Die Fremden in der Familie
Rosa kommt nach bald 20 Jahren Aufenthalt in der Fremde und einer gescheiterten mehrjährigen Liebesbeziehung nach Scharbeutz an der Ostsee zurück. Hier ist sie aufgewachsen, hier leben die Eltern. Niemand weiß, dass Rosa wieder da ist. Sie mietet sich ein Zimmer im Hotel und will erst einmal für sich alleine ankommen, bis sie sich der Familie stellt. Da findet sie beim ersten Strandspaziergang am frühen Morgen ihren Vater tot in einem Strandkorb sitzend, er wurde durch einen Schuss getötet. Es ist der gleiche Mann, der seit ihrem Entschluss wegzugehen, kein Wort mehr mit seiner Tochter gewechselt hat. Und nun ist er tot. Schon bei ihrer Ankunft am Hamburger Bahnhof war Rosa überrascht worden, hatte sie doch ihre Mutter in inniger Umarmung mit einem anderen Mann gesehen. Was war geschehen? Hat die Mutter nicht nur einen Geliebten, ist sie auch eine Mörderin? Oder hat der unbekannte Liebhaber den Vater auf dem Gewissen? Rosa stellt sich viele Fragen und es werden noch mehr, als sie mit der Familie zusammentrifft und feststellt, dass sie als die Jüngste längst nicht über alles informiert ist.
Inge Noll hat Recht. Diesen flüssig geschriebenen Roman legt man so schnell nicht aus der Hand. Die gebürtige Hamburgerin Barbara Krohn, 1957 geboren, hat eine ganz besondere Art und Weise Rosas Gefühle einzufangen und zu beschreiben. Ohne Sentimentalitäten beschreibt sie, wie die Trauer einen gefangen halten kann, erleben banalste Alltagsdinge in der Protagonistin Rosa eine Aufwertung, werden als außergewöhnlich empfunden. Krohn hat sich nicht gescheut, dies darzustellen und erreicht damit Glaubwürdigkeit und eine mehrdimensionale Figur. Sie findet treffende Bilder für Rosas Gefühlswelt, für die ungerufenen Emotionen, die sich manchmal den Weg bahnen, und sich nicht verscheuchen lassen. Und nicht zuletzt, zeigt die Autorin über ihre Figur Rosa ihre Liebe zur Ostsee, diese so andere Küstenlandschaft.
Dieser Krimi ist eine Studie über Familie, diese Menschen, die sich so fremd sein können und von denen man manchmal feststellt, man hat ja keine Ahnung über ihr Denken und Fühlen, kennt nur die Fassade. Rosa entdeckt die Geheimnisse ihrer fast 70jährigen Mutter: "Erstaunlich, wie viele Dinge sich im Leben der Mutter verändert hatten: Sie vermietete nicht mehr, sie rauchte, sie trank Bier, sie lernte Auto fahren - und sie hatte einen Liebhaber. Wie viel Mut sie plötzlich zu haben schien - (...)". Der Mutter war wiederum nie klar, dass Rosa ein einsames Kind war, der großen Familie zum Trotz. Aus Rosas Rückkehr nach Hause ist mehr geworden, als an den Ort der Kindheit zurückzukehren. Sie lernt sich selbst und ihre Familie, die durch die immensen Altersunterschiede zwischen den Kindern einen kleinen Mikrokosmos der Gesellschaft darstellt, besser kennen und einschätzen. Immer noch verletzlich, durchlebt sie wieder den Fluchtmechanismus, weiß jedoch, sie muss bleiben. Und weil sie sich ihren Gefühlen stellt, kann sie auch der aufkeimenden Liebe zu Hanno Finn eine Chance geben.
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