Einsames New York
René Groeblis fotografische Entdeckungsreise New Yorks wird erstmals als Bildband, vierzig Jahre später, bei Sturm & Drang Publishers publiziert. Der teils surrealistischen Bilderwelt ist ein kurzes, doch sehr scharfsinniges Essay "Keep off!" von Daniel Blockwitz vorangestellt. Die vorliegende Publikation des wegweisenden Schweizer Fotografen ist eine Bereicherung neben den kürzlich erschienen Wiederveröffentlichungen seiner bekanntesten Werke "Das Auge der Liebe" und "Magie der Schiene".
Die atmosphärischen, teils bedrückenden Bilder René Groeblis scheinen einem Film-Noir- oder Science-Fiction-Steifen entsprungen zu sein. Verglichen mit früheren Werken Groeblis, wie zum Beispiel "Das Auge der Liebe", ist die Sinnlichkeit und Leichtigkeit einer schwermütigen und fast bedrohlichen Bilderwelt gewichen. Er fotografiert nicht, was schon tausendfach abgelichtet wurde, sondern vermittelt dem Betrachter eine subjektive und ganz eigene Darstellung New Yorks. Die pulsierende Grossstadt ist menschenleer abgelichtet und die Strassenzüge muten melancholisch an, wenn nicht gar apokalyptisch aufgeladen. Das Bild einer einsamen Stadt bleibt beim Betrachter hängen.
René Groeblis Fotografien sind geprägt von einem charakteristischen ästhetischen, wie auch technischen Stil und einer experimentierfreudigen Herangehensweise, fernab von den fotografischen Dogmen seiner Zeit. Seine erste Publikation, "Magie der Schiene", enthält für die Fotografie jener Zeit ungewohnte Experimente mit Bewegungsunschärfe. Sein zweiter Bildband, "Das Auge der Liebe", ist geprägt von einer groben Körnung, die die Bildaufnahmen sehr weich und sinnlich erscheinen lässt. Die jetzt vorliegende Publikation enthält Groeblis erste Experimente mit Mehrfachbelichtungen und leuchtenden Farben. In der Werbefotografie weitergeführte Experimente mit kräftiger, farbiger Bildsprache machten den "Master of Color" weltbekannt.
René Groebli versucht nicht, mit der Kamera ein dokumentarisches Werk der Stadt einzufangen, sondern vermittelt eine erzählerische und sehr subjektive Bildwelt. Durch grobe Körnung, Bewegungsunschärfe und Mehrfachbelichtung verschwinden die Details des alltäglichen Lebens hinter einem Vorhang einer melancholischen und surrealen Stimmung. Tiefes Schwarz drängt in den Bildern besitzergreifend in den Vordergrund.
"New York 1978" zeigt Fotografie als Ausdrucksmittel für Stimmungen, Erzählungen und Bewegungen und eröffnet dem Betrachter einen ungewohnten und erfrischenden Blick auf die Grossstadt New York. Eine sehr gelungene Publikation, die eher unbekannte Werke eines der wichtigsten Protagonisten der Schweizer Fotografie des 20. Jahrhunderts vorstellt.

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Brancusi