Und wie sieht der "Ruck" nun aus?
Paul Nolte ist in aller Munde. Egal ob CDU, SPD, FDP oder die Grünen. Der Politikberater Nolte ein gefragter Mann. Ebenso als Hochschullehrer. Seit Anfang 06 lehrt Nolte an der FU in Berlin. Der wohl erfolgreichste Schüler des großen Sozialhistorikers Hans-Ulrich Wehler (Bielefeld) will mit seinen zahlreichen Publikationen, die in beinahe allen großen Zeitungen und sonstigen Medien zu finden sind, die Republik aufrütteln. Nolte zeigt uns, woran es in Deutschland mangelt. Egal ob Familie, Arbeit oder Bildung. Seine Bandbreit ist groß. Dass seine Analysen nicht immer erhellend sind, zeigt sein neuestes Werk über die Riskante Moderne.
In 18, zum großen Teil bereits erschienen Aufsätzen, schildert Nolte zunächst den Weg in die Krise, gibt also einen historischen Abriss seit den 1960er Jahren. Erst ab Seite 89 beginnt die die eigentliche Analyse der Moderne. Unter dem Titel "Gesellschaftliche Spannungslinien in der Neuen Moderne" weist uns Nolte den Weg: Die Gesellschaft muss wieder selbständiger werden und sich der Ketten der Beaufsichtigung durch den Staat lösen. Neben diesen, meist bekannten und von allen Seiten oft geäußerten Thesen, gibt es die eine oder andere löbliche Ausnahme. So analysiert Nolte richtig, dass die Emanzipation in ihrem Kern gescheitert sei. Dass Frauen heutzutage Röcke und High Heels tragen dürfen, sei eben kein Zeichen wirklicher Emanzipation. Man schaue sich nur die Besetzung von Professuren oder Vorstandsetagen von Konzernen an. Frauen sind dort, auch wenn es Ausnahme gibt, dramatisch unterrepräsentiert. An diesem Beispiel wird aber gleichzeitig deutlich, wo der große Schwachpunkt bei Noltes liegt: Über das Niveau von Bundestagsreden kommt er nicht hinaus. Es werden, und das hätte man erwartet, keine Lösungsansätze präsentiert. Nolte bleibt zu sehr an der Oberfläche. Es bleibt dem Leser unklar, wie denn der vielbeschworene Ruck aussehen soll, den Deutschland braucht. Zu viele Allgemeinplätze lassen die Konturen von Noltes Krisendiagnose verschwimmen.
Nach der Lektüre ist man enttäuscht, kann doch der Autor, das hat er in anderen Publikationen bewiesen, viel mehr. Vielleicht sollte sich Nolte für die nächste Publikation die Zeit nehmen, die es für wirklich tiefgründige Analysen und befriedigende Antworten braucht. Insofern gilt: Als Beiträge fürs Feuilleton eignen sich die Artikel durchaus. In Buchform hätten sie hingegen nicht erscheinen müssen.

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