Hommage an den Mikrokosmos der Wiener Beislkultur
"Reich weama damit nid, oaba du hast mi berührt", meint sein Manager zum angehenden Musiker Erich "Rickerl" Bohacek (Voodoo Jürgens). In seinen Liedern besingt er den Wiener Grind, die Abgründe, das Leben der einfachen Leute und die untergehende Beislkultur. Traurige Lieder mit viel Tiefgang, die eine einzigartige Atmosphäre zaubern, die einfach berührt.
"Rickerl – Musik is höchtens a Hobby" wurde von dem Salzburger "Beste aller Welten" und "Fuchs" Regisseur Adrian Goiginger in die Patina der 70er-Jahre-Farben getaucht und wirkt wie eine Hommage an eine versunkene, bessere Welt. Im Mittelpunkt steht die Vater-Sohn-Beziehung, sowohl zwischen Rickerl und seinem Vater als auch zwischen Rickerl und seinem Sohn Dominik (Ben Winkler). Denn die Filmfigur Rickerl ist geschieden, hat einen sechsjährigen Sohn und ist arbeitslos. Als Totengräber wurde er gekündigt, einen anderen Job in einem Sexshop verpfuscht er sich, denn er taugt eigentlich nur für eines: das Singen, selbstverständlich begleitet von seiner Gitarre und eigenen Texten.
Aber auch als Musiker muss man durchtauchen: Hochzeitsfeiern auf denen er Austropop-Klassiker spielen muss statt eigenes Material, Alkohol als Schmiermittel, Anbiederung bei den Medien, um durchstarten zu können. Aber genau das macht Rickerl nicht. Als er für ein Radiointerview beim ORF vorsprechen soll, schmeißt er nach einer Begegnung mit Nino aus Wien (ein Cameo-Aufritt) den Termin und geht lieber mit seinem Sohn in die Lobau auf ein "Abenteuer". Rickerl ist eben ein liebenswerter Freigeist und Chaot, der sich beim Erfolg oft selbst im Weg steht. Das dürfte auch der Grund für seine Trennung von Ex-Freundin Viki (Agnes Hausmann) sein, die sich an seiner Stelle Kurti, einen "gstopften Piefke", anlacht, mit dem sie in einem Reihenhaus mit Rasenroboter lebt. Das wäre ohnehin nichts für Rickerl gewesen.
Rickerl "Du bist mei besta Hawara"
"Nid jeda Traum geht in Erfüllung." Auf der Suche nach Authentizität und dem echten Leben begibt sich der Protagonist lieber in die Halbwelt der Nachtschwärmer, jobbt als Würstlverkäufer oder setzt sich auf eine Parkbank und schenkt einem Obdachlosen seine Gitarre. Ihm ist es nur wichtig, dass er seine Texte wieder hat, seine Seele, die er bald mit der Schreibmaschine (analog!) abtippt. Seine Einstellung zum Erfolg ("Youtube is ma wuascht!") machen ihn ebenso sympathisch wie seine Fixierung auf eine vermeintlich bessere Vergangenheit ("Auf die Gegenwart wird gschissn.") in der im Kino noch geraucht wurde und in den Beisln noch geredet. "Rickerl – Musik is höchtens a Hobby" zeigt aber auch, dass es sich lohnt, zu sich zu stehen und der zu werden, der man ist. Dass das dann in den emotionalen Höhepunkt "Du bist mei besta Hawara" mündet, ist eine liebevolle Würdigung von Vater-Sohn-Beziehungen, die auch gelingen können und beweist, dass Träume doch wahr werden (können).
Extras und Deleted Scenes
Wer den Film schon im Kino gesehen hat, wird sich auf dieser BluRay-Ausgabe von Pandorafilm besonders auf die Deleted Scenes freuen. In denen wird auch erklärt, wie Rickerl zu dem Totenkopf kam, der ihn seinen Job als Totengräber kostete. Aber auch die Interviews mit Regisseur und Hauptdarsteller, die sich als Extras auf der BluRay finden, sind absolut sehenswert und voller Wiener Schmäh und Charme, den gerade der Salzburger Goiginger und der Tullner Voodoo in ihrem jetzt schon Kultfilm liebevoll beschwören.
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