Zwei deutsche Intellektuelle aus West und Ost im Gespräch
Es sind nicht die schlechtesten Geschichtsbücher, die in den vergangenen Jahren von verschiedenen ehemaligen Politikern geschrieben wurden. Man denke an die Erinnerungen Helmut Kohls, und vor allen Dingen an die Bücher von Helmut Schmidt, die nicht nur zurückblicken, sondern sich mit hohem Sachverstand und großer Erfahrung auch immer wieder in die aktuellen Debatten einmischen.
Der Aufbau Verlag hat hier ein Gespräch fortsetzen und dann überarbeiten lassen, das im April 2006 stattfand. Damals saßen der ehemalige Politiker Egon Bahr, als rechte Hand von Willy Brandt schon seit Beginn der sechziger Jahre ein maßgeblicher Architekt der damals so genannten Ostpolitik der sozialliberalen Regierung ab 1969 und Peter Ensikat, ein in der DDR hoch geachteter und viel gespielter Kabarettautor ("Die Distel"), zwei Tage miteinander im Fernsehstudio und erzählten einander ihr Leben. Der Dokumentarfilmer Thomas Grimm hatte damals die Idee.
Egon Bahr und Peter Ensikat haben später ihre Gespräche fortgesetzt und neu aufgezeichnet. Diese Gespräche, bei denen die beiden, wie sie bekennen, erst miteinander warm werden mussten, weil ihr Erfahrungshintergrund so unterschiedlich war, haben hauptsächlich die deutsche Nachkriegsgeschichte zum Thema. Da geht es um den Kalten Krieg, den Mauerbau, den 17. Juni 1953 und die auch von Egon Bahr vertretene langsame Politik des "Wandels durch Annäherung".
Immer wieder werden die historischen Erinnerungen, Analysen und Einschätzungen aber unterbrochen von interessanten persönlichen Lebenserinnerungen und -erfahrungen der beiden Männer. Da ihnen auch der Humor bei ernsten Themen nicht fehlt, sind diese Gespräche der beiden deutschen Intellektuellen aus West und Ost nicht nur eine unterhaltsame Lektüre, sondern auch lehrreiche und anspruchsvolle Reise durch die deutsche Nachkriegsgeschichte und eignen sich für ältere Leser als bewusste Erinnerung einer selbst erlebten Zeit und für jüngere Leser als wichtige und notwendige Information über ein Land, in dem sie geboren sind und leben.
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