Denn unter den Waffen schweigen die Gesetze
Abraham Lincoln amtierte als 16. US-Präsident von 1861 bis 1865. Seine Wahl förderte die sich bereits abzeichnende Sezession der Südstaaten weiter, denn Lincoln bekannte sich gegen die Sklaverei. Die Spaltung zwischen Nord- und Südstaaten führte zum Sezessionskrieg, der die ganze Präsidentschaft Lincolns andauerte und im April 1865 vom Norden gewonnen wurde. Am 14. April fällt Abraham Lincoln im "Ford's Theatre" einem Attentat zum Opfer. Außenminister William H. Seward wird von der Verschwörern ebenfalls getötet.
Robert Redfords Historiendrama eröffnet mit dem Attentat und schliesst mit der Erhängung der verurteilten Verschwörer. Doch die Hinrichtungen erscheinen nicht als gerechte Strafe, sondern als Urteile, die unter dem Eindruck der Ereignisse vorschnell und willkürlich gefällt wurden. Insbesondere Mary Surratt, die Mutter einer der Verschwörer, hätte wohl nicht verurteilt werden können, wäre der Prozess rechtsstaatlichen Prinzipien gefolgt. Der unfaire Prozess gegen die Zivilistin bildet das Zentrum der Handlung.
Dass Mary Surratt, der Mitwissen und Unterstützung vorgeworfen wird, zu keinem Zeitpunkt Hoffnung auf einen fairen Prozess haben konnte, war von Anfang an klar: Die Regierung bildete ein Militärgericht aus loyalen Generälen, wohlgemerkt Nordstaatlern, das möglichst schnell ein klares Urteil gegen die Verschwörer fällen sollte, damit unter das Trauma des ersten ermordeten US-Präsidenten rasch ein Schlussstrich gezogen werden kann. Doch es gibt auch Stimmen, die dieser juristischen Willkür nicht tatenlos zusehen möchten. Senator Reverdy Johnson, Südstaatler, fordert den Anwalt Frederick Aiken, Nordstaatler und Kriegsheld, auf, Mary Surratts Verteidigung zu übernehmen. Aiken widerstrebt diese Aufgabe vorerst zutiefst, denn nicht nur er selber, sondern auch seine Freunde sehen seine Reputation gefährdet, egal wie der Prozess ausgeht. Je stärker er sich aber mit dem Fall beschäftigt, desto professioneller und engagierter setzt sich Aiken für seine Klientin ein, denn an ihrer Schuld gibt es etliche begründete Zweifel. So ist keineswegs belegt, dass sie als Leiterin der Pension, in der die geheimen Treffen der Verschwörer stattgefunden haben, von den Attentatsplänen gewusst, geschweige denn diese unterstützt hat. Doch nichts, was Aiken vorbringt, kann das feststehende Urteil kippen: Surratt wird zum Tode durch den Strang verurteilt. Auch die in letzter Minute durch einen Richter erwirkte Anordnung, Mary Surratt vor ein Zivilgericht zu stellen und damit das Todesurteil ausser Kraft zu setzen, lässt nur kurz Hoffnung auf Gerechtigkeit aufkeimen. Präsident Andrew Johnson setzt die Anordnung ausser Kraft.
"Die Lincoln Verschwörung", Originaltitel "The Conspirator", ist kein Geschichtsfilm, der über die historischen Hintergründe des Amerikanischen Bürgerkriegs informiert, sondern vielmehr ein Rückblick auf ein Phänomen, das sich heute nicht anders als vor 150 Jahren abspielen würde: Unter dem Eindruck einschneidender Ereignisse, unter gesellschaftlichem und politischem Druck, tritt Rechtsstaatlichkeit in den Hintergrund. Es werden Schauprozesse abgehalten und Zivilpersonen vom Militär abgeurteilt, ohne Chance auf Berufung. Robert Redford, hier Produzent und Regisseur, ist mit "Die Lincoln Verschwörung" ein spannender Film mit tadelloser Besetzung und exzellenter Ausstattung gelungen. James McAvoys Darstellung von Frederick Aiken und Robin Wrights Mary Surratt wirken glaubwürdig und nahbar. Die historischen Fakten wurden weitgehend beibehalten und nicht zu Gunsten der Dramaturgie oder von Effekten optimiert. Ein Film, der zwar bescheidene Einspielergebnisse erzielte, deswegen aber nicht weniger sehenswert ist.
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