Neue Erkenntnisse über die Moselburgen
Im Jahr 2005 fand erstmals in Oberfell an der Mosel eine wissenschaftliche Tagung statt, auf der aktuelle Forschungsergebnisse über Burgen und Burgbelagerungen im Mittelpunkt standen. Die Initiatoren haben in der Folge nicht nur einen Tagungsband veröffentlichen, sondern auch ihrem Engagement eine institutionelle Form geben können. Am 30. September 2006 erfolgte in Oberfell sowohl der Festakt zur Gründung des Freundeskreises Bleidenberg e.V. als auch eine weitere Tagung, diesmal zu Burgen an der Mosel.
Der vorliegende Sammelband vereint die für den Druck überarbeiteten Vorträge und weitere Beiträge interessierter Forscher. Die Reihe der Texte eröffnet Udo Liessem mit "Notizen" zur Niederburg Kobern. Es folgt die Untersuchung zu bewohnbaren Wehrtürmen und Wohntürmen an der Mosel durch Helmut Georg Urban. Heiko Laß und Maja Schmidt beschäftigten sich mit Formen der Herrschaftsrepräsentation in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts Wohntürme in Ediger-Lehmen, Senheim und Karden. Neue wichtige Erkenntnisse zu den Burgen Cochem, Klotten und Bischofstein präsentiert Alexander Thon. Michael Losse widmet sich am Beispiel der Burg Arras dem neuzeitlichen Phänomen der bürgerliche Burgen-Aneignung im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Achim H. Schmidt geht der Frage nach, ob es Spuren mittelalterlicher Befestigungstechnik die Befestigung "auf dem Scharen" bei Alken gibt und Olaf Wagener beschreibt den Zusammenhang zwischen der Belagerungsanlage auf dem Bleidenberg und der Burg Thurant. Die Geschichte von Schloss Schöneck vom Ministerialensitz über eine Molkekuranstalt bis zum Forsthaus zeichnet Jens Friedhoff nach. Achim Wendt beleuchtet den Konflikt um die Ehrenburg von 1161 und die Folgen genauer. Neue Forschungen zur Burg Kastellaun werden von Hubert Leifeld vorgestellt. Julia Eulenstein untersucht die Fehdeführung des Erzbischofs Balduin von Trier (1307-1354) entlang der Mosel. Abschließend betrachtet Olaf Wagener exemplarische Belagerungen im Moselraum im Hochmittelalter von 1000 bis 1200 anhand der Schilderungen in den Gesta Treverorum.
Erstaunlicherweise erweist sich die Moselregion trotz ihrer vielen und bekannten Burgen für die Burgenkunde als weitgehend unerforschtes Territorium. Wissenschaftliche Untersuchungen haben bisher nur vereinzelt stattgefunden. Umso erfreulicher ist die Fokussierung der Burgenexperten auf dieses Gebiet. Wie bereits im Jahr zuvor gewinnen Tagung und Publikation durch das Zusammentreffen von Kunsthistorikern, Historikern und Archäologen, die jeder für sich mit ihrer unterschiedlichen Herangehensweise Ergebnisse erzielen, die sich im Gesamtblick ergänzen, unterstützen, aber manchmal auch widersprechen.
Die Texte sind - auch wenn manche etwas zu detailverliebt erscheinen - durchaus verständlich formuliert, zumal für den kundigen Laien. Zur Veranschaulichung der einzelnen Forschungen dienen die zahlreichen Fotos, Zeichnungen, Karten und Pläne. Der Tagungsband bietet nicht nur einen interessanten Einblick in den Stand der Forschung, sondern ist ein wichtiger Schritt zur Gewinnung gesicherter Erkenntnisse über eine ebenso reizvolle wie geschichtsträchtige Region.
Wünschenswert wären zwar neben dem Fußnotenapparat am Seiten- statt am Beitragsende noch kurze Informationen zu den Autoren gewesen, aber das Fehlen kann auf gar keinen Fall den Wert dieses interessanten und vielfältigen Tagungsbandes schmälern.
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