Türkisch für Anfänger

"Das beste Türkisch nützt Ihnen nichts, wenn Sie dauernd ins Fettnäpfchen treten." (S. 32) Wie wahr! Dass sich in diesem Selbstlernkurs für Anfänger mehr deutsche als türkische Texte finden, ist insofern nur konsequent. Was nutzt es, wenn ein deutscher Mann höflich "Merhaba" (Grüß Gott) sagen kann, einer Frau mit Kopftuch aber aufdringlich die Hand hinstreckt und noch nicht einmal versteht, warum diese zurückzuckt. Weniger das Nichtbeherrschen einer fremden Sprache lässt Kommunikation missglücken, wohl aber das Nichtbeachten von Tabus - oder das falsche Interpretieren von Gebärden. Die unserem Nicken ähnliche Kopfbewegung beim Nein-Sagen dürfte vielen Griechenland-Urlaubern bekannt sein. Dass "Einstieg Türkisch" auf solche Anlässe zu Missverständnissen hinweist und der Landeskunde in diesem Kurs allgemein ein so hoher Stellenwert eingeräumt wurde, ist somit ausgesprochen hilfreich. Auch aus diesem Grund handelt es sich hier um ein Lehrwerk, das allen Standards eines modernen Sprachunterrichts genügt. Wie der Titel nicht anders erwarten lässt, richtet sich der Kurs an Menschen, die innerhalb möglichst kurzer Zeit die allerwichtigsten Alltagssituationen auch sprachlich meistern möchten. Erfahrung im Lernen von Fremdsprachen wird nicht vorausgesetzt. Die Grammatik ist auf das Notwendigste beschränkt, die Progression flach. Gelerntes wird mit ausreichender Häufigkeit wiederholt. Die türkische Grammatik ist verglichen mit anderen Sprachen ohnehin recht einfach. Die Erklärungen setzen keine Kenntnis der lateinischen Begriffe voraus. Hier von "Hauptwort" und "Zeitwort" anstatt von Nomen und Verb zu sprechen, wirkt allerdings etwas gewollt. Bei "Satzgegenstand" muss man schon nachdenken, um herauszufinden, was gemeint ist. Dass jemand, der in seinem Leben noch nie eine Fremdsprache gelernt hat, ausgerechnet mit Türkisch beginnen wird, ist wohl kaum realistisch. Aber von der Terminologie sollte sich auch ein eher analytisch ausgerichteter Lerner nicht abschrecken lassen. Die wichtigsten grammatikalischen Formen sind in einer Kurzgrammatik am Ende des Buches übersichtlich zusammengefasst. Ein türkisch-deutsches Glossar am Ende des Buches ermöglicht das Nachschlagen, wenn man einige der etwa 800 gelernten Wörter vergessen haben sollte. Leider wird hier von manchen Verben nur eine finite Form genannt - ohne Infinitiv - oder bisweilen gar ein feststehender Begriff bzw. kurzer Satz: "Hiç göstermiyorsunuz - das sieht man Ihnen überhaupt nicht an". Hier hätte man im Glossar "göstermek - zeigen" ebenfalls aufführen sollen; oder bei "yasli - alt" auch "yas - Alter" und "yasamak - leben". Denn für geübtere Lerner ist es doch angenehmer, das Auswendiglernen auf das Notwendige zu reduzieren und abzuleiten, wo man ableiten kann. Alles in allem aber ein gelungener Kurs, der gerade auch hinsichtlich der Auswahl an Themen - vom Einkaufen über das Geldwechseln und den Restaurantbesuch bis zum Busfahren - ideal ist für die Urlaubsvorbereitung. Etwas Zeit muss man sich natürlich nehmen; doch man kann das Programm realistisch in acht bis zwölf Wochen bewältigen.

