https://www.rezensionen.ch/ramones/3957281903/

Xavier Bétaucourt, Bruno Cadène: One, Two, Three, Four, Ramones!

One, Two, Three, Four, Ramones!

Dee Dee, Johnny, Joey und Tommy Ramone, die eigentlichen Begründer des Punkrock stehen im Mittelpunkt dieser französischen Graphic Novel, die nicht nur durch viel Geschichtsbewusstsein und saubere Recherche glänzt, sondern auch durch ihren unvermittelten und direkten Zeichenstil, der einen direkt ins Herz New Yorks der Siebziger katapultiert. Die vier jungen New Yorker um Douglas Glen Calvin, bekannt als Dee Dee Ramone, gründen 1974 die Band, die am meisten andere Bands des Punk-Musikgenres beeinflusst hat. Denn ohne Ramones gäbe es auch keine Sex Pistols. Die Ramones können ohne weiteres als die "Beatles des Punkrock" bezeichnet werden oder noch besser: als die "Kings aus Queens".

"Country, Bluegrass, Blues and Other Music for Uplifting Gourmandizers"

"Gabba gabby hey!" lautete ihr surrealistisch anmutender Slogan, dabei waren die Ramones alles andere als eine Kunstband: ihre Songs waren oft kürzer als zwei Minuten ("29 Minuten, 14 Songs") und ihre messages so direkt, dass sie direkt ins Blut schossen, wie das Heroin, das Dee Dee, der Protagonist des vorliegenden Narratives es sich in seine Adern drückte. Die Ramones waren es auch, die das CBGB inmitten New Yorks berühmt machten und von dort aus entstand eine weltweite Bewegung, die man später in England auf "Punk" taufte. Dee Dee, der mit seiner Mutter in Queens, einem Stadtteil New Yorks, aufwuchs, hatte ein gutes Verhältnis zu seiner alleinerziehenden Mutter, mit der er schon mal ein paar Trips warf. "Natürlich hätten wir gerne ein normales Leben geführt", resümiert Dee Dee an einer Stelle, "Aber das war unmöglich. Wir waren völlig unangepasst. Komplett gestört. Wir hatten nur die Musik, um uns aus diesem Loch heraus zu kämpfen. Wir waren wütend, voller Hass. Also haben wir sie eines Tages gegründet, unsere Band! Was hatten wir schon zu verlieren?"

Live Hard, Die Young!

Was Yoko Ono für die Beatles war, war Lisa für die Ramones. Johnny spannte nämlich dem schüchternen und unter Marfan leidenden Joey seine Freundin aus, wovon dieser sich nie mehr erholen sollte. Am Ende hassten die Ramones nämlich nicht mehr das "System", sondern vor allem sich selbst, gegenseitig. "We’re a happy family", das war für sie mehr als Ironie, denn Johnny feuerte etwa auch Marky, da er zu viel Alkohol trank: "Was’n Witz", meint Dee Dee. Und obwohl Dee Dee die meisten Songs der Ramones komponierte, wollte der ehrgeizige Johnny auch ihn loswerden. New York war damals ein sehr düsterer Ort, was die Zeichner sehr gut einfangen. "Das Village war zur Favela für zugedröhnte Yuppies geworden. 60 Galerien. 800 Obdachlose." Am 6. August 1996 im Palace Hollywood spielten sie alle noch einmal gemeinsam: das 2263. Konzert ihrer Geschichte.

Die Geschichte der Ramones wird spannend und authentisch erzählt und durch eine Menge Quellenmaterial am Ende des Bandes sogar noch ergänzt. Auch die Zeichnungen passen sehr gut zur Erzählung und so kann "One, Two, Three, Four, Ramones!" als gelungenes und würdiges Werk betrachtet werden, das die Ramones noch einmal für 96 Seiten auferstehen lässt.


von Juergen Weber - 05. April 2018
One, Two, Three, Four, Ramones!
Xavier Bétaucourt
Bruno Cadène
Éric Cartier (Illustration)
One, Two, Three, Four, Ramones!

Knesebeck 2018
96 Seiten, gebunden
EAN 978-3957281906