Ein Schloss und seine bewegte Geschichte
Das Heidelberger Schloss ist nicht nur ein bedeutendes Bauwerk, sondern auch eine der bekanntesten Schlossruinen Deutschlands und untrennbar mit dem Mythos des romantischen Heidelberg verbunden.
Das vorliegende Buch widmet sich der Aufgabe, dem interessierten Leser auf verständliche Art und Weise das Schloss und seine Geschichte nahe zu bringen. Dies ist umso mehr zu begrüßen, als es seit der ausführlichen Beschreibung von Adolf von Oechelhäuser aus dem Jahre 1891 keine vergleichbare Arbeit über das Schloss als Gesamtes gab, von kleinen Burgführern und Artikeln zu speziellen Problemen abgesehen.
Das Buch ist in 29 Kapitel aufgeteilt, so dass sich jeweils leicht lesbare Abschnitte ergeben. Während die ersten vier Kapitel einführenden Themen wie der Geschichte der Pfalzgrafschaft und dem Pfälzer Löwen gewidmet sind, beschäftigen sich die weiteren Kapitel jeweils mit einzelnen Bauteilen der Burg und beschreiben diese anschaulich. Neben der Beschreibung weist der Autor immer wieder auch auf die Baugeschichte und die Umbauten hin, erläutert Sinn und Zweck der Bauten und ordnet sie in verständlicher Manier in die (Kunst-)Geschichte ihrer Zeit ein. Dadurch ermöglicht er dem Leser ein Verständnis von der architektonischen und kunsthistorischen Bedeutung dieses Bauwerks.
Neben den bekannten, um den Innenhof gruppierten Bauwerken geht der Autor auch auf die allzu oft ignorierten, scheinbar unbedeutenden Bauteile ein: Die Wirtschaftsgebäude, den Turm Seltenleer, die Grabenbefestigungen und die Karlsschanze, um nur einige zu nennen. Im abschließenden Kapitel setzt sich der Autor kritisch mit der Problematik "Wiederaufbau oder Ruinenromantik" auseinander, und bringt dem Leser somit eine Frage nahe, die schon in der Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert das Schloss in den Fokus der Denkmalpflege rücken ließ und die bis heute nachwirkt.
Der Band im Format DIN A4 ist durchgehend farbig bebildert, und neben den bekannten Ansichten des Heidelberger Schlosses werden auch viele Fotos gezeigt, die eher unbekannte Perspektiven bieten. Die Qualität der Abbildungen und Rekonstruktionszeichnungen muss - trotz des einen oder anderen Bildes mit Schlagschatten - als durchgängig sehr gut bezeichnet werden.
Der Autor bezeichnet explizit "Kinder, Jugendliche und Erwachsene" als Zielgruppe seines Buches. Dem kann der Rezensent jedoch nicht zustimmen, da allein die Komplexität des Schlosses und der Bauwerke für Kinder nur schwerlich in ihrer Gesamtheit nachvollziehbar sein dürfte. Umso mehr muss jedoch hervorgehoben werden, dass der Autor mit seiner Darstellung Jugendliche und den interessierten Laien besser erreichen dürfte, als man dies von einem durchschnittlichen Burgführer gewohnt ist. Eine einfache, verständliche Sprache, nachvollziehbare Erklärungen, ausgewählte Abbildungen und der vom Autor angefertigte Plan mitsamt der beeindruckenden Vogelschauperspektive des Schlosses machen das Buch zu einem idealen Einstiegswerk - nicht nur zum Heidelberger Schloss, sondern auch zum Verständnis der Komplexität von über mehrere Jahrhunderte hinweg gewachsenen und umgebauten Burgen und Schlösser.
Letztlich bleibt dem Buch eine angemessene Rezeption und Verbreitung zu wünschen - die Faszination des Heidelberger Schlosses wird hier in auch optisch angenehmer und lesbarer Weise auf dem aktuellen Stand der Forschung vermittelt.
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