Der unsterbliche Prinz aus Thule
"Die ruhmreichen Zeiten sind vorbei", sinniert Prinz Eisenherz mit einem Becher in der Hand, "und das, obwohl ich mich kräftiger als seit Jahren fühle". Gewaltige Meeresungeheuer, gigantische Krabben und Kraken, Fantasy-Ungeheuer gehören zum illustrativen Inventar der einst von Hal Foster erfundenen Saga vom Singenden Schwert, die nun von Gary Gianni fortgeführt wird. Der Bocola-Verlag legt Band 20 der Gesamtausgabe in gewohnt luxuriöser Ausstattung vor und jeder Band dieser Edition enthält gleich zwei Geschichten und ist in Hardcover gebunden und mit einem interessanten Vorwort zumeist von Uwe Baumann ausgestattet. Etwas überraschend kommen die drei Steinzeitgestalten Nudel, Bug und Ig dann aber doch, aber es ist wohl nur die konsequente Fortführung neuer außergewöhnlicher Darsteller im Großen Theater des unsterblichen Prinzen aus Thule.
Aleta, Königin von Camelot
Natürlich kommt die Geschichte aber auch nicht ohne die inzwischen in den Ruhestand getretenen anderen Hauptdarsteller der Saga aus. So hat König Arthur einen Gastauftritt als König der Tafelrunde, einen Titel, den er an Aletas Sohn Arne abgegeben hat. Aber aus seinem verdienten Ruhestand kommt er dann doch kurz zurück, um dem Prinzen die Leviten zu lesen, denn schließlich ist sein Freund Gawain schuld, dass durch den Diebstahl eines Dracheneis der Mutterdrache auf der Suche danach beinahe halb Camelot in Schutt und Asche legt. "Eisenherz als Regent. Was habe ich mir dabei nur gedacht", stöhnt der noble König Arthur über den jugendlichen Elan seines Prinzen. "Als ich mich zurückzog, verliess ich mich völlig darauf, dass mir meine Regenten im Alter den Luxus geruhsamen Studiums gewähren. Wie bitter habt ihr mich enttäuscht!" Nicht nur an dieser Sequenz sieht man, dass der berühmte Humor Hal Fosters, der sich zumeist in Eheszenen zwischen den Abenteuern und Schlachten äußerte, auch bei Gianni nicht zu kurz kommt.
Ewige Jugend
König Arthur ist es auch, der sich eine besondere Strafe für unseren Prinzen überlegt: er pfändet nur sein Vermögen, damit er von Aleta abhängig wird. Ihr Vermögen lässt er unversehrt, obwohl auch sie eine Strafe verdient hätte, aber der Dynamik des Ehelebens tut die neue Situation vielleicht gar nicht so schlecht, denn auf diese Weise hat der Prinz kein Geld mehr, sich seine unzähligen Abenteuer zu finanzieren. Doch wie so oft sorgt an dieser Stelle eine Entführung von Aleta für unerwartete Abwechslung in einem weiteren köstlichen Abenteuer des Prinzen, der in vorliegender Episode sogar von einem Thuatha-Elixier kostet, der ihm unendliche Jugendlichkeit verleiht. Um weitere Geschichten braucht man sich vorerst also keine Gedanken zu machen, denn Prinz Eisenherz wird wohl nie zu alt und sein Humor glänzt selbst in bedrohlicher Stunde, wenn er seiner Frau Aleta zur Rettung eilt und sie dabei überrascht, dass sie sich selbst schon befreit hat: "Eine anständige Dame in Not hätte geduldig auf ihre Rettung gewartet", witzelt er und sie antwortet schlagfertig: "Bin ich etwa kein anständige Dame?" Uwe Baumann verortet sogar Zitate des Malers Giovanni Battista Piranesi in den Illustrationen von Gianni und natürlich sind durchaus auch religiöse Motive zu erkennen, etwa wenn Eisenherz vor dem Zauberer Merlin wie Jesus am Kreuz aus dem Wasser gezogen wird.
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