Einführung in den Bildjournalismus
"Dies ist ein Handbuch für Bildjournalisten" lautet der erste Satz in diesem Werk, doch weil man damit den potentiellen Käuferkreis etwas arg einschränkt, folgt auch gleich die erweiterte Fassung: "Für junge Menschen, die diesen Beruf anstreben, und für solche, die bereits Erfahrungen gesammelt haben und ihr Wissen vertiefen möchten. Ausserdem für Journalisten aus anderen Medien und für Fotografen, die ihren Aktionsradius um bildjournalistische Tätigkeiten erweitern wollen." Und: "Das Buch setzt … Kenntnisse in der Fotografie voraus. Von seinen Lesern erwartet es Freude am Bildermachen, Bildersortieren und Bilderzeigen."
Nun ja, ein Buch erwartet von seinen Lesern gar nichts, es ist der Autor, der von seinen Lesern etwas erwartet, doch die Haltung, die sich hinter einem solchen Satz versteckt, ist natürlich die Haltung eines Lehrers und der Autor ist denn auch tatsächlich Lehrer, genauer: Professor für Fotografie und elektronische Bildmedien an der Fachhochschule Niederrhein in Krefeld.
Gleich noch eine kritische Anmerkung bevor wir zum Positiven (und es gibt viel Positives in diesem Band) kommen. Ein Satz wie: "Der Beruf ist kreativ und knochenhart, hat schöne und stressige Seiten" ist an Einfallslosigkeit kaum zu übertreffen; gab es da kein Lektorat?
Doch zum Positiven: "Es liegt im Wesen eines Handbuchs, dass es in aller Regel nicht von vorn bis hinten durchgelesen wird. Vielmehr wird man es bei Sachfragen zu Rate ziehen." Tun wir das also. Unter dem Stichwort "Autodidakt" erfährt man zum Beispiel, dass im Wissenschaftsjournalismus Fotos "fast nur noch von den Wissenschaftlern selbst erstellt werden" und lernt, dass der "Trend zur Vereinfachung beim Herstellen von Fotos (Automatisierung der Kameras, Verlagerung der Laborarbeit in Maschinen oder Finisher-Betriebe) zusammen mit der Elektronisierung der Druckvorbereitung dazu geführt habe, "dass fotografische Tätigkeiten prinzipiell abgewertet wurden." Und dies bedeutet für den Autodidakten, dass er insbesondere da Chancen hat, "wo er die fotografische Tätigkeit mit einer anderen Spezialisierung kombinieren kann.".
Der an Fotografie interessierte Laie (und nicht nur der im Vorwort allzu eng definierte potentielle Käufer) findet solche hilfreichen, praktischen Informationen zuhauf in diesem Band. Er findet aber noch mehr. Nützliche Aufklärungen wie diese hier: "Rund 90 Prozent aller bildjournalistischen sind inszeniert, alle PR-, Werbe- und Auftragsfotografien ohnehin." Dass der Autor auf diese in der Praxis selbstverständliche, jedoch selten diskutierte Tatsache aufmerksam macht, ist verdienstvoll, obgleich: Auch wenn die "rund 90 Prozent" einleuchten (nur: wie kann man das messen?), die Grenzen zwischen Pressefotografie und PR sind fliessend und so recht eigentlich ist Inszenierung nichts anderes als PR. Doch mit solchen Fragen befasst sich dieses Buch nicht - es ist ein Handbuch und keine kritische Einführung in die Bildgestaltung. Die Frage ist also, ob es als Handbuch taugt? Das tut es, zweifellos. Weil es gut gegliedert ist, sich an der Praxis und an Praxis-Bedürfnissen orientiert, übersichtlich ist und mit einem ausführlichen Register ausgestattet ist. Neben technischen, geschäftlichen und rechtlichen Fragen behandelt der Autor auch den Text, denn zu einem Bild gehört auch ein Text, der die journalistischen Ws (Wer, Was, Wo, Wann, Warum, Wie, Woher) abhandelt.
Beim Thema "Bildserien" unterscheidet der Autor unter anderem zwischen Bildreportagen und Bildgeschichten und erwähnt als herausragenden Vertreter der letzteren W. Eugene Smith - ärgerlich ist hier, dass das Lektorat einen solchen Satz durchgehen liess: "Smiths Leben und Werk ist von Legenden umwoben, aber die Qualität seines Schaffens steht ausser jedem Zweifel." Was für Legenden, um Himmels Willen!? Ein Mann, der sich für die journalistischen Ws stark macht, sollte sich auch selber an sie halten.
Durch die heutzutage gängige Bildbearbeitung am Computer hat die Beweiskraft von Fotos viel an Glaubwürdigkeit eingebüsst. "Pressebilder müssen ihre eigene Glaubwürdigkeit bezeugen" liest man da. Und wie soll das gehen? Mit einer freiwilligen Selbstkontrolle, einem "Memorandum zur Kennzeichnungspflicht manipulierter Fotos", kurz [M] genannt. Eine manipulierte Aufnahme soll mit [M] gekennzeichnet werden und zwar von dem, der die Manipulation vorgenommen hat. Dies, so lernt man, haben die einschlägigen Berufsverbände so vereinbart. Die Absicht ist begrüssenswert, die Praxis scheint ihr bislang leider nicht gefolgt zu sein.
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