Ich=Jetzt. Malick trifft Rimbaud
"I was always afraid of being myself.", eine neue Abwandlung des Arthur Rimbaud’schen Diktums "Je est un autre" könnte der Ursprungsgedanke dieser Filmreflexion über das Leben von Paaren im Los Angeles des 21. Jahrhunderts gewesen sein. Eine Hommage an den französischen Dichter findet sich jedenfalls in Form eines Posters an einer Wand der vielen wunderbaren Apartmenthäuser, die Malick als Drehorte benutzt hat. Auch Patti Smith, die sich ebenfalls stark von Rimbaud beeinflusst zeigte, spielt in "Song to Song" eine gewichtige Rolle, wenn auch nur als Nebendarstellerin. Ihr sind schließlich die Worte zuzuordnen, die von dem oben erwähnten Verlust sprechen. Und wer anderer als sie wäre befugt, über dieses Thema zu sprechen?
Delirierende Hommage an den Zeitgeist
Die Kleider und Klamotten wechseln ebenso wie die Perspektiven. Dialoge mit Schwänen, Patti Smith, "happy and ecstatic and the future is now", spricht über ihren verstorbenen Sohn und ihren ebenfalls verstorbenen Ehemann, ein Schicksal, so schwer, wie jenes von Franz Joseph, dem vorletzten Kaiser Österreichs, der nach dem Tod seines Sohnes und seiner Frau, meinte, dass ihm auch nichts erspart bliebe. Smith glaubte, sie werde das ganze Leben mit ihnen verbringen, doch dann waren sie plötzlich beide weg. Dennoch hat sie überlebt und der Welt wunderschöne Songs und Liveerlebnisse hinterlassen oder eben ihre kurzen Auftritte in Malicks delirierendem Film, bei dem es nicht nur um Liebe, sondern eben auch um Verlust und Tod geht. Ryan Gosling imitiert Affen, während Möwen über ihm kreischen, ansonsten ist sein schauspielerischer Beitrag auf seine bloße Existenz reduziert. Eine Aneinanderreihung von Bildern ohne Handlung, lose zusammengehalten von poetischen Einwürfen, dann wieder farbenfrohe, fesselnde Bilder mitten in der Natur in Harmonie mit dem Menschen. Ein Film wie ein Gemälde. "The beauty in my life makes me look ugly", schwerelos entwickelt sich eine Dreiecksgeschichte, Flea und Kiedis von den Red Hot Chili Peppers tauchen auf, ebenso Iggy Pop und Val Kilmer als Jim Morrison. "The world Wants to be deceived." Mit Bildern? Oder mit Worten? Jean-Luc Godard sitzt auf einem Baum und wirft mit goldenen Äpfeln, Malick hat sie aufgehoben. "We get used to drifting, waiting", bemerkt Gosling bedeutungsschwanger.
Liebe, Verlust und Tod
"I was always afraid of being myself. - I thought there ain’t no one there.", sagt er, "Come save me form my bad heart", flüstert sie. Cate Blanchett zerreißt ihre Perlenkette, die einzelnen Kugeln rollen über den Fußboden. "There is something out there, something that wants us to find it", wird der bekannte Satz paraphrasiert: "es" muss uns finden, nicht mehr wir "es". "Noone’s ever been there for me, but me to protect me", sagt eine Prostituierte mehr zu sich als in einen Dialog tretend. Dann plötzlich ein weiterer Szenenwechsel, Ölbohrtürme, Gosling als Arbeiter, Schwerarbeiter sogar, dreckig, schlammig, schmutzig. "This. Only this.", hat Terrence Malick an das Ende seines Films gestellt und damit dem Motto von Rimbaud eine gewichtige Abfuhr erteilt: Ich=Jetzt. Gerade in einem Film über eine ménage à trois.

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