Odysseus

Psychodelische Odyssee in den Olymp

Die Geschichte von Homers Odyssee ist bekannt. Aber diese Graphic-Novel-Interpretation in Text von Jaques Lob und Bild von Georges Pichard fügt zur Legende noch etwas Science-Fiction, Steam Punk, Cyberpunk und eine geballte Prise Erotik hinzu.

Kino der Göttlichen: die Menschheit

Alles das, was die Verfilmung des Homerschen Klassikers von Mario Camerini (Italien 1954) mit Kirk Douglas, Anthony Quinn und Silvana Mangano in den Hauptrollen nicht zeigen durfte, wird von dem kongenialen Duo Lob/Pichard schonungslos enthüllt. Die griechischen Götter sitzen in ihrem Olymp und beobachten mittels eines hochmodernen Telektroskops LIVE die Sterblichen bei ihrem Treiben. Dabei haben sie aber auch selbst die Finger im Spiel, gerade was die Vorgeschichte, den Trojanischen Krieg, betrifft. Wie wir wissen, war Zeus auf der einen und Poseidon auf der anderen Seite der Kriegsparteien. Aber auch nach dem Krieg tragen sie munter ihre Konflikte untereinander mittels der Sterblichen aus. Das bekommt besonders Odysseus zu spüren, dessen triumph- und ruhmreiche Rückkehr nach Ithaka zu seiner Penelope ganze 20 Jahre (!) verhindert wird. Odysseus und seine Mitstreiter begegnen zuerst Polyphem, dem einäugigen Riesen, der in dieser Adaptation anstelle seiner Augen einen Scheinwerfer über der Nase trägt. Richtig sexy wird es aber nicht mit seinen Schafen, die Odysseus benutzt, um aus seiner Höhle zu entfliehen, sondern als sie zu Gast bei Aiolos, dem Herr der Winde, statt mit den Segeln mit ihren Körpern, nackt, im Wind treiben. Ebenso die Gespielinnen des Aiolos, die sich über die männliche Heerschar geradezu kindisch freuen. Das Surfen im Wind ermöglicht der dürstenden Mannschaft von Odysseus einige Einblicke in die luftige Kleidung der Tänzerinnen, aber kein Stillen ihres Durstes.

Vom Schiff zum Raumschiff in den Olymp

Um der ungebändigten Macht der sexuellen Energie der Circe zu entkommen, verabreicht Aphrodite ihrem Schützling Odysseus mittels Götterboten Hermes ein Antidot. Dadurch ist er nicht nur gegen Circes Erotik, sondern auch gegen ihre Drogen immun. Aber gibt es ein Gegengift gegen die Liebe? Bis Odysseus begreift, dass sie nicht ihn liebt, sondern nur ihre eigenen Fantasien, vergeht einige Zeit, in der seine Männer als Schweine im Stall leben müssen. Ein volles Jahr verbringt Odysseus derweil in Circes Palast, wo es ihm an keinen weltlichen Genüssen mangelt. Als er schließlich begreift, dass er sie wirklich liebt, ist es schon zu spät, denn die Griechen befinden sich bereits wieder auf hoher See und werden von Skylla und Charybdis bedroht. "Die Heimkehr" - so der Titel des zweiten Teils der Fortsetzungsgeschichte, die im Avant Verlag erstmals als Gesamtausgabe erscheint - wird aber noch eine ganze Weile dauern. Ein Umweg führt sie sogar zu Hades in die Unterwelt, also den Hades, wo Vampirfrauen ihr Unwesen treiben. Danach machen sie Station auf Helios' Insel auf der seine Rinderherde grast und von schönen Frauen bewacht wird. Phaeta, ihre Anführerin, bringt Odysseus zum Gott des Lichtes, Helios, doch der Hunger seiner Mannschaft kennt kein Erbarmen und sie massakrieren derweil die Kühe. Die Milch, die diese Kühe geben, verleiht ewige Jugend. Was könnte die Strafe für diesen Frevel sein?

Nach 50 Jahren erstmals auf Deutsch

Lob/Pichard erzählen die wunderschöne alte Legende erfrischend modern und in fantastischen Zeichnungen ganz in der erotischen Tradition eines Milo Manara oder von Jean-Claude Forest (Barbarella). Selbstverständlich kommt auch Calypso zu Wort, die Sirenen singen und Telemachos erkennt seinen Vater als Erstes bei seiner Rückkehr. Dass die beiden Autoren sich auch ein witziges Ende für die Legende ausdachten und Homer sogar selbst in der Geschichte mitspielt, steigert das Lesevergnügen dieser außergewöhnlichen Erzählung umso mehr. Ein Klassiker der Weltliteratur im Pop-Art-Look neu aufgelegt als deutsche Erstveröffentlichung nach über 50 (!) Jahren, entstanden in der Hochzeit der psychedelischen Ära von 1968 bis 1974. Ein dreidimensioales Leservergnügen der Extraklasse, zwar in S/W, aber inhaltlich umso bunter...

Odysseus
Georges Pichard (Illustration)
Marcel Le Comte (Übersetzung)
Odysseus
Gesamtausgabe
160 Seiten, gebunden
Erstmalige deutsche Gesamtausgabe nach 50 Jahren
Originalsprache: Französisch
Avant 2025
EAN 978-3964451231

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