Weder Fleisch noch Fisch
In einem Istanbuler Park wird am helllichten Tag, vor aller Augen, von Unbekannten ein weiß gekleideter Mann angeschossen, der zuvor durch sein seltsames Benehmen aufgefallen war. Nach einer Notoperation scheint er zunächst außer Lebensgefahr, fällt dann aber ins Koma und stirbt sechs Wochen später. Nach der Vernehmung der Augenzeugen legt die Polizei den Mord ad acta, schließlich ist der Getötete ein armer Mann ohne Angehörige, die beiden Täter laufen indessen unbehelligt herum. Bis Cem Beyoğlu seine Freunde zusammentrommelt ...
Die 1963 in Istanbul geborene Autorin Nihan Taştekin hat sich in der Türkei mit inzwischen vier Kriminalromanen einen Namen gemacht; Held ist stets der junge Anwalt und erfolglose Privatdetektiv Cem Beyoğlu. Der erste Roman dieser Serie erschien im Jahr 2000 unter dem Namen "Kertenkelenin Uykusu" (Der Schlaf der Eidechse) - eine frische, vor Witz und Ironie sprühende Geschichte.
Zeval (Jenseits des Zenit) hat diese ursprüngliche Frische und Leichtigkeit eingebüßt. Man merkt, dass die Autorin sich im Grunde anderen Genres zuwenden möchte, von Cem Beyoğlu aber nicht loskommt - vielleicht im Hinblick auf den zu erwartenden Verkaufserfolg von Detektivgeschichten. So ist das Buch nicht Fleisch noch Fisch, weder durchgehend anspruchsvolle Literatur noch spannender Kriminalroman. Wer einen Krimi erwartet, wird enttäuscht feststellen, dass er sich zuerst durch 50 Seiten mit sprachlich anspruchsvollen Personen- und Milieubeschreibungen kämpfen muss, bevor Cem Beyoğlu in Aktion tritt. Dieser erste Teil ist an sich nicht uninteressant, nur eben nicht das, worauf der Leser wartet. Danach wird das Buch zwar spannend, und die Autorin verzichtet im Gegensatz zur Einleitung auch weitgehend auf ihre langen Schachtelsätze, die das Erzähltempo bremsen. Allerdings schieben sich immer wieder Sequenzen in den Handlungsstrang, die im Grunde fehl am Platze sind - philosophische Gedanken, Erinnerungen, Assoziationen, Träume, Lektüren. Dabei sind manche dieser isolierten "Inseln" an sich interessant zu lesen und absolut erzählenswert, z.B. die Kindheitserinnerung von Cems Freundin Aslı: Es geht um den Militärputsch von 1982. Nur stehen sie in Zeval zusammenhangslos und verloren da.
Nihan Taştekin sollte sich - zumindest für einige Zeit - von Cem Beyoğlu trennen und dem Genre zuwenden, zu dem sie sprachlich schon aufgebrochen ist. Dies dürften Erzählungen und Satiren sein.
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Das Buch ist nicht nur sprachlich und stilistisch kaum zu ertragen, sondern auch inhaltlich.
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