Norman Jaffe: stimmungsvolle, individuelle Architektur
"Houses are deep, rich, sonorous, stirring, melodic, dreamlike, romantic journeys". Auf tragische Weise 1993 im Meer verschwunden, hinterlässt der amerikanische Architekt Norman Jaffe (1932-1993) ein eindrückliches Werk von poetisch anmutenden Gebäuden. Inspiriert durch die Arbeit von Frank Lloyd Wright und der Ästhetik der japanischen Architektur, entwickelte er seine eigene Sprache einer romantischen Moderne. Zu seinen bekanntesten Werken zählen zahlreiche Wochenendhäuser (für eine meist wohlhabende Klientel) in Hampton, Long Island sowie die Synagoge "Gates of the Grove" in Ost Hampton. Seine feinfühlige Art, die Gebäude mit dem Kontext des Ortes zu verweben, wie auch die Auswahl der Materialien verleihen jedem seiner Häuser einen individuellen Charakter. "My loyalties are to space, light, texture and a dialogue with the site."
Diese Publikation ist weit mehr als ein Werkkatalog, sie erzählt die bewegte Lebensgeschichte des Architekten einerseits anhand seiner Projekte und gewährt anderseits Einblicke in sein privates Leben. Geschrieben vom Architekturkritiker und Journalist Alastair Gordon (New York Times, Architectural Record, New York Observer) vermengen sich Schrift und Bild zu einem farbigen und inspirierenden Gesamteindruck. Der Erzählstrang ist chronologisch in sechs Kapitel gegliedert und wird durch zahlreiche grossformatige Fotografien und Skizzen bebildert. Das ausgewählte Bildmaterial lässt einen in die Atmosphäre der romantischen Moderne eintauchen, die Poesie der Bilder (und damit der Räume dahinter) schwingt mit.
Die gebauten Projekte werden hauptsächlich durch Entwurfsskizzen und Aussenraum- wie Innenraumfotografien vorgestellt, stellenweise wünschte man sich etwas mehr Planmaterial in Form von Grundrissen und Schnitten. Die Texte erläutern ergänzend die wichtigsten entwurflichen Überlegungen und geben Auskunft über die Entstehungsgeschichten, teilweise mit unterhaltenden Anekdoten ergänzt. Auf eine Heroisierung des Architekten wird verzichtet, kritische Anmerkungen seitens seiner Bauherren ("Norman was a great friend, but he could play the tyrannical architect with regard to his vision.") finden Platz wie auch kritische Bemerkungen zu seinem Werk ("ndeed, as his roofs grew too big, Jaffe began to lose control of his most effective medium."). Der ansprechende Inhalt des Buches wird durch eine grafisch attraktive Gestaltung vertieft.
Das Buch vermittelt einen überzeugenden Einblick in das Werk und Leben des Architekten Norman Jaffe. Die Poesie, die seinen Entwürfen inne wohnt, kommt aus der Überzeugung: "As long as housing is an industry instead of a way of life, the people will continue to be degraded, dehumanized, demoralized and depressed.....My role in American architecture may be stated as [that of] one of those different people who carry on the tradition of the individual architect as artist. Every building is a new adventure which must be faced with energy, without preconceptions or loyalties to a style."
Seine Gebäude strahlen eine anziehende Kraft und Persönlichkeit aus, sie oszillieren an der Grenze zwischen Tradition und Moderne. Aufgespannt zwischen diesen beiden Punkten vermag die romantische Moderne den Blick zu öffnen für eine stimmungsvolle, individuelle Architektur.
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