Buckelquader - ein politisch motiviertes Phänomen, das zur Mode wurde
Buckelquader haben aufgrund ihres markanten, trutzigen Aussehens die Burgenforschung wie auch die interessierten Laien schon seit Jahrzehnten immer wieder aufs Neue fasziniert und zu immer neuen Forschungen angeregt.
In der vorliegenden Dissertation setzt Patrick Schicht sich mit Buckelquadern in Österreich auseinander - eine Burgenlandschaft, die diesbezüglich bisher immer im Schatten der westeuropäischen Forschung stand.
Nach einer kurzen Einleitung folgt ein Überblick zu antiken Buckelquadern im heutigen Österreich, worauf sich das Herzstück der Arbeit anschließt, ein Katalog sämtlicher Burgen mit Buckelquadermauerwerk in Österreich, unterteilt nach Bundesländern. Es folgen einige Farbtafeln sowie ein Überblick zu Buckelquadern in Europa, bevor eine ausführliche Auswertung und das Literaturverzeichnis den Band beschließen.
Zuerst einmal ist dem Autor für die umfangreiche Materialvorlage zu danken - auch wenn er sicherlich zu Recht einräumt, dass noch weitere Burgen mit Buckelquadern gefunden werden dürften, so hat Schicht doch eine Zusammenstellung vorgelegt, wie man sie sich für andere Landschaften nur wünschen kann. Die einzelnen Burgen, im Idealfalle mit intensiver Verwendung von Buckelquadern, im Extremfall Objekte mit nur einem Einzigen, werden sowohl in historischer als auch bauhistorischer Hinsicht bearbeitet. Daran schließt sich jeweils eine kritische Diskussion der Hinweise zur Datierung der jeweiligen Quader an.
Bedauerlich ist die Tatsache, dass manch Schreibfehler den Lesefluss des kritischen Lesers bremst - hier wäre ein kritisches Lektorat für eine zweite Auflage zu wünschen. Der Band ist durchgängig mit aussagekräftigen s/w-Abbildungen versehen, die die Materialvorlage auch visuell sehr gut nachvollziehbar machen.
Schicht gliedert seine Auswertung in drei Kapitel sowie eine tabellarische historische Zuordnung der Buckelquaderbauten in Österreich.
In einem ersten Schritt bietet der Autor eine historische Interpretation der Verwendung von Buckelquadern, die er insbesondere in Ostösterreich mit dem Herrschergeschlecht der Babenberger in Verbindung bringt. Für Vorarlberg kann er eine intensive Nutzung dieser Mauerwerkstechnik im Bereich der Grafen von Montfort wahrscheinlich machen, während sich in Westösterreich keine derartige Konzentration feststellen lässt.
In einem zweiten Schritt arbeitet Schicht die Erkenntnisse zur Entwicklung des Buckelquadermauerwerks in Österreich heraus, wobei er die Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zu den für Deutschland gültigen "Richtlinien" eingehend diskutiert.
Abschließend erfolgt die Betrachtung der Buckelquader sowohl in bautechnisch-kunsthistorischem als auch in topographisch-politischem Kontext, wobei der Autor dezidiert antike Wurzeln der Verwendung von Buckelquadern im Mittelalter vermutet. Schicht legt überzeugend dar, dass es sich bei Buckelquadern um ein "politisch motiviertes Phänomen" handelt, "das zumindest mit den Initialbauten der einzelnen Länder an die landesherrschaftliche Macht gebunden war", welches aber zunehmend von Parteigängern nachgeahmt und somit zur Modeform reduziert wurde.
Letztlich kann man dem Verfasser nur gratulieren, und das Buch jedem interessierten Burgenfreund empfehlen: Aufgrund seiner methodischen Vorgehensweise bietet Patrick Schicht nicht nur eine Materialvorlage und Überlegungen betreffend die Burgenlandschaft Österreich, sondern weit darüber hinausgehend provoziert er mit seinen erfrischenden Thesen eine neue Diskussion über die Deutung und Bedeutung von Buckelquadern im mittelalterlichen Burgenbau. Insbesondere aber schafft er es, die bautechnisch-kunsthistorischen und die topographisch-politischen Aspekte gesamthaft zu betrachten und damit der Forschung neue Impulse zu geben.
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