Englisch für Ärzte
Dieses einsprachige Lehrwerk ist für Angehörige der Heilberufe, und zwar primär für Ärzte konzipiert, die sich für die Praxis wichtige Wörter und Wendungen in Englischer Sprache aneignen wollen.
Vom Lehrer soll laut Vorwort kein medizinisches Spezialwissen verlangt sein, lediglich ein gewisses Interesse daran. Allerdings werden sich besonders Lehrpersonen, deren Muttersprache nicht Englisch ist, schwer tun. Im Gegensatz zum deutschen Gebrauch gehören viele anatomische Termini lateinischen Ursprungs im Englischen auch zum allgemeinen Sprachschatz, nicht allein zur Fachsprache. Ein deutschsprachiger Lehrer wird sich dagegen zunächst mit Begriffen wie "abdomen", "pelvis", "plantar", "sternum" oder "vertebra" vertraut machen müssen, welche die Lernenden durch ihre berufliche Vorbildung natürlich kennen.
Ziel des Kurses ist es jedoch nicht primär, diesen Fachwortschatz zu vermitteln, sondern eine dem Umgang mit Patienten angemessene Sprache zu erlernen, also das in der medizinischen Praxis gesprochene (britische) Englisch. Auch dem Hörverstehen, z.B. beim Telefonieren mit Kollegen oder Labors, wird großes Gewicht beigemessen.
Es handelt sich nicht um einen Selbstlernkurs; Lernende aber, die gewohnt sind, autonom zu lernen, über ein gutes Wörterbuch verfügen und mit medizinischer Fachterminologie vertraut sind, können damit auch ohne Lehrer zurechtkommen. Mittelgute Englischkenntnisse werden vorausgesetzt - sechs bis sieben Jahre Schulenglisch sind ausreichend. Schade ist in diesem Zusammenhang, dass das Lehrwerk nicht etwas mehr an Erklärungen zum Wortschatz bietet. Begriffe wie "off colour", "to stick out" oder "finger clubbing", die entweder der Umgangssprache entstammen oder die im medizinischen Zusammenhang eine spezielle Bedeutung haben, finden sich nicht im "normalen" Wörterbuch.
Inhaltlich deckt das Lehrbuch alle wichtigen Bereiche ab: Vom Erstgespräch mit dem Patienten über das Ausfüllen von Checklisten und Formularen oder das Verfassen von Überweisungsschreiben bis zum Mitteilen der Diagnose und den Kommentaren bei Untersuchung oder Behandlung. Ausführlich geübt wird auch das Verstehen von Arztbriefen mit allen Kürzeln sowie das Lesen von Beipackzetteln und englischsprachiger Fach- und wissenschaftlicher Literatur. Auch eine Recherche in der Datenbank Medline wird angeleitet. Hinsichtlich der medizinischen Disziplinen findet sich ein breites Spektrum von der Allgemeinmedizin, Neurologie, Kardiologie, Inneren Medizin, Orthopädie, Kinderheilkunde, Gynäkologie und Geburtshilfe bis hin zur Physiotherapie und vielem mehr. Bei den Übungsformen dominiert die Partnerarbeit und hier das Rollenspiel. Bei einigen Übungen ist weniger klar, ob diese in einen Sprachkurs oder eher in die medizinische Ausbildung gehören. Lektion 5, Aufgabe 6 ist ein solcher Fall: Verschiedene Patienten werden knapp vorgestellt (z.B. eine 23jährige Lehrerin, agitiert, mit Schlafstörungen und erhöhtem Appetit, aber Gewichtsverlust). Die Lernenden sollen dann aus einer Reihe von Vorschlägen (hier z.B. Angiogramm, Computer-Tomographie, Thyroxin- oder TSH-Spiegel im Blut) eine Untersuchung auswählen und ihre Entscheidung mündlich begründen bzw. erklären. Zu Beginn von Lektion 6 sollen die Lerner für einen Kopfschmerz-Patienten entsprechend der vorgestellten Symptomatik mögliche Diagnosen finden, diese dann aufgrund zusätzlicher Hinweise nach ihrer Wahrscheinlichkeit sortieren, weitere Untersuchungen "anordnen" und schließlich aufgrund von Laborbefunden zu einer abschließenden Diagnose kommen. Sehr hilfreich dagegen sind die darauf folgenden Übungen, in denen medizinische Fachbegriffe allgemeinverständlich erklärt werden sollen.
Das Kursbuch enthält die Transkriptionen der Hörtexte und den Schlüssel zu den Übungen. Nützlich ist auch der Anhang mit häufig benötigten Standardsätzen und gebräuchlichen medizinischen Abkürzungen. Das "Who's who" erklärt die Bezeichnungen der verschiedenen Positionen in Britischen Kliniken - sehr wichtig für Ärzte oder Pfleger, die in Großbritannien arbeiten möchten; denn wer hätte gewusst, dass unter den Fachärzten ausgerechnet die Chirurgen nicht mit Doctor, sondern mit Mr / Mrs oder gar Miss anzusprechen sind. Beschlossen wird der Anhang von einer Adressenliste.
Die Dialoge auf der Audio-CD sind in angemessenem, realistischem Tempo und deutlich gesprochen. Die Patienten sprechen mit unterschiedlichen, regionalen Akzenten, jedoch keinen Dialekt.
Als Ergänzung des Lehrwerkes würde man sich ein vertontes Glossar, am besten auf CD-ROM, wünschen; dann könnten sich die Lernenden die Aussprache des Fachwortschatzes und der medizinischen "Alltagssprache" auch außerhalb des Kurses besser einprägen. Denn auch gleich lautende Wörter wie "Paracetamol" werden natürlich auf Englisch anders ausgesprochen als z.B. im Deutschen.
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