Spitzbergen und der Polarkreis – die Arktis im Porträt
Die Arktis liegt in weiter Ferne. Der Polarkreis übt seine Faszination aus, auf Forscher und Abenteurer wie Roald Amundsen und Umberto Nobile. Eroberer und Luftschiffkapitäne zogen aus, um das ewige Eis zu erkunden, ebenso Walfänger und heute Naturschützer sowie Klimaaktivisten. Erweist sich das Land der Eisbären als solcherart reizvoll und verlockend? Birgit Lutz porträtiert in ihrem neuen Buch eine ganz besondere Welt für sich oben im Norden.
Mit Leidenschaft und eisgrauer Sehnsucht beschreibt die Autorin die Reise in den Norden, in eine Welt, „wie ich sie noch nie gesehen habe“: „Eisbedeckte Berge, Gipfel, die ganz anders geformt waren als die der Alpen. Kein Fels. Alles weiß. Gletscher, die sich die Hänge hinabschoben. Kein Baum, kein Haus, keine Straße, überhaupt keine Unterbrechung der Formen der Natur. Weite Ebenen dazwischen, die ich als zugefrorene Fjorde erkannte. Draußen vor der Küste Eisfelder, die von hier oben aussahen, als habe jemand Salzkristalle auf eine schwarze Marmorplatte gestreut. Ich staunte.“ Wie anders als staunend sollten Reisende dem Panorama des Arktischen Ozeans begegnen? Mit dem Flugzeug geht es nach Spitzbergen, eine Region, die früher vom Bergbau lebte, eher noch eine Insel, auf der die wenigen Bewohner der Natur trotzten und widerstanden. Longyearbyen, die Stadt der Minenarbeiter, wurde im Krieg vom Deutschen Reich zerstört. Hitlers Krieg wütete auch im hohen Norden.
„Es macht etwas mit einem, wenn man sieht, wie die Welt ohne Menschen aussieht, wie sie überall aussehen könnte, gäbe es unsere Spezies nicht."
Wie damals sind zudem Eisbären unterwegs, mitnichten liebenswerte, possierliche Zeitgenossen, sondern kluge, ausgemachte Raubtiere: „Die Bären sind überall, und sie sind zu achten. Ohne Warnpistolen und Gewehr ist hier niemand draußen unterwegs.“ Wer mit dem Schiff unterwegs ist, darf, wie Birgit Lutz, immer wieder auch schwärmen, von der großen Weite, vom „Blau des Himmels“ und vom „Blau des Meeres“, von Finn-, Buckel- und Zwergwalen: „Für mich ist es jedes Mal wieder eine wunderbare Erfahrung, wie still die Menschen werden, wenn sie Wale sehen. Es breitet sich ein ganz eigener Frieden aus.“ Wer die Arktis oder Spitzbergen bereise, verändere sich. Besonders die „scheinbare Leere“, in der es aussähe, als gäbe es keine Menschen: „Es macht etwas mit einem, wenn man sieht, wie die Welt ohne Menschen aussieht, wie sie überall aussehen könnte, gäbe es unsere Spezies nicht. Auf eine Weise sieht man die Welt dann auf einmal überall viel deutlicher.“ Zu hören ist aber auch das schmelzende Gletschereis, das „Krachen berstender Eisberge“. Denken Reisende dann an das, was Politiker den „menschengemachten Klimawandel“ nennen? Oder beobachten sie nur Naturphänomene in der Arktis, die es so oder so ähnlich auch zu anderen Zeiten gab oder gegeben haben könnte? Die Arktis, so die Autorin, die eine profilierte Naturschützerin ist, schärfe die Sensoren. Die Wildnis könne gehört werden, aber das sei nicht nur im Norden, sondern auch in Mitteleuropa möglich, etwa mitten im Wald. Wer sich dort setzt, zuhört, der vernimmt bald die Naturklänge in einem anderen grünen Kosmos dieser Welt.Künstler fahren nach Spitzbergen, und manche Reisende werden selbst künstlerisch tätig, beginnen zu malen, schreiben Tagebücher, skizzieren Eindrücke: „All dies unvergleichlich Schöne, diese Weite und das Licht, diese Ausblicke auf ein Meer voller Eisschollen oder einen Gletscher im Fjord lassen die Menschen nicht unberührt. Im Gegenteil, sie bewegen sie so, dass sie das Bedürfnis haben, aktiv oder kreativ zu werden, etwas mit all diesen Eindrücken zu tun.“ Die Arktis ist kein Kontinent, kein Sehnsuchtsort wie die Antarktis, und schmunzelnd lesen wir, dass Schulkinder nie danach fragen würden, wie es den Pinguinen im Polarkreis gehe. Die Arktis sei eine „Klimazone“, die sich über verschiedene Meere, Länder und Kontinente erstrecke, in der es nicht nur Eisbären, sondern viele Tiere und natürlich auch Menschen gebe: „Nahe am Polarkreis gibt es im Winter dort jeden Tag eine Dämmerung, die immer schwächer wird, je weiter man nach Norden kommt. Auf Spitzbergen bleibt es einige Winterwochen tatsächlich zappenduster und im Sommer wochenlang rund um die Uhr taghell.“ In den Nächten von Spitzbergen sei es so dunkel wie in einem tiefen Keller, der schon hunderte Jahre lang ohne Licht geblieben sei: „Im Winter rund um die Uhr dunkel, im Sommer rund um die Uhr hell – dieser riesige saisonale Unterschied in der Sonneneinstrahlung ist eine der vielen faszinierenden Eigenschaften der polaren Gegenden unserer Erde.“
Die Natur, so Birgit Lutz, sei „etwas Wunderbares, und Menschen sind das sowieso“. Auf Spitzbergen werde deutlich, wie sehr Menschen Teil der Natur seien und nicht daneben- oder darüber stünden. Ein facettenreiches und faszinierendes Porträt über Spitzbergen und den Polarkreis liegt vor, und so verdient dieses kostbare Buch eine aufmerksame, staunende Leserschaft.
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