Ein neuer (alter) Beckett
Kate Powell ist die Hauptfigur dieses bereits 2007 auf Englisch erschienen Romans von Simon Beckett. Sie ist die Chefin einer PR-Agentur, eine Geschäftsfrau, wie sie im Buche steht und zu ihrer Freude hat sie Paul, ihrem EX, einen Job weggeschnappt. Aber sie ist trotzdem nicht glücklich, sie versucht einen anonymen Spender zu finden, der es ihr möglich macht, ein Kind zu bekommen. Ganz so anonym soll er aber doch nicht sein, sie möchte ihn schon selbst aussuchen und festlegen, ob er der Vater ihres Kindes sein soll. Hier tritt Alex Turner auf den
Plan. Er ist Psychologe. Eine weitere Figur ist Lucy, Kates Freundin. Sie ist Mutter und Ehefrau und kann überhaupt nicht verstehen und nachvollziehen, dass Kate ein Kind ohne Vater aufziehen möchte.
Kate aber ist von der Männerwelt enttäuscht und geht unbeirrt ihren Weg. Sie kommt mit der Zeit zum Schluss, dass Alex der richtige Vater sein könnte, aber ist das wirklich so? Es kommt alles anders, als man denkt ...
Anfangs ist es einfach ein Roman - im Lauf der Handlung, die mit Kates Problemen beginnt, wird aus dem Buch ein Thriller. Man denkt als Leser zuerst einmal über Kates Kinderwunsch nach, wird mit Lucy, ihrer Freundin, bekannt gemacht, lernt Alex den schüchternen Psychologen
kennen, der eigentlich sehr untypisch für seinen Berufszweig rüberkommt, ein bisschen eigenartig wirkt, aber eigentlich recht nett und freundlich zu sein scheint.
Dann wird es spannend und die Thrillerstimmung steigt ein in die Handlung, die erst einmal Vorspiel war, aber nicht weniger spannend und interessant. Da man als Leser erst einmal
die Vorgeschichte erfährt, langsam in die Handlung eingeführt wird, die Charaktere kennen lernt, kann man später gut nachvollziehen, warum alles so kommt, wie es kommt. Der Spannungsbogen ist sehr gut gewählt und wird auf Grund der Einleitung und dann des thrillerhaften Hauptteils aufgebaut und optimal gehalten. Es gibt keine langatmigen Füllszenen, die einen langweilen,
sondern das Buch ist sehr gut durchdacht und äußerst lesenswert. Es ist nicht übermäßig gewalttätig und liest sich gut als spannende Unterhaltungsliteratur.
Zu Beginn stützt sich Beckett auf Kates Problem - den Kinderwunsch - und lässt den Leser sehr viel zum Thema künstliche Befruchtung erfahren. Dieses Thema ist und bleibt heikel, ist also brisant. Beckett schafft es, die Gedanken- und Gefühlswelt seiner Hauptfigur realistisch zu zeichnen und auch dem Leser Raum zu lassen, sich seine eigenen Gedanken zum Thema zu machen. Man spürt, dass dies ein Frühwerk Becketts ist, aber seine bekannte und typische Schreibweise, sein Stil sind bereits präsent. Beckett hat sich oft für die direkte Rede entschieden, die es dem Leser einfach macht, sich in die Handlung hinein zu versetzen. Die Figuren werden sehr bildhaft charakterisiert. Becket lässt Psychologie und gesellschaftskritische Themen einfliessen. Ein Werk also, das sowohl Beckett- als auch Thrillerfans begeistern wird.

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