Rumänien: Lonely Planet vs. Reise-Know-How
Wenn jemand eine Reise tut, dann nimmt er einen Reiseführer mit ... oder wie war das? Hier werden zwei Exemplare gegenübergestellt, die für sich in Anspruch nehmen, durch Rumänien führen zu können.
Grundsätzlich unterscheiden sich die beiden Bücher schon in ihrem Layout: Die Ausgabe des Reise-Know-How-Verlags ist mit über 800 Seiten deutlich umfangreicher als die etwa 350 Seiten starke Lonely-Planet-Variante. Beim deutschen Verlag ist auch die Republik Moldau enthalten, die jedoch eher als Zugabe zu verstehen ist, da sie nur etwa 80 Seiten umfasst. Joscha Remus, der auch den Heidelberger Appell gegen Open Access und für ein restriktiveres Urheberrecht unterzeichnet hat, ist Autor des Rumänien-Teils im deutschen Reiseführer. Den englischen Reiseführer haben Mark Baker und Leif Pettersen verfasst, der die Republik Moldau nicht mehr enthält. In der neuesten Ausgabe des Reiseführers aus dem Bielefelder Verlag ist ebenfalls die Republik Moldau verschwunden.
Die Fülle an Seiten des deutschen Reiseführers ist nicht allein mit mehr Information begründet: farbige Fotos sind reichlich zu finden, daneben aber auch oft, meist in farblich markierten Kästchen, Geschichtchen à la "Man erzählt sich, dass ...", in denen zweifelhafte Vorkommnisse wiedergegeben werden (aber ohne Quellenangabe - so viel zu Remus' Urheberrechtsverständnis), die sich in der jeweiligen Region zugetragen haben sollen. Ansonsten sind zwar mehr Orte aufgenommen als im Reiseführer des Lonely-Planet-Verlags, aber oft entstand der Eindruck, dass der Autor nicht sauber recherchiert hat und stattdessen Passagen einfach abgeschrieben oder sonstwie übernommen worden sind, ohne sie zu prüfen. Zum Beispiel auf S. 618, im Kapitel der Region Muntenien, auf der es um die dortigen Schlammvulkane geht: Remus meint, man könne von den Schlammvulkanen bei Berca einfach weiterfahren zum Ort Lopătari, wo es aufgrund der geologischen Strukturen eine "Mondlandschaft" mit dem rumänischen Namen Grunj zu sehen gebe. Mehr Informationen gibt er dazu leider nicht. Wer jedoch tatsächlich versucht, von Berca dorthin zu kommen, wird eine Überraschung erleben: die 20 km lassen sich aufgrund der "Straße", die eher ein schmaler Schotterweg ist, nur in Schrittgeschwindigkeit fahren - wenn es trockene Verhältnisse überhaupt zulassen. Überdies befindet sich die "Mondlandschaft" bei Mânzăleşti, nicht Lopătari, und ist mitnichten eine Landschaft, sondern nur ein kleiner Hügel aus Mergel. Solche Schnitzer sind im deutschsprachigen Reiseführer leider immer wieder zu finden. Insgesamt scheint Remus eine Tendenz zum Schwafeln zu haben, denn oft sind die Informationen in ausschweifenden Sätzen nur spärlich vorhanden. Außerdem ist eine gewisse Idyllisierung festzustellen, denn der Verfasser schwärmt oft von traditionellen Bräuchen, architektonischen Bauten und gastfreundlichen Menschen, aber auch nur leise Kritik ist fast nie zu vernehmen. Auch fehlen in diesem Zusammenhang des Öfteren wichtige Hinweise, bspw. dass der größte Stausee Rumäniens, der Lacul Izvorul Muntelui, an keiner Stelle Infrastruktur zum Baden aufweist. Stattdessen muss, wer baden will, u.U. durch meterbreite Müllstreifen stapfen, die am Ufer angespült wurden - doch davon findet sich im Reiseführer nicht mal eine Andeutung. Daneben gibt es auch viele nützliche Informationen, z.B. zu Unterkunftsmöglichkeiten, bei denen Remus aber leider oft die günstigste Unterkunft gar nicht aufführt.
Dies ist beim Lonely-Planet-Reiseführer anders: Hier wird nicht nur auf Reisende mit schmalem Budget Rücksicht genommen, sondern auch mal ein kritisches Wort verloren. Außerdem gibt es zu Beginn eine farbige Karte Rumäniens, die auch die Eisenbahnstrecken verzeichnet hat. Sonst ist allerdings das kleine Kartenwerk im Reiseführer des Reise-Know-How-Verlags informativer. Bakers und Pettersens Reiseführer ist bis auf einzelne Seiten durchgehend in schwarz-weiß gehalten, aber mit deutlich höherer Informationsdichte versehen als der deutschsprachige Band, wobei sich auch hier der eine oder andere Fehler eingeschlichen hat (so ist bspw. die Homepage des Burg Hostels in Sighişoara eine andere als angegeben). Es sind nicht so viele Orte und Städte aufgenommen wie im deutschen Band, aber wenn eine Stadt aufgeführt ist, sind oft mehr Informationen als in der deutschsprachigen Ausgabe zu finden. Kleinigkeiten wie ein Linienplan der Bukarester U-Bahn und weiterführende Literatur zu Rumänien runden den englischsprachigen Reiseführer ab.
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