Michael Praed: Robin Hood

Eine differenzierte und sorgfältige Rezeption des Mythos' Robin Hood

Die ersten beiden Staffeln der Fernsehserie "Robin Hood" bzw. "Robin of Sherwood", wie sie im englischen Original heißt, wurden in den Jahren 1983 und 1984 gedreht und sind insbesondere bekannt durch ihre von der irischen Band "Clannad" geschaffene, eingängige musikalische Untermalung.

Die hier besprochenen DVDs, je Staffel drei Stück, weisen neben den insgesamt 13 Folgen der ersten beiden Staffeln auch umfangreiches Bonusmaterial in Form von "Making of", Interviews und Bildern auf. Dass in der deutschen Version herausgeschnittene Szenen im Ablauf der Serie integriert bleiben und (folgerichtig) in Englisch mit deutschen Untertiteln gezeigt werden, ist gewöhnungsbedürftig, aber durchaus ansprechend. Ton- und Bildqualität lassen leider zu wünschen übrig, was aber der Qualität der zugrunde liegenden analogen Bänder geschuldet sein dürfte.

Inhaltlich ist diese Serie weit über das hinausgehoben, was ansonsten gemeinhin als Rezeption des Robin Hood-Mythos in Film und Fernsehen geboten wird: Anhand der Darstellung beispielsweise der Personen von Will Scarlet und Richard Löwenherz wird deutlich, dass hier keine simple Schwarz-Weiß-Malerei betrieben wird. Dass Charaktere wie der Sheriff von Nottingham und sein militärischer Arm, Sir Guy of Gisburne, nicht als lediglich hassenswerte Objekte gezeichnet werden, sondern auch und gerade durch ihr Zusammenspiel sehr zum Unterhaltungswert der Serie beitragen, ist gleichermaßen erfreulich wie hervorhebenswert. Auch die Darstellung des Lebens sowohl in den Dörfern als auch in Nottingham Castle ist erfreulich wenig auf überzogene Gegensätze ausgerichtet, wie sie sich bei allzu vielen Mittelalterspektakeln aus Hollywood finden. Die Kostüme der Darsteller weisen zwar durchaus an einigen Stellen historisch fragwürdige Lösungen auf, können aber insgesamt ebenfalls als sehr gut gelungen bezeichnet werden.

Gut gelungen ist auch die Mischung aus historischem Mythos, Mittelalter und esoterischen Elementen, eine Mischung die bei vielen jüngeren Produktionen den Spaß am Zuschauen verdirbt. Mit der Gestalt von Herne dem Jäger zum Beispiel wird von Beginn an eine mystische Gestalt eingeführt, die aber nie ein unangenehmes Übergewicht über die Handlung erlangt.

Was die Auswahl der Handlung für die einzelnen Folgen anbelangt, kann man auch hier den Produzenten (und dem auch durch "Catweazle" bekannt gewordenen Autor Richard Carpenter) nur gratulieren: Es werden immer abwechslungsreiche und in sich selber geschlossene und logische Geschichten geschaffen - eine Tatsache, die den Zuschauer der erfolgreichen Robin Hood-Filme der vergangenen Jahre durchaus erstaunt und überrascht.

Trotz der genannten Mängel in Ton- und Bildqualität kann diese Rezeption des Mythos" Robin Hood jedem Interessierten nur wärmstens empfohlen werden, handelt es sich doch um die vermutlich beste, weil differenzierteste und liebevollste Adaption des Stoffes für Film und Fernsehen, die bis dato geschaffen wurde.

Robin Hood
Robin Hood
Die 1. und 2. Staffel
je 3 DVDs
Plaion 2006

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