Zur Sozial- und Kulturgeschichte der mittelalterlichen Burg
Zur Sozial- und Kulturgeschichte der mittelalterlichen Burg
Archäologie und Geschichte
232 Seiten, gebunden
Band 1
Kilomedia 2010
EAN 978-3898901413

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