Das Leben des Jean-Paul "Ekel" Sartre als Comic
"Ja zu de Gaulle zu sagen ist der Traum, nein zu sagen ist der Wecker. Es ist Zeit zu wissen, ob wir aufstehen wollen oder uns schlafen legen.", so ambitioniert klang Jean-Paul Sartre nach dem Krieg. In vorliegender Graphic Novel erzählen die beiden Autorinnen Sartres Geschichte von Anfang an. "Mein Großvater hatte diese besondere Gabe, den Situationen eine Erhabenheit zu verleihen", schreibt er in den "Wörtern", seiner Autobiographie, denn der kleine "Poulou", wie der größte Philosoph seiner Zeit von seiner Mutter liebevoll genannt wurde, will schon früh Bücher nicht nur lesen, sondern auch erleben. Er hatte sein Leben so begonnen, "wie er es ohne Zweifel auch einmal beenden würde: inmitten von Büchern". Über seine Kommilitonen an der Universität sagte er: Sie sind wie betäubt, kennen nicht mal den Rückzug ins Magische, um ihrer Situation zu entfliehen. Diese Idioten - keinerlei Intentionalität!" So beginnt ein amüsanter Ritt durch die Zeit, als Frankreich noch sicher war und die Philosophen über den Bart des Propheten stritten: ein ambitioniertes Projekt, einen Philosophen als Graphic Novel dem Publikum vorzustellen.
Hans Ohnesorg
Bis er seine große Liebe - "Beaver, Biber, Castor" - findet, feiert er seine Agrégation mit seinen Freunden in der Bar Chez les Vikings in der Rue Vavin 29 und vielleicht hätte er sie sogar geheiratet, wenn ihr die Ehe nicht so zuwider gewesen wäre. Aber er will ja ohnehin nichts besitzen, dieser "Hans Ohnesorg": "Ich bin ein Johann Ohneland, ohne Gott, ohne Besitz, ohne Erbschaft" behauptet er großspurig, aber natürlich weiß Simone de Beauvoir, dass er gerade von letzterem lebt. Kritisch ihm gegenüber äußern die beiden Autorinnen auch, dass er zwar 1933 in Berlin arbeitete, aber nichts von den dortigen Veränderungen sich in seinen Memoiren niederschlug. "Solange man sein Leben lebt, kann man ihm gegenüber keinen Standpunkt haben, es überkommt einen, und man befindet sich mittendrin...", zitieren sie seine eigenen Worte. Als "Der Ekel" endlich bei Gallimard erscheint - er hätte ursprünglich "Melancholia" heißen sollen - wird der erst 33-jährige Philosoph durch einen Roman berühmt, was Simone schon immer wusste: "Ich wusste, dass eines Tages etwas anderes von ihnen publiziert werden würde als Philosophie", lässt sie ihn wissen. "Der Ekel" erschien in Frankreich in dem Jahr, als sich Hitler Österreich holte und spätestens dadurch wusste man auch in Frankreich, dass der Krieg unvermeidlich war.
"Der Yogi und der Proletarier"
"Wir sind alle eine schreckliche Mischung aus Unechtheit, Narzissmus und... Scham", lässt er seinen besten Freund Albert Camus wissen, mit dem er bald auch sein größtes Zerwürfnis haben wird. "Ich befürchte, damit riskiert man das Individuum auszulöschen, z. B. würde man die Wirklichkeit von Unterdrückung und Auslöschung leugnen.", gibt Camus Sartre zu bedenken,, als dieser ihm beim selben Spaziergang im Park seine Existenzphilosophie erläutert. "Schließlich besteht die Existenz aus Überraschungen, Schlichtungen und Brüchen." Dass der Mensch zunächst einmal sein eigenes Projekt ist, gehört aber sicherlich zu den Einsichten, die vom Existenzialismus zu vertreten sind. "Das Wichtigste ist nicht, was wir aus uns machen, sondern dass wir aus dem etwas machen, was die anderen aus uns gemacht haben.", schreibt Sartre und zerpflückt in einem Buch seinen Freund Jean Genet, dass dieser in eine veritable Existenzkrise gerät. "Im Gegensatz zur Literatur spricht für die Philosophie nichts gegen den Einsatz von Drogen.", meint Sartre an einer anderen Stelle. Und auch wer sich Sartres Ablehnung des Nobelpreises für Literatur noch erklären möchte, bekommt in der vorliegenden Graphic Novel eine aufschlussreiche Erklärung angeboten: "Man ist das, was man tut. Ich werde so lange nicht Träger des Nobelpreises sein, solange ich noch handeln kann, um ihn abzulehnen." Sartre ging es halt vor allem auch ums Recht haben.
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