Erfundene Realitäten
Mathias Énard, 1972 in Niort (Westfrankreich) geboren und heute in Barcelona Arabisch unterrichtend, hat mit "Zone" einen fulminanten, ungeheuer dichten und wunderbar rhythmischen Roman geschrieben, dessen Sog (Diktion und Zeichensetzung sind gewöhnungsbedürftig), ist man einmal drin, man sich nur mehr schwer entziehen kann. Das Buch ist witzig ("ich bin in Venedig, in jenem winzigen feuchten Appartement, in dem es nur in der Küche Licht gab, der Boden fiel ab, beim Schlafen ragten die Füsse aus dem Bett, was angeblich gut für den Kreislauf war"), scharf beobachtet ("und wie oft kam es vor, dass ich mich bei Tagesanbruch bei einem Kaffee mit den Lotsen und Schiffsführern der Vaporetti wiederfand für die ich nicht existierte, denn die Venezianer haben die atavistische Eigenschaft niemanden zu beachten der nicht zu ihnen gehört, Auswärtige nicht wahrzunehmen, sie verschwinden zu lassen, und diese souveräne Missachtung, diese sonderbare altmodische Erhabenheit des Hilfsbedürftigen, der die Hand, die ihn nährt, vollkommen übergeht, war nicht unangenehm, sondern im Gegenteil eine grosse Offenheit und Freiheit, fernab der kommerziellen Anbiederung die die ganze Welt heimgesucht hat, die ganze Welt ausser Venedig wo man einen weiter übergeht und nicht beachtet ..") und produziert ungeheuer starke Bilder im Kopf - ich jedenfalls wollte auf und davon und auf Reisen gehen, sofort, an Orte, die mich bislang noch gar nie gereizt haben, Alexandria, zum Beispiel ("ich bin häufig dorthin zurückgekehrt, und nicht nur im Traum, um mehr oder weniger geheime Geschäfte mit ägyptischen Generälen zum Abschluss zu bringen, deren Rang man nicht an der Zahl ihrer Sterne, sondern an der ihrer Mercedeslimousinen erkannte, Generälen die gegen den islamischen Terrorismus kämpften, sich aber jeden Abend sorgfältig die Stirn mit Glaspapier abtupften, damit die Haut aussah, als wäre sie vom Gebetsteppich aufgeraut, bis sie davon eine Schwiele bekamen und noch frommer aussahen als ihre Gegner ...").
Wovon das Buch handelt, ist mir nicht wirklich klar geworden (Klappentext lesen), doch es war mir egal, denn die vielen, spannenden und anregenden Geschichten (vom Nahen Osten, dem Balkankrieg, Freunden und Frauen), die es erzählt, verlangten so recht eigentlich auch gar nicht nach einem grösseren Ganzen, für mich jedenfalls nicht - mir war dieser "stream of consciousness" mehr als genug: " ... jetzt habe ich Hunger, ein wenig, vielleicht sollte ich etwas essen gehen oder vielmehr etwas trinken, wir fahren sehr schnell, es nieselt leicht, dieser Dezemberabend erinnert mich an die langen kroatischen Herbstnächte, die Maisfelder sind die gleichen, ebenso der Regen, 1991 in der Gegend von Osijek in Slawonien erfroren wir beinahe in unseren Kampfjacken und trotz meiner militärischen Vorbereitungen und meiner alpinen Erfahrung und ich hatte Angst, ich hatte von meinen Kameraden die meiste Erfahrung und ich hatte Angst ...".
Ein grossartiger Fabulierer - die Welten, von denen er in diesem Buch erzählt, schienen mir so gut erfunden als ob sie real wären Und für mich sind sie es geworden. Mehr kann ein Buch gar nicht leisten!
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Die Wiederholung