Theorie und Praxis des Controllings
Die Fülle der derzeit angebotenen Literatur zum Thema Controlling macht es oftmals unmöglich oder schwer, das Alleinstellungsmerkmal der jeweiligen Publikation auszumachen. Dies trifft jedoch nicht für das vorliegende Lehrbuch zu. Die Autoren gehen von einem ganzheitlichen und anspruchsvollen Controlling-Verständnis aus, das dem Systemansatz konsequent folgt und sich nicht nur auf strategische und operative Bereiche beschränkt, sondern auch Normen und Werte einbezieht: "Controlling verstehen wir als betriebswirtschaftlich fundierte normen-, strategie-, finanz-, markt-, prozess-, informations- und verhaltensorientierte Regelung in Unternehmen. Zweck des Controllings ist das Leisten von Führungsunterstützung, um gemeinsam vereinbarte Unternehmensziele zu erreichen (transparentes Monitoring)." (S. 41)
Damit wird deutlich, dass das bislang oft gepflegte Zerrbild vom Controller - ein praxisfremder und nur rechnungswesenorientierter "Erbsenzähler" - längst der Vergangenheit angehört. Für die beiden Autoren Rolf Eschbach (em. Professor der Wirtschaftsuniversität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Österreichischen Controller-Instituts, ÖCI) und Helmut Siller (Fachbereichsleiter Rechnungswesen und Controlling am Institut für Unternehmensführung, FHWien-Studiengänge der WKW/Wirtschaftskammer Wien) geht es in diesem Werk nicht um das "Basic Controlling" der 1960er und 1970er Jahre, sondern vielmehr um ein qualitativ hochstehendes, professionelles Controlling, das überall dort unentbehrlich ist, wo es Ziele gibt.
Die 10 Kapitel des Buches befassen sich mit den folgenden Themenbereichen:
1. Moderne Unternehmensführung. Unternehmen als komplexe Systeme müssen nach dem Prinzip des kybernetischen Regelkreises geführt werden und müssen zur Sicherstellung ihrer Handlungsfähigkeit auf den normativen, strategischen operativen Gestaltungsfeldern aktiv sein.
2. Grundlagen professionellen Controllings. Controlling ist für möglichst effektive und effiziente Unternehmensführung nötig. Professionelles Controlling versteht sich als funktionsübergreifender, betriebswirtschaftlicher Allround-Service für alle Mitarbeiter.
3. Tätigkeitsfelder und Arbeitsweise im professionellen Controlling. Die Tätigkeitsfelder Planung, Kontrolle, Information, Innovation und Koordination sind stark miteinander vernetzt. Die Arbeitsweise der Controller ist problemlösungsorientiert, ganzheitlich und wird durch verschiedene Methoden, die als Techniken, Modelle, Konzepte und Ansätze verstanden werden können, unterstützt. In der 2. Auflage wurde im Abschnitt 3.5.4 auch noch die Earned-Value-Methode eingefügt.
4. Controlling der normativen Ziele. Normatives Controlling unterstützt das Management bei der Sicherung der nachhaltigen Fortschrittsfähigkeit und der Erhaltung und Entwicklung der Unternehmensidentität. Als Regelungsgrößen kommen insbesondere Werte, interne Normen und Richtlinien sowie das Leitbild in Betracht.
5. Controlling der strategischen Ziele. Das Management wird vor allem in der Analyse und der Umsetzungsphase, z. B. durch Branchen-, Potenzial- und Portfolioanalysen sowie durch Szenario-Technik und strategisches Kostencontrolling, unterstützt.
6. Controlling der operativen Ziele. Controlling hat hier vor allem Führungssupport zur Sicherung der Liquiditäts- Rentabilitäts- und Produktivitätsziele zu leisten. Besonderen Stellenwert hat der Prozess der Budgeterstellung und -kontrolle. Zusätzlich können z. B. Bilanzanalyse, operatives Kosten- und Leistungscontrolling, Investitionscontrolling sowie Liquiditäts- und Working Capital-Controlling ergänzend hinzutreten.
7. Verbindung des Controllings der normativen, strategischen und operativen Ziele. Zur lückenlosen Verbindung der Ziele, Prozesse und Ergebnisse auf der normativen, strategischen und operativen Ebene wird die Informationsversorgung benötigt. Als Instrumente hierfür eignen sich insbesondere das System der Balanced Scorecard und das interne Berichtswesen.
