Der Architekt und Theoretiker Peter Eisenman
Peter Eisenman gilt als einer der radikalsten Denker und Kritiker in der zeitgenössischen Architekturszene. Anlässlich der 9. Architekturbiennale Venedig wurde er mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet. In Zusammenhang mit der von Eisenman speziell für das MAK (Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst) entwickelten Ausstellungsinstallation "Barfuss auf weiss glühenden Mauern" ist dieser Band erschienen. Er zeigt Auszüge aus dem knapp 40-jährigen Schaffen des Architekten und Theoretikers, wobei der Schwerpunkt bei seinen neuesten Entwürfen liegt. Diese sind unter anderem das "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" in Berlin oder sein Entwurf für das "Musée du Quai Branly" in Paris.
Der erste Teil der Publikation ist der Ausstellungsinstallation gewidmet, welche einerseits durch Texte von Eisenman selbst, anderseits durch Fotografien sowie Renderings dokumentiert wird. Er selbst fand, dass seine architektonische Intervention derart radikal ausfallen müsse, dass niemand in Wien je auf die Idee kommen würde, ihm einen Bauauftrag zu erteilen. Er stellte 30 säulenartige Strukturen in den Raum, in welchen die einzigen figuralen Elemente zu sehen waren. Das ausgestellte Material blieb somit uneinsehbar, bis man das Innere der Strukturen erkundete. Das Spiel mit dem Widerspruch: "Eisenman benutzt die Architektur eher dazu, uns herauszufordern, als uns in Sicherheit zu wiegen."
Im zweiten Teil sind die Projekte versammelt. Sie werden mittels Zeichnungen, Bildern und Texten ausführlich erläutert und geben einen sehr interessanten Einblick in das komplexe Schaffen des Architekten. Angefangen beim Projektvorschlag für das World Trade Center in New York über sein Verhältnis zur Moderne mit der kritischen Analyse von Terragni weiter zur Rezeption der klassischen Architektur (Palladio, Piranesi) führt uns die Spur auf Eisenmans Weg: Von den bekannten Häuser IV - VI, bei denen eine beschränkte Anzahl von Regeln (Verschiebung, Drehung, Kompression, Ausweitung - Konfiguration der Kreuzung) angewendet werden, bis zu den aktuellen Entwürfen, wie z.B. der TAV-Bahnhof in Neapel. Zwischendrin finden sich Essays von renommierten Autoren wie Greg Lynn und anderen, die den theoretischen Aspekt des Werkes von Eisenman erhellen und verdichten. Diese Texte stellen allerdings einen hohen Anspruch an den Leser, doch die Mühen werden mehr als nur vergolten.
Graphisch in eine ansprechende Form verpackt, ist die Publikation eine Bereicherung für alle, die sich für die Arbeit von Eisenman interessieren oder zu interessieren beginnen. Mit den Worten von Emmanuel Petit: "Eine Odyssee durch Eisenmans Werk lässt den Betrachter also räumlich und geistig in seine Vorstellung von Architektur eintauchen. Die "Weissglut" seiner weissen Wände, so könnte man denken, ist strahlender Widerschein seiner Architektur, die brodelt von der Energie des theoretischen Diskurses, ihres unverzichtbaren Gefährten."

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