Einstieg Türkisch für Kurzentschlossene

Europas wildes Herz

Wer bei der Lektüre von Ralf Nestmeyers Reiseführer "Haute-Provence / Hautes-Alpes" den Titel ignoriert, könnte meinen, er befände sich in einem Land fernab Europas - mit gleichsam rauen, wie reizvollen Landschaften, stolzen, zurückhaltenden und vor allem wenigen Menschen. Das Gegenteil ist der Fall: Der Autor führt uns mitten hinein in Europas wildes Herz, den äußersten Südosten Frankreichs zwischen den Skigebieten der Seealpen und mediterranen Badeorten wie St-Tropez. Wer hätte gedacht, dass selbst in der sommerlichen Hochsaison viele ruhige und entrückte Orte nahe der Cote d'Azur dem Einkehr Suchenden Abstand und Entspannung geben können? Die Region: Welt der Wunder Ralf Nestmeyer ist ein Kenner der Region, nicht nur hinsichtlich ihrer aktuellen Reize und Reiserouten, sondern vor allem ihrer Geschichte und Gesellschaft. Wussten Sie, dass die Wurzeln von mehr als 20.000 Mexikanern im Ubaye-Tal liegen? Dass Lioux kein Indianerstamm, sondern ein provenzalisches Dorf ist? Oder dass Europas größter Canyon im Verdon-Tal liegt? Wem die Reise in die Neue Welt zu lang oder zu teuer ist, der kann also bequem in unser Nachbarland fahren, um dort Wunder und Welten zu entdecken, die man sonst auf anderen Kontinenten glaubte. Ab dem 19. Jahrhundert gingen zwei Drittel der jungen Männer des verarmten provenzalischen Ubaye-Tals nach Mexiko, um dort ihr Glück zu suchen. Trotz des Vorsatzes, nur so lange in Mittelamerika zu bleiben, bis Wohlstand und Erfolg gesichert wären, kehrten gerade zehn Prozent der Emigranten wieder in ihre südfranzösische Heimat zurück - die überwiegende Mehrheit integrierte sich nach und nach in die aufstrebende mexikanische Gesellschaft. Die wenigen Heimkehrer stellten ihren Reichtum indes deutlich zur Schau und errichteten prunkvolle Herrenhäusern und Mausoleen anstelle simpler Gräber, welche auch heute noch in der Gegend um Ubaye bewundert werden können. Das provenzalische Dorf Lioux zeigt Eindrücke ganz anderer Art: Direkt hinter dem Ort steigt eine mächtige Felswand hundert Meter senkrecht in die Höhe. Landschaftlicher Höhepunkt der Haute-Provence ist aber sicherlich der Grand Canyon du Verdon: Auf 170 Kilometern schneidet die Verdone einen tiefen Riss in die Erde, bis sie schliesslich südlich von Manosque in die Durance mündet. Wer dem Lauf des mitunter reissenden Flusses von 2.500 Meter Höhe bis zum Ende folgen möchte, dem hat Nestmeyer anhand von Karten und Bildmaterial einige Impressionen beigefügt. Für Nase, Mund und Auge Die Qualität der Fotos hat sich in diesem neuen Reiseführer des Michael Müller Verlages markant verbessert. Es heisst jetzt "Mittendrin" statt "Nah dabei"! Vor allem die Aufnahmen üppiger Lavendelfelder, welche eine der wirtschaftlichen Haupteinnahmequellen der Region sind, lassen den Leser fast den würzig-frischen Duft erahnen, der zusammen mit den lila Lavendelblüten die Landschaft der Provence charakterisiert. Nestmeyer kommt von den Kräutern auf die Küche und vergisst nicht, die provenzalischen Gaumenfreuden zu beschreiben, denen wie kaum in einer anderen Gegend Frankreichs Majoran, Estragon, Rosmarin, Thymian beigefügt werden, welche an nahezu jeder Hauswand zu gedeihen scheinen. Allerdings wäre es für den Leser hilfreich, das Kapitel der Kulinaria noch etwas mehr zu behandeln, denn es erscheint im Gesamtkontext des Reiseführers etwas knapp. Zwar beschreibt der Autor die Haute-Provence wiederholt als herb und rustikal, doch dies gilt bestimmt nicht für die deftige Küche, die nicht nur Lamm, Wild und Geflügel im Ofen zu Kunstwerken verwandelt, sondern sich auch in Poseidons Garten des nahen Mittelmeeres bedient. Durch die Geschichte zur Seele Die Stärke Nestmeyers, durch erworbene Kenntnis und genaue Beobachtung der Menschen der Haute-Provence, ihrer Geschichte, Wirtschaft und Kultur bis zu Ihrer besonderen provenzalischen Sprache zu beschreiben und damit tief, aber behutsam in ihre Seele einzudringen, scheint bisweilen nicht frei von Akribie. Dies ist für den praktischen Zweck eines Reiseführers natürlich nicht abträglich, doch es fällt bei Themen wie der Gastronomie und der Freizeit eben auf, dass sie spartanischer behandelt werden als soziale und historische Themen. Je nachdem, was der Leser von einem Reiseführer erwartet, ist dies aber genau der Unterschied und vielleicht auch Pluspunkt gegenüber vergleichbarer Reiseliteratur: Wenn der Urlaub in erster Linie ein Entdecken sein soll, so überlässt es der Autor den Reisenden, wo sie ihre Sinne kitzeln können und liefert Hintergründe und Fakten, die sich sonst nur schwer erschliessen lassen. Fazit Insgesamt betrachtet, ist es dem Michael Müller Verlag erneut geglückt, einen rundum praktischen wie informativen Reiseführer herauszugeben. Vor allem der historische und kulturelle Kontext ist spannend beschrieben. Nestmeyer, der bereits fünf Reisebücher über französische Reiseziele publiziert hat, besteht auch die sprachliche Reise auf einem dünnen Grat zwischen Pragmatismus und kritischer Betrachtung. Gerade die Fussnoten respektive Arten- und Naturschutz sind ein Plus für einen modernen Reiseführer. Wünschenswert wäre, neben einer differenzierteren Betrachtung von Küche und Freizeit auch eine breitere Darstellung der Reisetipps für Behinderte, Familien, Senioren und Gays. Der Aufbau des Reiseführers "Haute-Provence / Hautes-Alpes" folgt einer klaren und übersichtlichen Struktur: Nach einer allgemeinen Einführung erfährt der Leser Wissenswertes zu Geschichte, Geographie und Gesellschaft. Zur eigenen Recherche folgen Buchhinweise zur Region. Danach bekommt der Leser praktische Reisetipps von A bis Z. Erst nach dieser Grundlage geht der Autor auf die einzelnen Reiseziele ein, welche er in sieben Kapitel - topographisch betitelt - unterteilt. Jedes Kapitel beinhaltet die klassischen Tipps zu Lage (stets per Kartenhilfe!) Unterkunft, Gastronomie, Literatur und lokalen Adressen, aber auch Anekdoten, Eigenarten und Geschichten zur Region. Sachlich, wie es überhaupt das ganze Buch ist, regt der Autor dazu an, dem Verlag eigene Reisetipps, Kritik oder Hinweise nach dieser ersten Auflage zu senden, die in kommenden Ausgaben berücksichtigt werden könnten. Bereits jetzt ist eines sicher: Wer in das wilde Herz der Haute-Provence aufbricht, ist bestimmt gut beraten, den Reiseführer "Haute-Provence / Hautes-Alpes" als Pulsmesser ins Gepäck zu geben.