8. Organisation des Controllings. Für die organisatorische Eingliederung des Controllings gibt es kein allgemein gültiges Schema; es sind vor allem die unterschiedlichen Ziele und Aufgaben des Controllings, nebst dem internen und externen Umfeld sowie der Größe und Branche des Unternehmens, welche die strukturellen Gegebenheiten beeinflussen. Weit verbreitet ist derzeit eine Kombination aus zentraler und dezentraler Organisation, die Dotted-line-Organisation.
9. Einführung von Controlling. Als Einführungsstrategie hat sich ein Stufenkonzept gegenüber dem Vorgehen des sog. "Bombenwurfs" bewährt. Das Commitment durch das Top-Management zum Controlling-Gedanken und das Vertrauen, das sich der Controller im Zuge seiner Arbeit erwerben kann, sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren einer Controlling-Einführung.
10. Entwicklungstrends im Controlling. Im Zuge der durch die Techniken der Informations- und Kommmunikationstechnologie verstärkten Professionalisierung steigen die Anforderungen an Controller. Hinzu kommen weitere Aufgaben, wie z. B. mehr Engagement auf der normativen Ebene der Unternehmensführung und in den Bereichen des Risiko- und Chancencontrollings, im internationalen Projektmanagement, etc.
Die Konzeption dieses Buches ist aus einer langjährigen Forschung, Lehre und Praxis der beiden Autoren zum Controlling entstanden und zeigt vorrangig, wie Controlling nachhaltig und professionell betrieben wird; jedoch weniger, was Controller alles können sollten. Wer sich somit von diesem Buch eine ausführliche Einführung in und eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Vielzahl der dem Controlling zuordenbaren Methoden erhofft, wird enttäuscht. Verfügt der Leser jedoch über die einschlägigen kaufmännischen Vorkenntnisse, insbesondere in Buchhaltung, Bilanzierung, Kostenrechnung, Finanzierung und Investition, so kann er dieses Buch mit großem Nutzen zur Begleitung und Vertiefung der Controlling-Lehrveranstaltungen im Rahmen des betriebswirtschaftlichen Bachelor- und Masterstudiums an Hochschulen verwenden. Daneben ist dieses Lehrbuch auch für Manager und die bereits in der Praxis tätigen Mitarbeiter des Controllings zu empfehlen, da sich im vorliegenden Werk nicht zuletzt eine Fülle wertvoller Erfahrungen und Erkenntnisse der Controllerpraxis widerspiegeln.
Sehr gut gelungen sind auch der klare und verständliche Duktus der Ausführungen sowie das methodische Design dieses Lehrbuches, das in der vorliegenden 2. Auflage nochmals optimiert wurde:
- Zahlreiche Abbildungen unterstützten das Verständnis selbst für oftmals komplexe Zusammenhänge. Leider entsprechen die verwendeten kleinen Schriftgrößen und die in grau gehaltenen Abbildungen bzw. Grafiken nicht mehr den modernen Anforderungen an eine gelungene visualisierte Form der Wissensvermittlung. Das Layout dieses Lehrbuchs könnte in einer zukünftigen Neuauflage deshalb zweifelsohne noch verbessert werden.
- Lernziele und eine Zusammenfassung am Anfang bzw. am Ende eines jeden Kapitels machen deutlich, welche Erkenntnisse und Kenntnisse nach dem Durcharbeiten erworben werden sollten.
- Jeder Zusammenfassung folgen Fragen zur Lernzielkontrolle, welche auch als Prüfungsfragen zur erfolgreichen Klausurvorbereitung genutzt werden können.
- Am Ende eines jeden Kapitels folgt ein Abschnitt mit Übungs- bzw. Rechenbeispielen zur Wiederholung und Vertiefung der Aussagen im Text sowie zum Praxistransfer. Die jeweiligen Lösungsvorschläge hierzu finden sich im 11. Kapitel.
- Ein Glossar, das alle zentralen Begriffe des Textteils (welche dort fett gedruckt sind) enthält, sowie ein umfangreiches Literaturverzeichnis unterstützen die Wiederholung bzw. dienen der individuellen Vertiefung des vermittelten Lehrstoffs.
- Interessierte Lehrende haben die Möglichkeit, zur eigenen Lehrunterstützung Lehrmaterialien zu diesem Buch beim Dozentenservice des Verlags abzurufen.
Wegen der ausgezeichneten inhaltlichen und methodischen Darstellung der Theorie und Praxis des Controllings kann dieses Buch sowohl Studierenden an Hochschulen und Akademien, als auch Praktikern der Unternehmen und NPO-Organisationen, bestens empfohlen werden.
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