Haute-Provence

Ungarn auf die Schnelle

Ungarn vollzieht mit dem Nato- und EU-Beitritt den logischen Schritt seiner traditionellen Orientierung gegen Westen. Seit 1989 hat Ungarn in grossen Schritten erfolgreich die westlichen Standards und die Bedingungen für den EU-Beitritt vollzogen. Die Öffnung zeigt sich in der zunehmenden wirtschaftlichen Verflechtung mit dem Westen und dem stetig wachsenden Touristenstrom. Wer sich über Ungarn informieren möchte, aber hierfür nicht dicke Bücher bewältigen will, kann den Zentraleuropa Almanach Ungarn zur Hand nehmen. Auf 128 Seiten erfährt der Leser Grundlegendes aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Kultur. Dazu gibt es Folgendes anzumerken: - Im Bereich Politik wurde der Fokus auf die Westintegration und die Sicherheitspolitik gelegt. Die Innenpolitik wird nur aus dieser Perspektive berücksichtigt. - Der Wirtschaftsbereich könnte stellenweise ein Werbetext für potenzielle Investoren sein. Hier wird die wohl etwas gar euphorische Sichtweise gegenüber dem neuen Wirtschaftsraum deutlich. In der Praxis wurde bereits in der ersten Hälfte des Jahres 2003 einiges deutlich relativiert. - Der Kultur wird im Vergleich zur Politik und Wirtschaft bescheidener Platz eingeräumt. Einen geschichtlichen Überblick gibt eine recht ausführliche Zeittafel. Wünschenswert wären Bezüge zu heute gewesen, zum Beispiel welchen Einfluss die Vergangenheit auf die Verhältnisse zu anderen Ländern oder Volksgruppen heute hat. Praktisch sind die Hinweise auf Internetseiten und Informationen für Besucher und Geschäftsreisende. Allerdings wären diese überholungsbedürftig gewesen, denn die Devisenbestimmung, man dürfe lediglich 3000 Forint (knapp 20 Euro) bei der Einreise mitführen, ist längst nicht mehr richtig. (Heute dürfen Ausländer bis 350'000 Forint aus- oder einführen.) Kurz: Die Bilanz zum Zentraleuropa Almanach Ungarn ist durchzogen. Er ist durchaus nützlich und lesenswert, legt die Akzente aber etwas gar einseitig.

Zentraleuropa Almanach Ungarn